USA: Inflation als laues Lüftchen vor anstehendem (nur zwischenzeitlichem) Sturm! - Nord LB
Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Daten zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Nach drei Rückgängen in Folge im letzten Frühjahr zog das Preisniveau auf Verbraucherpreisebene nun den mittlerweile achten Monat in Folge an. Im Berichtsmonat Januar wurde ein Plus von 0,3% M/M gemeldet. Die Inflationsrate, die im Mai letzten Jahres auf bis zu 0,1% gefallen war, liegt bei unveränderten 1,4% Y/Y. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten überraschenderweise keine Veränderung. Die Jahresrate fiel auf 1,4%.
Die Preisentwicklungen spielten in den letzten Monaten kaum eine Rolle – weder für die Finanzmarktteilnehmer, noch für die Notenbanker. Die Federal Reserve orientierte die Geldpolitik ausschließlich an den konjunkturellen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie. Das bleibt auch so.
Dennoch scheint sich der Fokus nun ein wenig zu ändern: Einige Marktteilnehmer positionieren sich bereits in Erwartung eines (rasanten) Anstiegs der Inflationsrate. So zog die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries seit Jahresbeginn deutlich an. Von 0,90% Ende 2020 ging es bis 1,15%.
Mehrere Gründe sind für nun höhere US-Renditen aufzuführen: Erstens dürfte eine zu erwartende nochmals expansiver ausgerichtete Fiskalpolitik auch ein höheres Emissionsvolumen (Wertpapierangebot) implizieren. Zweitens werden mit den Impfungen die Perspektiven für eine konjunkturelle Aufhellung im Verlauf von 2021 immer besser. Eine konjunkturelle Boomphase könnte im Anschluss an die Pandemie also bevorstehen. Dies gilt umso mehr, da die hochgeschnellte Sparquote nur darauf wartet, in den US-Malls wieder abgebaut zu werden. Drittens muss deswegen und aus Gründen der höheren Staatsverschuldung und –ausgaben mit einem Anziehen der Inflation gerechnet werden. Erhöhte Inflationserwartungen treiben also die Zinsen in die Höhe.
Wir möchten hier aber klar unterscheiden zwischen den kurz- und mittelfristigen Effekten bei der Inflation: In der Tat müssen wir uns aufgrund von absehbaren statistischen Basiseffekten auf ein Hochschießen der US-Inflationsrate im Verlauf des II. Quartal auf über 3% einstellen. Hinzu kommen bereits spürbar höhere Öl- und Benzinpreise sowie ein verstärkter Konsum (hohe Sparquote, staatliches Finanzpaket). Das alles sollte also nicht überraschen! Im Anschluss daran und damit mittelfristig sehen wir aber keine nachhaltig zu hohe Inflationsrate. Denn diese Pandemie wird auch Blessuren längerfristiger Art mit sich bringen (u.a. auf dem Arbeitsmarkt). Die zu erwartende Erholungsphase wird also gebremst ausfallen (sogenannte Hysterese), so dass es bei unserer Annahme einer noch länger zu erwartenden Aufrechterhaltung einer akkomodierenden Fed-Geldpolitik bleibt. Das impliziert zwar perspektivisch steigende US-Renditen, aber nur langsam.
Fazit: Die US-Konsumentenpreise zogen im Januar um 0,3% M/M an, so dass die Inflationsrate bei 1,4% stagnierte. Spielten die Preisdaten in 2020 keine Rolle, dürften sie in 2021 stärker beachtet werden: So rechnen wir mit einem Anziehen der US-Inflationsrate im Verlauf des II. Quartal auf über 3%! Erhöhte Inflationserwartungen treiben derzeit auch die US-Renditen höher. Wir möchten aber klar unterscheiden zwischen diesem kurz- und einem mittelfristigen Effekt: In der Tat sind statistische Basiseffekte im Frühjahr absehbar, die wie höhere Öl- und Benzinpreise und eine hoffentlich steigende Konsumnachfrage zu einem Preisanstieg beitragen werden. Das alles sollte im Sommer niemanden überraschen! Mittelfristig jedoch halten wir derzeit kursierende Inflationsängste für übertrieben. Denn die Pandemie wird Blessuren längerfristiger Art mit sich bringen, so dass die Erholungsphase gebremst ausfallen wird (sogenannte Hysterese). Eine akkomodierende Fed-Geldpolitik bleibt noch länger notwendig. Das Szenario impliziert zwar perspektivisch steigende US-Renditen, aber aufgrund der abgeschwächten Konjunkturdynamik nur langsam.