Die Industrieproduktion im Euroraum ging im Dezember überraschend deutlich zurück - Commerzbank Kolumne
Im Dezember fiel die Industrieproduktion im Euroraum überraschend schwächer als erwartet aus. Gegenüber dem Vormonat sank sie um 1,6% (Erwartung -0,8% M/M). Nach dem drastischen Einbruch zu Beginn der Coronakrise in den Monaten März und April des vergangenen Jahres konnte sich die Industrie zunächst erholen und war bis zum November zum Teil kräftig gestiegen (Ausnahme September -0,1%). Insgesamt liegt sie aber noch immer unter dem Niveau des Vorjahres. In den USA war der Einbruch nicht so stark und die Erholung gestaltet sich dynamischer.
Anleihen
Deutschland: ZEW-Index (Feb) 11:00 Uhr
Euroraum: Bruttoinlandsprodukt (Q4) 11:00 Uhr
USA: Empire State Index (Feb) 14:30 Uhr
Karl Lauterbach und Bayerntrainer Hansi Flick streiten darüber, ob ein Fußballturnier in Katar ein unnötiges Infektionsrisiko darstellt und an der deutsch-tschechischen Grenze bildeten sich wegen der vorgeschriebenen PCR-Test lange Staus. Derweil scheint der Zuversicht der Marktteilnehmer keine Grenze gesetzt zu sein. Am Rentenmarkt spiegelt sich das in steigenden Renditen wider. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen stieg auf -0,38% - jene von US-Staatsanleihen auf 1,23%. Das Kalkül der Investoren ist, dass mit den sinkenden Infektionszahlen die Nachfrage kräftig zurückkommt. Hinzukommt beispielsweise in den USA ein Konjunkturpaket von knapp 2.000 Mrd. US-Dollar oder 10% gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Da sich in der EU die Auszahlung der Mittel zur Bekämpfung der Krisenfolgen verzögert, droht der Aufbaufonds prozyklisch zu wirken: Die Zahlungen werden in diesem Jahr nur langsam anlaufen und die meisten Gelder werden wohl 2023/24 fließen. Mit 140 Mrd. Euro entsprechen sie einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes und kurbeln die Nachfrage dann zusätzlich an, wenn die Coronakrise bereits überwunden sein dürfte. Vor diesem Hintergrund wachsen die Inflationssorgen in den USA und im Euroraum gleichermaßen. So ist die zehn Jahre nach vorne blickende Breakeven Inflationsrate in den USA von 0,5% im März 2020 auf aktuell 2,23% angestiegen. Die Bewegung war im Euroraum weniger stark von 0,24% im März auf 1,09%. Im Euroraum ist die Industrieproduktion im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 1,6% zurückgefallen. Im Vergleich zum Dezember 2019 ergab sich zum Jahresschluss damit eine Lücke von -0,8%. Angesichts der wirtschaftlichen Einschränkungen 2020 ein eher geringer Rückstand.
Aktien
Europa: BHP, Glencore, Zahlen Q4
Mit den ausgedehnten Feiertagen zum chinesischen Neujahr und Washingtons Geburtstag in USA blieben die anderen Märkte in Asien und Europa ihrem eigenen Optimismus überlassen. Historische Dimensionen zeigten sich dabei am japanischen Aktienmarkt: der wichtige Topix-Index übertraf die Hochs aus 2018 und schloss knapp unter dem Wert vom 03.06.1991, also vor fast 30 Jahren! In Europa hielt sich der DAX (+0,4%) dezent im Hintergrund, während andere europäischen Märkte richtig aufblühten. Der britische FTSE100 legte um starke 2,5% zu. Hier steigerten die Impffortschritte die Hoffnungen auf Lockerungen. Der markbreite europäische Stoxx 600 schloss mit 1,4% ebenfalls deutlich höher. Die Sektorenbilanz zeigt die entfachte zyklische Fantasie, denn Energie (+3,6%), Finanzwerte (+1,9%), Grundstoffe (+1,8%) und der zyklische Konsum (+1,8%) waren die Haupttreiber und kein Sektor schloss im Minus. Die drei Schwergewichte im DAX (SAP, Linde, Siemens) wollten gestern nicht auf Touren kommen und bremsten den deutschen Index. Siemens (-1,6%) war schwächster Titel im DAX. Beste Werte waren mit Zuwächsen über 2% dagegen MTU und Deutsche Bank. Gut lief es auch bei den Nebenwerten mit DAX (+1%) und SDAX (+1,3%). Thyssen und Lanxess kamen fast um 5% voran. Star in Europa war gestern Vivendi (+19,6%), wo die Nachricht der Börseneinführung der Tochter UMG (Universal Music Group) ohne Kontrollmehrheit den Kurs nach oben katapultierte und den Konglomeratsabschlag deutlich abschmolz. Die asiatischen Märkte handeln heute erneut höher. Während China noch bis morgen feiert, stiegen die Kurse in Hong Kong um fast 2%. Japan sattelte noch einmal ein halbes Prozent drauf. Damit sind die Vorzeichen für die europäischen Märkte erneut positiv.