Ifo-Geschäftsklimaindex: schwächer - DWS Standpunkt
Der Ifo-Geschäftsklimaindex für die deutsche Wirtschaft hat deutlich nachgegeben. Er ist von 92,2 Punkten im Dezember auf 90,1 Punkte im Januar gefallen. Die Lockdown-Maßnahmen fordern ihren Tribut. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen wurden schwächer eingeschätzt und blieben deutlich hinter den Erwartungen des Marktes zurück.
Dabei kommt das Verarbeitende Gewerbe noch glimpflich davon. Hier hat sich die Lageeinschätzung sogar etwas verbessert, was nicht zuletzt an der Exportorientierung der deutschen Industrie und der robusten Entwicklung in China liegen dürfte. Der Dienstleistungsbereich ist bereits seit einiger Zeit unter Druck, während der Handel jetzt vor allem die Ladenschließungen zu verkraften hat.
Auffällig ist das schlechtere Abschneiden im Vergleich zu den am Freitag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes von Markit, die das Bild der deutschen Wirtschaft etwas weniger pessimistisch gezeichnet haben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der ifo eine breitere Umfragebasis hat und daher besser den Verlauf der deutschen Wirtschaft abgreift. Die Einkaufsmanagerindizes mit ihrer Konzentration auf größere Unternehmen korrelieren in der Regel jedoch besser mit der Entwicklung an den Aktienmärkten.
Insgesamt legen die Zahlen nahe, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen wird. Gleichwohl sollte man nicht vergessen, dass mit Blick auf den zunehmenden Impffortschritt mittelfristig die Aussichten gar nicht so schlecht sind. Spätestens im Sommer sollte sich die wirtschaftliche Lage deutlich verbessert haben. Dass die Erholung dann kräftig ausfallen kann, haben die Zahlen im dritten Quartal vergangenen Jahres eindrücklich unter Beweis gestellt.
Autor: Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa