Am Morgen: RWE, Talanx, Ford und Sanofi im Fokus - Nord LB Kolumne
Deutsche Industrie im Dezember mit rückläufigen Bestellungen: Erstmals seit acht Monaten sind die Auftragseingänge der deutschen Firmen im Dezember um 1,9% zum Vormonat gefallen und damit überraschend stark zurückgegangen. Die Exportaufträge fielen dabei mit -2,3% stärker als die Bestellungen aus Deutschland (-0,9%), was vor allem auf die schwachen Orders aus dem Euroraum (-7,5%) zurückzuführen war. Durch die Aufholjagd der vergangenen Monate ist das Vorkrisenniveau aber dennoch übertroffen worden: Gemessen am Februar 2020 liegen die Bestellungen um 2,6% höher. Im Gesamtjahr 2020 ergab sich jedoch kalenderbereinigt ein Minus von 7,2% gegenüber dem Vorjahreswert.
Die US-Arbeitsmarktdaten fielen im Januar gemischt aus: Während der Stellenaufbau mit 50.000 (und Revisionen der Vormonate um 160.000 nach unten) enttäuschte, kann die auf 6,3% gefallene Arbeitslosenquote als erfreulich bezeichnet werden. Die Beschäftigungsdynamik ist zuletzt ins Stocken geraten.
Rentenmarkt
Die Kurse der Bundesanleihen haben weiter an Boden verloren. Die 10-jährige Anleihe rentierte zwischenzeitlich so hoch wie zuletzt im September des vergangenen Jahres. Erneut sind die Renditen der US-Staatsanleihen etwas gestiegen. Anleger bevorzugen aktuell eindeutig den Aktienmarkt.
Aktienmarkt
Nach einem Start mit abermals festeren Notierungen ging dem deutschen Aktienmarkt vor dem Wochenende die Puste aus. DAX -0,03%, MDAX +0,12%, TecDAX +0,10%. Linde stiegen nach Bekanntgabe der 2020er-Zahlen um 1,38%. Der Industriegase-Hersteller hat im abgelaufenen Jahr mit seinem Nettogewinn positiv überrascht.
US-Anleger haben sich auch von einem leicht enttäuschenden Arbeitsmarktbericht nicht die Stimmung verderben lassen und an der Wall Street für weiter steigende Indizes gesorgt. Dow Jones +0,30%, S&P-500 +0,39%, Nasdaq Comp. +0,57%. Der Nikkei 225 startete mit 29.389 Punkten mehr als 2% fester in die Woche.
Unternehmen
Ein sich zum Jahresende besser als erwartet entwickelnder Energiehandel hat bei RWE dafür gesorgt, dass der Konzern seine eigene Gewinnprognose für das abgelaufene Jahr übertroffen hat. Das bereinigte Ergebnis (EBITDA) liege voraussichtlich bei 3,2 (Planung: 2,7 bis 3,0) Mrd. EUR, teilte RWE mit. Auch das bereinigte Nettoergebnis dürfte mit 1,2 Mrd. EUR besser als erwartet abschneiden.
Trotz der Schäden aufgrund der Corona-Pandemie hat der Versicherer Talanx 2020 die eigenen Erwartungen nach vorläufigen Zahlen mehr als erfüllt. Dabei ging der Nettogewinn um 27% auf 673 Mio. EUR zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) sank auf 1,7 (2,4) Mrd. EUR. Erfreuliches war beim Bruttoprämienaufkommen zu vermelden, welches um 4,1% auf 41,1 Mrd. EUR stieg. Für das laufende Jahr peilt Talanx weiterhin ein Ergebnis von 850 bis 900 Mio. EUR an.
Rückstellungen für faule Kredite und die Niedrigzinspolitik haben den Gewinn der französischen Großbank BNP Paribas 2020 geschmälert. Dieser fiel gegenüber dem Vorjahr um 13,5% auf 7,067 Mrd. EUR. Für 2021 erwartet BNP Paribas bei stagnierenden Kosten leicht steigende Erträge.
Der französische Pharmakonzern Sanofi profitierte in Q4/2020 von einer Rekordnachfrage nach Grippe-Impfstoffen. Der Umsatz erhöhte sich um 4,2% auf 9,4 Mrd. EUR, der Gewinn je Aktie stieg wechselkursbereinigt um 9,8%.
Ford musste in Q4 einen Nettoverlust von 2,8 (Vorjahr: -1,7) Mrd. US-$ verkraften, im Gesamtjahr waren es -1,3 Mrd. US-$. Angepeilt war eigentlich ein Gewinn zwischen 600 Mio. und 1,1 Mrd. US-$. In Q1 rechnet Ford damit, dass die Engpässe bei Computerchips Produktion und Betriebsergebnis schmälern könnten. Dennoch erwartet der Automobilhersteller für 2021 einen Gewinn von 8 - 9 Mrd. US-$.
Devisen
Der Euro hat sich nach durchwachsenen US-Arbeitsmarktdaten ein wenig von den Verlusten der Vortage erholen können und dabei die Marke von 1,20 US-$ überwunden.
Öl / Gold
Die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten sorgte bei den Ölpreisen weiterhin für Schwung. Gold hat sich nach dem Einbruch des Vortages etwas erholen können und die 1.800 US-$-Marke wieder übersprungen.