Gute Auftragslage: Produzierendes Gewerbe in Deutschland bleibt Stütze der Konjunktur - Commerzbank Kolumne
Das deutsche produzierende Gewerbe profitiert derzeit von der kräftigen Nachfrage in China. Die Lockdownmaßnahmen bremsen dagegen kaum. So erfüllt die Industrie weiterhin ihre Rolle als Konjunkturstütze – kann aber Produktionsrückgänge in den anderen Bereichen nicht ausgleichen. Gemeldet wurde gestern freilich eine Stagnation der Industrieproduktion im Dezember ggü. Vormonat, doch dies ist wie häufig nur Schwankungen in der Energieproduktion geschuldet. Rechnet man nur das produzierende Gewerbe, dann ergibt sich ein Zuwachs von 0,9% zum Vormonat. Angesichts der guten Auftragslage dürfte es in den nächsten Monaten trotz schlechter Stimmung weiter aufwärts gehen.
Anleihen
Deutschland: Exporte (Dezember), 8:00 Uhr
Italien: Industrieproduktion (Dezember), 10:00 Uhr
Zum Wochenauftakt verzeichneten Bundesanleihen bis zum Nachmittag Kursverluste. Die Rendite zehnjähriger Bundespapiere stieg zwischenzeitlich bis auf minus 0,41%, den höchsten Stand seit September letzten Jahres. Am Spätnachmittag erholten sich die Kurse jedoch leicht. An den Märkten wird vermehrt das Thema Inflation diskutiert. Auslöser ist die sehr großzügige Geld- und Finanzpolitik in vielen Ländern. Besondere Aufmerksamkeit erhält derzeit das 1,9 Billionen Dollar schwere Konjunkturpaket, das die US-Regierung auflegen will. Einige renommierte Ökonomen, die sonst eher nicht mit Inflationswarnungen auf sich aufmerksam machen, kritisierten das Konjunkturpaket als zu großzügig. Dazu gehören der populäre US-Volkswirt Larry Summers und der ehemalige IWF-Chefökonom Olivier Blanchard. So rechnet Blanchard vor, ohne die Coronakrise wäre die US-Wirtschaft nur um höchstens 900 Mrd. US-Dollar größer. Dank des ersten Rettungspaketes im Frühjahr 2020 und mangelnder Konsummöglichkeiten hätten die US-Bürger ihre Ersparnisse um 1,6 Billionen US-Dollar erhöht. Diese gesparte Summe zuzüglich des 900-Mrd.-USD-Hilfspaketes im Dezember und jetzt die aktuell geplanten 1,9 Billionen würden die Ausfälle der Volkswirtschaft deutlich übersteigen. Die US-Renditen sind daher in den vergangenen Tagen kräftig angezogen. Die inflationsindexierte zehnjährige US-Staatsanleihe wies gestern eine erwartete Inflationsrate von 2,21% aus, so hoch wie zuletzt 2014. Nur auf den ersten Blick enttäuschte gestern die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Dezember. Sie stagnierte nur gegenüber dem Vormonat. Die Industrie im engeren Sinne steigerte jedoch ihre Produktion erneut um 0,9% M/M (siehe „Im Blickpunkt“). Die deutschen Exporte stiegen wider Erwarten im Dezember leicht um 0,1% M/M.
Aktien
Teamviewer, Twitter, Ergebnis Q4
Total, Tui, Jahresergebnis, Ergebnis Q1
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend freundlich, auch wenn die Anfangsgewinne im Tagesverlauf oftmals nicht gehalten werden konnten. Die Vorgaben aus Übersee waren sehr gut. Bereits am Freitag konnten sowohl der S&P 500-Index als auch der Nasdaq CompositeIndex getragen von der Hoffnung auf ein billionenschweres US-Konjunkturpaket neue Allzeithochs markieren. Auch der Nikkei 225-Index erzielte zu Wochenbeginn kräftige Gewinne (+2,1%) und kletterte somit auf den höchsten Schlussstand seit mehr als dreißig Jahren. Die steigende Risikoneigung der Investoren spiegelt sich auch an den Rohstoffmärkten wider; so kletterte der Ölpreis zu Wochenbeginn weiter nach oben und überwand die Marke von 60 USD. Die Sorge vor einer dritten Coronawelle infolge vermehrter Virusmutanten wird durch die Hoffnung auf eine an Fahrt aufnehmende globale Impftätigkeit im ersten Halbjahr überkompensiert. Die europäischen Leitindizes gewannen in diesem Umfeld in der Spitze 1,5% (Italien). Der Dax markierte bei Handelsbeginn ein neues Allzeithoch (14.169 Punkte); allerdings konnte er seine Anfangsgewinne nicht verteidigen und notierte nur minimal über dem Schlusskurs vom Freitag. Tagesgewinner war die Aktie von Infineon (+3,8%). RWE büßte dagegen 3,5% ein. Auf europäischer Sektorenebene waren vor allem Rohstoffwerte gesucht, die im Schnitt um 2,2% zulegten. Versorgeraktien (-1,1%) zählten dagegen zu den Tagesverlierern. Die US-Börsen tendierten freundlicher. Alle drei Leitindizes erzielten v.a. angetrieben durch Hoffnungen auf üppige fiskalische und geldpolitische Impulse neue Allzeithochs. Auf Sektorenebene lagen Energiewerte (+4,2%) vorne. Dagegen gaben Versorgeraktien als Tagesverlierer im Schnitt um 0,8% nach. Die Börsen in Asien tendierten nach dem freundlichen Wochenauftakt uneinheitlich.