Alphabet, Facebook, Netflix & Co.: Sehr starke Ergebnisse in der laufenden Berichtssaison - Commerzbank
Lockerungen der Mobilitätsbeschränkungen (weltweit gesehen) sowie eine sehr niedrige Vergleichsbasis aus dem Vorjahr sorgen dafür, dass die bereits merklich angehobenen Gewinnerwartungen ähnlich wie die Vorjahresgewinne im ersten Quartal deutlich übertroffen werden. In den USA haben inzwischen mehr als die Hälfte (54%) der S&P 500 Konzerne ihre Zahlen vorgelegt und dabei die Erwartungen im Durchschnitt um knapp 23% übertroffen. Gegenüber dem ersten Krisenquartal im Frühjahr 2020 sind die Gewinne sogar um ca. 50,7% angewachsen. Auch der Umsatzvergleich fällt positiv aus. Bei 4% über den Erwartungen liegenden Umsätzen konnte man das Vorjahresniveau um 11% hinter sich lassen. Insgesamt 86% der Gewinnvorlagen lagen über den Erwartungen. Knapp ein Zehntel der Konzerne übertraf diese sogar um mindestens 50%. Den positivsten Eindruck hinterließen eindeutig die Branchen Finanzen, Gebrauchsgüter und Grundstoffe. Deutlich unterdurchschnittlich war das Ergebnis in der Gesundheitsbranche. Das erneut sehr schwache Luftfahrtsegment sorgte dafür, dass das Gesamtergebnis der Industrie um ca. 23% unter dem Vorjahr blieb. Neben den Quartalsvorlagen der Großbanken ragten vor allem die Zahlenwerke von Alphabet, Facebook, Netflix und des Logistikkonzerns UPS positiv heraus. Die größten Enttäuschungen lieferten die Biotechnologieunternehmen Amgen und Biogen, relativ schwach präsentierten sich auch der Pharmakonzern Merck & Co. und der Flugzeugproduzent Boeing. Auch die europäischen Berichtssaison ist inzwischen relativ weit vorangeschritten. Aktuell haben 46% der Unternehmen des Stoxx 600 ihre Zahlen veröffentlicht. Auch hier werden die Vorjahreswerte relativ deutlich (+41%) übertroffen. Im Durchschnitt liegen hier die Gewinne um 18% über den Prognosen.
Anleihen
Euroraum: PMI Dienstleistungen (Apr), 10:00 Uhr
Euroraum: Erzeugerpreise (Mrz), 11:00 Uhr
USA: ADP Beschäftigungsänderung (Apr), 14:15 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (Apr), 16:00 Uhr
Bei Staatsanleihen hellte sich gestern die Stimmung am frühen Nachmittag deutlich auf. Die Kurse stiegen an und die Renditen gingen zurück. Sie profitierten vor allem von der Eintrübung an den Aktienmärkten. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sank auf minus 0,25%. Der Euro gab gestern nach und testete die Marke von 1,20 US-Dollar. Nach Meldung eines Rekordhandelsbilanzdefizits in den USA legte die Gemeinschaftswährung jedoch wieder leicht zu. In den USA erhöhte sich das Handelsbilanzdefizit auf einen Rekordstand. Im März stieg es um 3,9 Mrd. auf 74,4 Mrd. US-Dollar. Schon seit den 80-er Jahren besteht in den USA ein Handelsdefizit. In der Coronakrise schwoll es kräftig an, da wichtige Exportmärkte der USA durch die Krise unter Druck gerieten. Der US-Außenhandel belebte sich im Zuge der Konjunkturerholung zwar wieder im März: Die Exporte stiegen um 6,6% M/M an und die Importe um 6,3% M/M. Auf Jahresbasis stiegen die Exporte aber lediglich um 8,1%, die Importe aber um 18,1%. Im weiteren Jahresverlauf haben die Exporte mehr Potenzial sich zu erholen als die Importe, so dass sich die Handelsbilanz wieder einengen dürfte. In Großbritannien stieg der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im April von 58,9 auf 60,9 Punkte, den höchsten Stand seit 1994 und leicht über der Erstschätzung von 60,7 Punkten. Die weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen im In- und Ausland führen offenbar zu einem deutlichen Wachstumsschub der britischen Industrie. Noch sind die Exporte jedoch verhalten und es gibt Probleme bei den Lieferketten. Trotzdem wird spekuliert, dass die Bank of England bereits am Donnerstag auf ihrer Sitzung eine Reduktion der Wertpapierkäufe signalisieren könnte.
Aktien
Europa: Deutsche Post, Hugo Boss, Morphosys, Norma, Siemens Energy, Intesa Sanpaolo, Q1
USA: Barrick Gold, GM, Q1
Die Aktienmärkte verbuchten gestern einen lange nicht gesehenen Verlusttag. Erneut aufkommende Zins- und Inflationssorgen drückten vor allem auf die Kurse der Wachstumswerte und ließen viele Anleger rasch ins Lager der Vorsichtigen, wenn nicht gar Pessimisten wechseln. Der Dax gab als schwächster und schwankungsfreudigster europäischer Index 2,5% ab. Beim Euro Stoxx 50 waren es -1,8%, im Stoxx 600 -1,4%. Nur der Energiebereich konnte sich mit dem um über 2% zulegenden Ölpreis auf Vortagesstand halten. Ganz am Ende lag Technologie (-3,7%) und der zyklische Konsum (-1,8%). Im DAX gab es ebenfalls nur Verlierer. Die Spanne reichte von -0,1% bei Deutscher Telekom bis zu -5,9% bei Infineon trotz guter Zahlen. Auch Merck und Vonovia verloren um 5%. Noch schlimmer erwischte es trotz eigentlich guter Zahlen Teamviewer (-12,3%) und Nordex (-9%) im MDAX. In den USA schaffte der Dow Jones (+0,1%) am Ende immerhin noch die schwarze Null. Der S&P 500 verlor 0,7%, die Nasdaq gar 1,9%. Unter die Räder gerieten mit den neuerlichen Zinssorgen die Technologietitel (-1,9%). Dagegen legten Grundstoffe (+1%) und Finanzwerte (+0,7%) zu. Dies sorgte im Dow für eine gewisse Balance: Apple (-3,6%), Salesforce (-2,9%) und Microsoft (-1,7%) ganz am Ende standen mit Dow (+2,6%) und Caterpillar (+2,2%) auch nennenswerte Gewinner gegenüber. Pfizer (+0,3%) erhöhte die Prognose. Gar nicht immun zeigten sich die Impfstoffhersteller: Moderna gab 7% ab. Biontec gar 15%. In Asien sind heute die Märkte in Japan und China sowie zusätzlich in Korea geschlossen. Die anderen Börsen sind überwiegend leichter. In Europa sieht es nach einer vorsichtigen Stabilisierung aus.