Aktien: Zwischen Corona-Angst und Konjunkturoptimismus - Börse München
Biden-Schub für die Märkte: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche bei uneinheitlichem Verlauf Gewinne verzeichnet. Vor allem die Aussicht auf ein umfangreiches Konjunkturpaket in den USA unter der neuen Regierung von Joe Biden wirkte sich positiv auf die Stimmung an den Märkten aus. Dass Bidens Amtseinführung ohne die von einigen befürchteten Ausschreitungen von statten ging, sorgte zusätzlich für Erleichterung. Positive Impulse kamen zudem von einigen gut aufgenommenen Quartalszahlen. Dagegen dämpften die anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen, die Berichte über Virus-Mutationen und die verschärften Lockdowns die Laune vieler Anleger.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg im Wochenvergleich um 0,6 Prozent auf 13.873,97 Punkte. Größte Wochengewinner im Index waren einmal nicht die Titel von Delivery Hero (die aber auf Platz 3 lagen), sondern Siemens und Volkswagen. Beide Unternehmen überzeugten unter anderem mit vorläufigen Geschäftszahlen, beim Autobauer kamen noch optimistischen Äußerungen des Managements zum chinesischen Absatzmarkt hinzu. Der MDax markierte im Wochenverlauf mehrere neue Rekordhochs, bevor er am Freitag auf 31.635,51 Zähler zurückfiel – im Wochenvergleich immer noch ein Plus von 1,9 Prozent. Überdurchschnittlich legten die Titel von ProSieben SAT.1 zu, die Anleger honorierten unter anderem die vorläufigen Zahlen. Der TecDax gewann im Wochenvergleich 3,3 Prozent auf 3.370,58 Punkte. Der m:access All-Share verbesserte sich um 2,7 Prozent auf 3.210,95 Zähler.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche gesunken. Dabei belasteten unter anderem einige stärker als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten und nachgebende Notierungen bei den US-Staatsanleihen. Zu Ende der Handelswoche gab die zunehmende Unsicherheit angesichts der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen den Bundespapieren Auftrieb, der aber nicht ausreichte, um die vorangegangenen Kursverluste wettzumachen. Im Wochenvergleich legte die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,55 auf -0,51 Prozent zu. Die Umlaufrendite zog von -0,56 auf -0,53 Prozent an.
Die US-Aktienbörsen haben die vergangenen Handelswoche zugelegt. Allerdings stoppten am Freitag hohe Kursverluste der Börsen-Schwergewichte IBM und Intel die Aufwärtsbewegung. IBM enttäuschte die Marktteilnehmer mit Geschäftszahlen, bei Intel wiederum nahmen die Anleger nach starken Zahlen Gewinne mit. Der Dow-Jones-Index kam im Wochenvergleich um 0,6 Prozent voran auf 30.996,98 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte 1,9 Prozent auf 3.841,47 Zähler zu. Der technologielastige Nasdaq-100 kletterte um 4,4 Prozent auf 13.366,40 Punkte. Alle drei Indizes verzeichneten am Donnerstag neue Rekordstände.
Ausblick
Die aktuelle Woche an den deutschen Aktienbörsen dürfte zwischen den beiden Polen Corona-Pandemie auf der einen und Konjunkturoptimismus und Hoffen auf Staatshilfen auf der anderen Seite stehen. Ob dabei die Sorgen vor Virus-Mutationen und weiteren Verschärfungen der Anti-Corona-Maßnahmen oder die Erwartungen an die wirtschaftliche Erholung und weitergehende Unterstützung vor allem in USA die Oberhand behalten, dürfte stark von der aktuellen Nachrichtenlage zu beiden Themenkomplexen abhängen.
Daneben wird die Berichtssaison für Impulse für die Märkte sorgen. In den USA legt dabei eine ganze Reihe von Börsen-Schwergewichten Zahlen vor, darunter die Technologie-Riesen Apple, Facebook, Microsoft und Tesla. Hierzulande geben unter anderem Sartorius und die Software AG Einblicke in ihre Bücher.
Unter den anstehenden Konjunkturdaten dürften aus Deutschland vor allem das Ifo-Geschäftsklima, das Bruttoinlandsprodukt sowie das GfK-Verbrauchervertrauen auf Aufmerksamkeit stoßen. Dabei werden die Anleger vor allem bei ersteren und letzteren Daten darauf achten, wie stark sich die jüngsten Einschränkungen zur Corona-Bekämpfung auf die Stimmung ausgewirkt haben. Aus den USA kommt ebenfalls das Bruttoinlandsprodukt, daneben Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben, den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter und zum Verbrauchervertrauen sowie Zahlen zum Immobilienmarkt. Von der Ratssitzung der US-Notenbank Fed erwartet sich das Gros der Beobachter keine neuen Maßnahmen, allerdings dürfte die Fed erneut ihre Bereitschaft signalisieren, die konjunkturelle Entwicklung zu stützen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag. 25.01.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex (USA); Dalls Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 26.01.: Verbrauchervertrauen in den USA; S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA); Sitzungsprotokoll der Bank of Japan
Mittwoch, 27.01.: GfK-Verbrauchervertrauen in Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA
Donnerstag, 28.01.: Verbraucherpreise in Deutschland; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Geschäftsklima in der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Verkäufe neuer Häuser in den USA; Warenhandelsbilanz der USA
Freitag, 29.01.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Importpreise in Deutschland; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA); Schwebende Hausverkäufe in den USA
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG