USA: Ups – Another Monster Miss! Inflation jumps to 4.2%! Is it Transitory? - Nord LB
Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Daten zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Zum mittlerweile elften Monat in Folge zog das Preisniveau an. Im April wurde ein Plus von 0,8% M/M gemeldet. Die Inflationsrate, die vor einem Jahr auf bis zu 0,1% Y/Y gefallen war, stieg nun auf 4,2% Y/Y. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten einen Zuwachs von 0,9% M/M. Die entsprechende Jahreskernrate stieg auf 3,0%.
Seit Monaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer aus gutem Grund wieder verstärkt auf die Preisentwicklungen. Die heutigen Daten stellen aber – wie eigentlich schon jene des US-Arbeitsmarktberichts vom vergangenen Freitag – eine massive Überraschung dar. Die Richtung deutlich nach oben war zwar erwartet worden, mit nun über 4% Y/Y liegt die Inflationsrate aber auf einem 12-Jahreshoch und mittlerweile deutlich über dem Zielbereich der Federal Reserve. Zudem dürfte im Monat Mai die Inflationsrate sogar wohl etwas weiter in Richtung 4,5% Y/Y ansteigen.
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass ein absehbarer statistischer Basiseffekt für einen Sprung in der Jahresrate mitverantwortlich war. Denn schließlich fiel das Minus von -0,7% M/M vom April letzten Jahres nun aus der Jahresstatistik heraus. Hinzu kamen Faktoren aus dem April dieses Jahres: Erstens hatten Lieferunterbrechungen die Preise für Waren und Dienstleistungen in die Höhe getrieben, was sich in Frachtkosten im Schiffsverkehr sowie bei einigen technischen Produkten widerspiegelte. Zweitens sorgten Wiedereröffnungen nach dem Lockdown und eine erhöhte (Konsum-)Nachfrage für weiteren Preisauftrieb. So sind die Gebrauchtwagenpreise, Event- wie auch Flugpreise massiv angestiegen. Hier entlud sich ein gestauter Konsumrausch, der sich auch wieder abschwächen dürfte. Drittens scheinen auch die dem Arbeitskräftemangel geschuldeten Lohnsteigerungen zu einer ersten Weitergabe an Endverbraucher gesorgt haben können.
Unseres Erachtens ist aber absehbar, dass es in diesem Aufwärtstempo keinesfalls weitergehen wird. Für die aktuellen Bewegungen sind einige Sondereffekte im Anschluss an Rezessionen verantwortlich. Die extrem expansiven Ausrichtungen von Geld und Fiskalpolitik werden nun natürlich nochmals lauter hinterfragt: Wie lange muss noch die Konjunkturunterstützung in diesem Umfang beibehalten werden? Das wird für die Fed, die über eine temporäre Inflation hinwegsehen möchte, weiter von den Arbeitsmarktdaten abhängen. Diskussionen über Tapering bleiben aber im Fokus!
Mittelfristig sehen wir aber ein langsames Nachgeben der Inflationsrate. Denn diese Pandemie wird einige Bevölkerungsgruppen nachhaltig negativ belasten – so sind weiterhin im Zuge der Pandemie immer noch 8 Millionen Beschäftigungen weggefallen. Die zu erwartende Erholungsphase dürfte – nach ersten euphorischen Monaten – gemäßigter ausfallen, was zudem höhere Preise als Korrektiv bereits bewirken könnten. Ewig sollte aber auch die Fiskalpolitik nicht derartig expansiv auftreten!
Fazit: Another Monster Miss! Die US-Konsumentenpreise stiegen im April um 0,8%% M/M, so dass die Inflationsrate auf ein 12-Jahreshoch bei 4,2% anzog. Im Mai dürfte nochmals ein kleiner Schnaps draufkommen! Als Gründe sind statistische Basiseffekte, Lieferengpässe (technische Produkte), ein erste Entladen von Konsumwünschen (Autos, Flüge, Events) sowie erste Effekte von Lohnzuwächsen zu nennen. Die Inflationsrate liegt mittlerweile deutlich über dem Zielbereich der Federal Reserve, die aber über temporäre Inflation hinwegsehen dürfte und mehr den Arbeitsmarkt im Fokus hat. Im Mai sehen wir aber die Spitze der Inflation erreicht, mittelfristig sehen wir ein langsames Nachgeben. Denn die Pandemie wird nachhaltig negativ belasten. Die zu erwartende Erholungsphase wird – nach ersten euphorischen Monaten – gemäßigter ausfallen. Inflation dürfte also ein temporäres Phänomen sein. Gestiegene US-Renditen sind gerechtfertigt, sie sollten aber nur moderat anziehen.