China: Stimmung der Unternehmen (wohl nur) durch Neujahrsfest belastet! - Nord LB
Während Amerika und Europa weiterhin unter den Folgen der Ausbreitung der Pandemie leiden, lässt ein Blick auf die über das Wochenende vorgelegten Stimmungsumfragen aus China für den Berichtsmonat Februar erkennen, wie China als „Vorreiter“ (keinesfalls als „Vorbild“) der Entwicklungen die medizinische und damit konjunkturelle Krise größtenteils hinter sich gelassen hat.
Das bisher recht positive wirtschaftliche Bild Chinas hat dennoch mit der neuesten Reihe an Stimmungsumfragen einen leichten Dämpfer erhalten: Die Werte der Unternehmensumfragen notieren zwar weiter über der Expansionsschwelle von 50 Punkten – seit mittlerweile nun elf Monaten – doch wird die Drosselung des Tempos immer markanter. In den letzten drei Monaten ist der Optimismus im Reich der Mitte demnach sukzessive zurückgegangen.
In Details gab der offizielle CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor von 51,3 Punkte auf 50,6 Punkte nach. Das ist der tiefste Stand seit Mai. Der etwas exportlastigere Caixin PMI präsentierte ähnliche Tendenzen. Rückläufigere Ergebnisse waren auch vom CFLP PMI Non-Manufacturing zu verzeichnen: Der Index, der Dienstleistungen und den Bau berücksichtigt, fiel von 52,4 Punkte auf 51,4 Punkte, nachdem er bereits im Vormonat deutlich zurückging. Insgesamt lagen die Zahlen unter den Markterwartungen.
Sicherlich spielen die aufgrund der Ängste vor einer erneuten Ausbreitung von Covid-19 erlassenen Reisebeschränkungen zum Neujahrsfest (ab 12. Februar) eine wichtige Rolle für die Rückgänge. Die Restriktionen belasteten die Dienstleistungen. Offenbar trugen die bei den Fabriken verbliebenden Arbeiter etwas zur Stabilisierung der Produktion bei. Auffallend sind das Abtauchen der CFLP Exportkomponente auf 48,8 von 50,2 Punkte und der Baukomponente auf 54,7 von 60,0 Punkten.
Zusammengenommen kann für China von einer Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Aktivität ausgegangen werden. Das Tempo nimmt allerdings ab. China kehrte bereits auf einen Erholungspfad zurück und hat das Niveau von vor der Corona-Krise überschritten. Es ist zu vermuten, dass für die erneute leichte Stimmungseintrübung der Februarzahlen vor allem saisonale Effekte verantwortlich waren. Dennoch ist über die letzten drei Monate ein gewisser (Abwärts-)Trend nicht zu verleugnen. Spannend könnt es für China werden, wenn im Zuge der weltweiten Impfkampagnen andere Länder ihre Produktion wieder hochfahren und als Wettbewerber auftreten – dann dürfte allerdings auch die jeweilige Konsumbereitschaft in den jeweiligen Ländern steigen.
China wird darauf fokussiert bleiben, die Beschäftigung hoch zu halten und so den Binnenkonsum zu forcieren. Dabei müssen lokale Ausbrüche von Covid-19 begrenzt werden. Angesichts der Probleme, die Peking mit seinem nationalen All-Machtanspruch (Hongkong, Xinijang, Tibet) und den Machtspielchen international (Südchinesisches Meer) hat, will sich China auf seine innere Stabilisierung kümmern – um die „Einheit“ nicht zu gefährden. Die Entscheidungen auf dem am Freitag startenden „Nationalen Volkskongress“ bilden eine Basis für Konjunktur und (Innen-)Politik.
Fazit: Die Umfragen von CFLP und Caixin unter chinesischen Unternehmen bleiben zwar den elften Monat in Folge im Expansionsbereich über 50 Punkte, sie gaben aber den dritten Monat in Folge nach und notieren auf dem tiefsten Stand seit dem Frühsommer. Insbesondere der Erholungsprozess im Dienstleistungssektor verlor an Dynamik. Sicherlich spielen dabei die Covid-19-bedingt erlassenen Reisebeschränkungen zum Neujahrsfest (ab 12.02.) eine wichtige Rolle. Insofern kann wohl von einem saisonalen Effekt gesprochen werden. Dennoch ist über die letzten drei Monate ein gewisser (Abwärts-)Trend nicht zu verleugnen. Impulse können vom jährlichen „Nationalen Volkskongress“ ab dem nächsten Freitag kommen – für die Wirtschaft und (Innen-)Politik. Ein Wachstumsziel von über 6% ist denkbar.