US-Einzelhandelsumsätze: Anhaltende Schwäche zum Abschluss von 2020 - Nord LB Kolumne
In den Vereinigten Staaten sind vor wenigen Minuten aktuelle (und noch vorläufige) Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze veröffentlicht worden. Nach der ausgeprägten Schwäche im Vormonat konnten im Dezember nun auch zum Abschluss eines nicht nur ökonomisch sehr schwierigen Jahres kaum bessere Daten gemeldet werden. In Zahlen gesprochen zeigte sich eine Veränderungsrate von enttäuschenden -0,7% M/M. Damit notiert die Jahresrate auf Basis der saisonal nicht bereinigten Zeitriehe am aktuellen Rand zwar bei immerhin +4,8%, dennoch muss natürlich von einer negativen Überraschung gesprochen werden.
Offenkundig belastet die Coronavirus-Krise auch weiterhin die Nachfrage der US-Konsumenten. In den Gaststätten ist der Umsatz am aktuellen Rand in der Tat regelrecht eigebrochen. Bei dieser Untergruppe zeigte sich nach bereits schwachen Zahlen im Vormonat eine Veränderungsrate von -4,5% M/M. Unter Ausklammerung des Gaststättengewerbes sind die Einzelhandelsumsätze daher im Dezember „nur“ um 0,3% M/M gefallen. Am aktuellen Rand kam es zudem nicht zu einer Kompensation durch stärkere Absatzzahlen in der Kategorie Nahrung und Getränke. Hier wurde für Dezember eine Abschwächung um 1,4% M/M gemeldet. Diese Entwicklung ist aber wohl vor allem als Gegenbewegung nach starken Zahlen im Vormonat zu verstehen. Ganz offensichtlich haben viele US-Haushalte ihre Reserven bei den Nahrungsmitteln bereits im November aufgestockt.
Der Blick auf die Details der aktuellen Daten zeigt zudem, dass die US-Autohäuser nach dem Umsatzeinbruch im Vormonat nun wieder deutlich mehr Umsätze tätigen konnten. Für diese wichtige Unterkomponente wurde im Dezember ein Anstieg um immerhin 1,9% M/M gemeldet. Dies ist eine positive Überraschung.
Bei den beiden eng mit dem US-Immobilienmarkt verknüpften Unterkomponenten Möbel und Baumaterialien zeigten sich auch am aktuellen Rand wieder gegenläufige Tendenzen. Während sich bei den Möbeln ein Rückgang der Umsätze um 0,6% ergab, präsentiere sich das Segment Baumaterialien wieder freundlich. Hier zeigte sich ein Anstieg um immerhin 0,9% M/M. Dies könnte schon als neuer Hinweis auf einen auch weiterhin gut laufenden US-Immobilienmarkt gewertet werden.
Die Umsätze an den US-Tankstellen zogen im Dezember deutlich um 6,6% M/M an. Zur Erklärung dieser Bewegung könnte die Tatsache eine Rolle spielen, dass sich der WTI-Ölpreis im Dezember recht nachhaltig oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 40 USD pro Barrel stabilisiert hat Exklusive Kraftstoff ergab sich bei den Einzelhandelsumsätzen folglich eine Abschwächung um 1,2% M/M.
Die Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze gab am aktuellen Rand sehr deutlich nach. Für diese Zeitreihe wurde im Dezember eine Veränderungsrate von -1,9% M/M gemeldet, was eindeutig als negative Überraschung zu bewerten ist.
Fazit: Auch im Berichtsmonat Dezember zeigt der US-Konsument eine ausgeprägte Zurückhaltung. In 2021 werden sicherlich wieder bessere Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze im Land der unbegrenzten Möglichkeiten über die Nachrichtenticker laufen. Der Abschluss des Jahres 2020 ist aber eindeutig als unerfreulich zu bezeichnen. Viele Prognostiker scheinen zuletzt über Anhebungen ihrer US-Wachstumsprognosen für das IV. Quartal 2020 nachgedacht zu haben; mit den aktuellen Angaben zur Kontrollgruppe können nun aber wohl nur noch chronische Schwarzmaler unter entsprechendem Handlungsdruck stehen!