DFV: „Wir bleiben das führende InsurTech“
Seit dem Jahreswechsel gibt es einen gewissen Druck bei den Aktien der DFV Deutsche Familienversicherung. Am Abend des 30. Dezembers verkündete die DFV den Ausstieg aus dem Careflex-Programm, danach sackte der Kurs von fast 23 Euro auf rund 13 Euro ab. Mit einem solch deutlichen Minus hatte DFV-Chef Stefan Knoll nicht gerechnet, wie er gestern auf einer Telefonkonferenz erläuterte, da sich die Folgen aus seiner Sicht in Grenzen halten. Das Careflex-Aus war für ihn jedoch die „Enttäuschung des Jahres“.
Auch die aktuellen Zahlen der DFV können dem Kurs keine wirklichen Impulse geben, das Papier verliert gestern auf Xetra rund 0,9 Prozent auf 16,196 Euro. Dabei liegen die Zahlen ungefähr auf Höhe der Erwartungen, sind aber auch von der Pandemie geprägt. Knoll spricht von einem „ausgesprochen guten Jahr“.
Allerdings wird das früher kommunizierte Ziel, rund 100.000 Neuverträge abzuschließen, verfehlt. Man hat kaum noch Auslandskrankenversicherungen verkauft, die Erwartungen werden um mehr als 12.000 Verträge unterschritten. In Corona-Zeiten wird kaum gereist, also ist der Bedarf für solche Versicherungen nicht vorhanden. Unterm Strich kommt die DFV 2020 auf rund 90.000 Neuverträge.
Die Bestandsbeiträge der DFV wachsen 2020 um 23,3 Prozent auf 125 Millionen Euro, der operative Verlust steigt von 5,2 Millionen Euro auf 9,95 Millionen Euro an. Die Prognose der DFV lag bei -9 Millionen Euro bis -11 Millionen Euro. Belastet werden die Ergebniszahlen durch das Careflex-Aus mit rund 3,5 Millionen Euro, so Knoll. Die Zahl der Gesamtverträge erreicht 553.000, im Vorjahr waren es 514.000.
2021 will die DFV ihr Bestandsvolumen auf rund 190 Millionen Euro erhöhen. Davon sollen 40 Millionen Euro aus der Careflex-Rückversicherung kommen, die man mit der Barmenia abschließt. Der operative Verlust soll auf etwa 4 Millionen Euro sinken, bevor es 2022 wieder in die schwarzen Zahlen gehen soll. Und erneut peilt man die Gewinnung von rund 100.000 Neuverträgen an.
Geplant sind im Jahresverlauf außerdem neue Produkte, ein neues Kombiprodukt soll das Portfolio erweitern. Man solle sich vom Erfindungsreichtum der Gesellschaft überraschen lassen, so der CEO. Um was es sich dabei genau handelt, wollte Knoll in der Telefonkonferenz noch nicht sagen. Er wolle den Mitbewerbern keine Hinweise geben.
Wachsen will man auch mit der Erschließung des österreichischen Marktes. Dies steht im zweiten Quartal an. Österreich ist eine Art Testmarkt für die internationale Expansion. Weitere Auslandsengagements sind 2021 nicht vorgesehen, man möchte sich nicht überfordern. Möglicherweise kündigt man am Jahresende aber eine neue Destination für 2022 an. Dabei könnte es sich dann um einen größeren Flächenstaat handeln.
Mittelfristig streben die Frankfurter rund 2 Millionen Verträge an. Die Bestandsbeiträge sollen bei 500 Millionen Euro liegen, die EBIT-Marge soll die Marke von 10 Prozent überschreiten. Bis es so weit ist, können aber noch drei oder eher fünf Jahre vergehen.
Das Fazit von Knoll am Ende der Telefonkonferenz werden Investierte sicherlich gerne hören: „Wir bleiben das führende InsurTech.“ Und er fährt fort: „Wir sind eine Perle im deutschen Markt.“