USA - ISM Services PMI: Personal verzweifelt gesucht! - Nord LB
Vor einigen Minuten sind in den USA aktuelle Daten zur Entwicklung des ISM Services PMI veröffentlicht worden. Dieser Indikator beruht bekanntlich auf einer Umfrage unter Einkaufsmanagern im für die US-Wirtschaft sehr wichtigen Dienstleistungssektor. Im Berichtsmonat April wurde für diese Zeitreihe nun ein Wert von 62,7 Punkten gemeldet. Damit bleibt die Marke von 60 Zählern bei diesem Einkaufsmanagerindex – trotz einer leichten Abschwächung – eindeutig im Blickfeld. Entsprechend wird auch am aktuellen Rand ein kräftiges Anziehen der ökonomischen Aktivität im Service-Bereich der Ökonomie der Vereinigten Staaten angezeigt.
Ein Blick auf die Details der heute veröffentlichten Zahlen offenbart zunächst, dass die Unterkomponente „Unternehmensaktivität“ im April ebenfalls einen Wert von 62,7 Zählern angenommen hat. Die tatsächlich realisierte ökonomischen Aktivität im Dienstleistungssektor der US-Volkswirtschaft legte also zu – die Dynamik des Anstiegs verlangsamt sich aber doch spürbar, was angesichts des im März erreichten sehr hohen Niveaus von 69,4 Punkten jedoch nicht unbedingt negativ interpretiert werden muss.
Beim Sub-Index „Aufträge“ kam es am aktuellen Rand zu einem Rückgang auf 63,2 Zähler. Die Zeitriehe kann sich damit immerhin oberhalb der Marke von 60 Punkten halten und signalisiert folglich noch immer ein ausgeprägtes Anziehen der Kundenanfragen.
Im April zeigte sich bei der Komponente „Beschäftigung“ ein Anstieg auf 58,8 Punkte. Die Firmen stellen somit noch zügiger neues Personal ein. Damit rückt nun auch bei dieser Zeitreihe die Marke von 60 Zählern ins Blickfeld.
Der Sub-Index „Preise“ legte ebenfalls zu. Gemeldet wurde hier ein Wert von immerhin 76,8 Punkten. Die Einkaufspreise der befragten Firmen erhöhen sich am aktuellen Rand also noch schneller als im Vormonat. Diese Nachricht passt ins Bild und könnte vor allem angesichts der jüngsten Kommentare Janet Yellens zum US-Zinsniveau durchaus eine gewisse Bedeutung für das Geschehen an den Finanzmärkten haben. Die Anleger werden daher alle relevanten Informationen zu nordamerikanischen Inflationsdaten in den kommenden Wochen wohl mit ganz besonderer Sorgfalt analysieren müssen.
Bei der Betrachtung der verbalen Rückmeldungen der befragten Einkaufsmanager zeigt sich ein ganz klarer Trend. Die Personalabteilungen der Service-Unternehmen in den USA kämpfen offenkundig mit einem ausgeprägten Mangel an verfügbarem Personal. Dieser Faktor scheint im Dienstleistungssektor der Wirtschaft der Vereinigten Staaten momentan eine größere Rolle zu spielen als in der Industrie. Letztere hat derzeit augenscheinlich noch mehr Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Vorprodukten; Mikrocontroller, Stahl und Kupfer spielen aber für Service-Firmen in der Summe keine ganz so große Rolle. Insofern dürften die heute veröffentlichten Rückmeldungen der Befragungsteilnehmer auch keine wirkliche Überraschung sein. Zudem wurden von vielen Befragten verschiedene Engpässe im Transport- und Logistikbereich thematisiert. In jedem Fall bleibt die Knappheit – offenbar in durchaus vielfältigen Formen – ein wichtiger Einflussfaktor für die nordamerikanische Ökonomie.
Fazit: Bei den heute gemeldeten Zahlen zum ISM Services PMI hat sich eine leichte Abschwächung der Zeitreihe ergeben. Mit 62,7 Punkten wird aber auch weiterhin ein kräftiges Wachstum der ökonomischen Aktivität bei den US-Dienstleistungsunternehmen angezeigt. Vor allem eine zunehmende Personalknappheit scheint die befragten Firmen jedoch mehr und mehr vor große Herausforderungen zu stellen. Mitarbeiter werden inzwischen offenkundig schon fast verzweifelt gesucht.