Lufthansa Aktie vor Konsolidierung? Zahlen könnten Höhenflug beenden
12,375 Euro als bisheriges Tagestief, aktuell 12,605 Euro und 1,41 Prozent Minus: Die Lufthansa Aktie reagiert negativ auf die heute veröffentlichten Zahlen für 2020, die stark von den Folgen der Corona-Pandemie geprägt sind. Oder vielleicht treffender: Es werden Gewinne mitgenommen, nachdem Lufthansas Aktienkurs seit Ende Oktober des vergangenen Jahres eine Rallye von 7,03 Euro auf Montag erreichte 12,96 Euro auf das Parkett gelegt hat. Anleger zelebrierten mit dem Anstieg den erhofften Boom in der Reise-Branche. Nach dem Ende des Lockdowns soll diese, so die Spekulation, von immensen Nachholeffekten profitieren.
Die Lufthansa lässt sich nicht lange bitten und schürt diese Hoffnungen heute - auch wenn der Aktienkurs fällt. Man bereite sich auf einen starken Nachfrageanstieg 2021 vor, meldet das schon länger nicht mehr im DAX-notierende MDAX-Unternehmen am Donnerstagmorgen: „Für das Gesamtjahr 2021 rechnet der Konzern mit einer Angebotskapazität von 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2019” - weniger als bisher. „Die Erwartung bleibt weiterhin, dass positive operative Cashflows erzielt werden, wenn die angebotene Kapazität über 50 Prozent liegt”, so die Lufthansa zum Ausblick. Für das erste Quartal erwartet man aber noch monatlich 300 Millionen Euro an Mittelabflüssen. Im Gesamtjahr soll der operative Verlust geringer ausfallen als 2020.
„Dank unserer jüngsten Finanzierungsmaßnahmen steht uns ausreichend Liquidität zur Verfügung, um auch einem weiter schwierigen Marktumfeld zu trotzen. Im nächsten Schritt geht es nun darum, unsere Bilanz zu stärken und Schulden abzubauen”, sagt Lufthansa-Finanzvorstand Remco Steenbergen - da klingelt, zwar unausgesprochen, vor dem Hintergrund des deutlichen Kursanstiegs seit Ende Oktober wohl auch das Wort „Kapitalerhöhungen” in den Köpfen einiger Börsianer - neben den weiter offenen Instrumenten aus dem staatlichen sogenannten Stabilisierungspaket. „Dabei werden wir unsere Kosten durch eine erfolgreiche Restrukturierung senken. Unser Krisen- und Kostenmanagement hat deutlich schneller gegriffen als ursprünglich geplant. Gleichzeitig hat sich unser Geschäft langsamer erholt als zunächst gehofft. Neben der Rückzahlung der staatlichen Stabilisierungsmittel ist das Ziel unserer Finanzstrategie, dass die Finanzmärkte unsere Kreditwürdigkeit mittelfristig wieder mit einem Investment Grade bewerten“, so der Manager.
Die Zahlen für 2020 zeigen dagegen noch das triste Bild der COVID-19 Pandemiefolgen, die reihenweise zu Stilllegungen im Passagier-Flugverkehr führte und die Branche in eine dramatische Situation brachte. Für die Lufthansa bedeutete dies einen Umsatzeinbruch von 36,4 Milliarden Euro auf 13,6 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern wurde auf bereinigter Basis aus 2 Milliarden Euro Gewinn im Jahr 2019 ein Verlust von 5,45 Milliarden Euro im Jahr 2020. Unter dem Strich sinkt das Ergebnis um fast 8 Milliarden Euro auf einen Verlust von 6,73 Milliarden Euro bzw. 12,51 Euro je Lufthansa Aktie. Die Nettokreditverschuldung ist von 6,7 Milliarden Euro auf 9,2 Milliarden Euro gestiegen.
Und die Lufthansa Aktie? Die schwebt in der Gefahr, dass aus den aktuell noch leichten Gewinnmitnahmen eine deutliche Konsolidierung wird, nachdem sich der MDAX-Titel seit Ende Oktober im Wert nahezu verdoppelt hatte. Wichtige charttechnische Signalmarken zwischen 12,28 Euro und 12,56 Euro werden aktuell getestet. Ein Rutsch unter diese charttechnische Unterstützungszone könnte eine deutlich stärkere Konsolidierungsbewegung und weitere Gewinnmitnahmen auslösen. Der Blick auf den Kursverlauf der Lufthansa Aktie zeigt nächste Unterstützungsmarken in der Zone zwischen 10,80 Euro und 11,29 Euro.