Ölpreise von rd. 60 USD/Barrel zu verlockend für die US-Schieferöl-Produzenten - Commerzbank

Dank wieder gestiegener Ölpreise (aktuell rd. 60 USD/Barrel) haben sich die Gewinnaussichten der Öl- und Gas-Industrie, insbesondere aber die der US-Schiefergas-/öl-Produzenten höher zum Ölpreis exponiert als z.B. integrierte Öl- und Gasunternehmen), wieder deutlich aufgehellt. Ein Ölpreis von 45-50 USD/Barrel ist für die meisten US-Schieferöl-Anbieter ausreichend, um gewinnbringend produzieren zu können. Nach dem Ölpreiseinbruch vor noch weniger als einem Jahr (Flutung der Märkte mit Öl aus Saudi-Arabien, Coronakrise), als die zum Teil stark verschuldete Öl- und Gasindustrie ihre Investitionen und Produktion erheblich kürzen musste, sind die Cash Flows der meisten US-Schieferöl-Produzenten aufgrund gestiegener Öl- und Gaspreise (unterstützt durch deutliche Produktionskürzungen von OPEC/Russland, konjunkturelle Erholung) wieder im positiven Bereich. Dem Drang, die Produktion anzukurbeln, dürften nur wenige widerstehen können. Ein gutes Indiz für die Aktivitäten im US-Schieferöl-Bereich ist die Entwicklung der Anzahl der horizontalen US-Bohranlagen. Seit dem letzten Tief (220 im Juli 2020, lt. Baker Hughes) sind diese um mehr als 60% auf zuletzt 356 gestiegen, liegen aber noch erheblich unter dem Vorjahreswert (713). Das von der Biden-Administration verhängte einjährige Moratorium (Verbot neuer Öl- und Gasbohrlizenzen für staatliche Areale) betrifft rd. 25% der US-Ölproduktion (dav. rd. 40% Schieferöl, rd. 60% Golf von Mexiko und Alaska), dürfte aber kurzfristig kein Produktionshindernis sein. Viele Wettbewerber haben sich im Vorfeld der US-Wahlen mit neuen Genehmigungen eingedeckt. Sollte sich der Trend steigender Bohraktivitäten in den großen Schiefergas-/öl-Gebieten (v.a. Eagle Ford, Bakken, Permisches Becken) weiter fortsetzen, würden das globale Ölangebot merklich steigen und perspektivisch für Druck auf den Ölpreis sorgen.
Anleihen
Euroraum: Arbeitslosenquote (Januar), 11:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Januar), 16:00 Uhr
Am gestrigen Handelstag kamen die Staatsanleihekurse erneut unter Druck. Die Rendite zehnjähriger Bundespapiere stieg um sieben Basispunkte auf minus 0,28%. Die laufende Verzinsung zehnjähriger US-Treasuries erhöhte sich zwischenzeitlich um fast zehn Basispunkte auf 1,49%. Zum gestrigen Renditeanstieg dürfte auch die Begebung der neuen fünfzehnjährigen Bundesanleihe beigetragen haben. Die im Mai 2036 fällig werdende 3 Mrd. Euro große Emission wurde mit 100,90 gepreist, was einer Rendite von minus 0,06% entsprach. Italien begab seine erste grüne Staatsanleihe. Das bis zum Jahr 2045 laufende Papier zog Kaufaufträge von über 80 Mrd. Euro an. Angesichts dieser hohen Nachfrage stockte die italienische Schuldenverwaltung das Emissionsvolumen von 7 auf 8,5 Mrd. Euro auf. Der Risikoaufschlag gegenüber der bestehenden 2041er Staatsanleihe fiel mit 12 Basispunktes sogar niedriger aus als die anfänglich avisierten 15 Basispunkte. Die Emissionsrendite betrug damit 1,547%. Dieses Beispiel unterstreicht das Dilemma vieler Anleger in einem seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsumfeld. Italiens Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt liegt immerhin bei rund 160%. Trotz Italiens extrem hoher Verschuldung und einer ständig wechselnden Regierung ist das Land ein gefragter Schuldner geworden. Die EZB als Versicherung lässt grüßen. Die gestern gemeldeten Einkaufsmanagerindizes der Dienstleistungsunternehmen für den Euroraum (final) bzw. Italien und Spanien machen zumindest etwas Mut. Sie lagen im Februar jeweils über den Erwartungen und verbesserten sich gegenüber dem Vormonat. Allerdings befinden sie sich alle im rezessiven Bereich, was bei den anhaltenden Coronabeschränkungen auch kein Wunder ist.
Aktien
Gea Group, Henkel, Lufthansa, Jahresergebnis
Knorr-Bremse, Merck KGaA, Bilanz-PK (online)
ProSiebenSat.1, Jahresergebnis
SAP, Vonovia, Geschäftsbericht, Bilanz-PK (online)
Nach den freundlichen Vorgaben aus Asien (insbesondere in China und Hongkong) tendierten die europäischen Aktienmärkte zur Wochenmitte zunächst freundlich, bevor nachmittags u.a. wegen eines enttäuschenden US-Arbeitsmarktberichts sowie steigender Zinsen Verkaufsdruck einsetzte. Die relevanten Leitindizes wiesen Verluste von bis zu 0,4% (Schweiz) auf. Für Rückenwind sorgten zu Beginn unter anderem Fortschritte beim Impfen sowie weiterhin die Hoffnung auf ein baldiges billionenschweres US-Konjunkturpaket, über das nach wie vor verhandelt wird. Hinzu kommen Öffnungsperspektiven (wie in Deutschland), wenn auch zunächst mit angezogener Handbremse. Der Dax (+0,3%) erzielte gestern Vormittag ein neues Rekordhoch von 14.197 Punkten. Allerdings folgten in der zweiten Handelshälfte spürbare Gewinnmitnahmen. Gefragt waren insbesondere Automobilwerte wie Volkswagen (+4,7%), Daimler (+1,6%) oder BMW (+4,9%) sowie deren Zulieferer (Continental: +5,4%). Hier spiegelt sich vor allem die Hoffnung auf eine kräftige Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr 2021 wider. Der Kurs der Deutschen Bank legte um 2,3% zu. Unterstützung kam hier von steigenden Zinsen. IT-Werte wie SAP (-0,4%) oder Infineon (-1,7%) tendierten hingegen schwächer. In Europa führten Reise- & Freizeitaktien die Performancerangliste an (+2,7%). Versorgerwerte büßten dagegen als Tagesverlierer im Schnitt 2,6% ein. Die US-Börsen tendierten angesichts steigender Zinsen schwächer. Der S&P 500-Index verlor 1,3%. Auf Sektorenebene waren v.a. Energiewerte (+1,4%) gesucht, wohingegen IT-Aktien im Schnitt 2,5% einbüßten (Nasdaq Composite: -2,7%). Die Börsen in Asien tendierten ebenfalls schwächer. Auch hier belastete der Ausverkauf am Rentenmarkt.