Am Morgen: Grenke, TUI und Delivery Hero im Fokus - Nord LB Kolumne

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat wegen der Corona-Pandemie seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 3,5% gesenkt. Bisher waren die Ökonomen von 5,2% ausgegangen. "Nach einem schrumpfenden Q4 erwarten wir einen wirtschaftlichen Einbruch von mehr als 2% jetzt in Q1", sagt DIW-Präsident Fratzscher. Ein wirtschaftlicher Neustart in Q2 werde nur gelingen, wenn die Infektionswelle bis Februar abebbe und die Einschränkungen dann zum größten Teil aufgehoben werden könnten, hieß es weiter.
In einer Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts bewerteten dt. Autohersteller und Zulieferer die Geschäftslage zum Ende des Jahres 2020 schlechter. Im Dezember beurteilten sie ihre aktuelle Lage mit minus 5,4 (Nov.: +5,0) Punkten deutlich schwächer. Gleichzeitig erwarten die befragten Firmen für die nächsten sechs Monate aber eine Verbesserung der Situation: Der Erwartungswert stieg auf plus 10,1 (-1,6) Zähler. "Die Autobauer und ihre Zulieferer spüren den neuerlichen Lockdown, sie setzen aber auf Nachholeffekte", hieß es.
Nach einer Schätzung des Stat. Bundesamtes haben die deutschen Einzelhändler ihren Umsatz 2020 trotz der Corona-Krise um voraussichtlich 5,3% ggü. dem Vorjahr gesteigert. Das ist der kräftigste Zuwachs seit Beginn der Statistik 1994. Preisbereinigt (real) lag das Plus bei 4,1%. Die größten Zuwächse verzeichnete der Online- und Versandhandel, der vom Corona-Lockdown besonders stark profitierte (Jan. bis Nov.: +24%). Dunkle Wolken zogen hingegen über dem stationären Einzelhandel auf: Der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren brach um 21,1% gegenüber dem Vorjahr ein.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist erstmals seit 2013 gestiegen. Im Jahresdurchschnitt 2020 kletterte die Zahl der Arbeitslosen um 429.000 auf knapp 2,7 Millionen. „Die Folgen der Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung seien weiter sehr deutlich sichtbar. Die stabilisierende Wirkung der Kurzarbeit hat jedoch Beschäftigung gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert." sagte BA-Chef Scheele.
Rentenmarkt
U.a. überraschend gute Einzelhandelszahlen im vergangenen Jahr haben die Kurse der deutschen Staatsanleihen am Dienstag gedrückt. Zudem belasteten starke US-Konjunkturdaten. US-Staatsanleihen haben ihre Verluste im Verlauf ausgeweitet und dabei unter der guten Stimmung am Aktienmarkt gelitten.
Aktienmarkt
Die Indizes am deutschen Aktienmarkt präsentierten sich am Dienstag mit uneinheitlichen Notierungen. Die Anleger zeigten sich angesichts der Lockdown-Verlängerung und der teilweisen Verschärfung der Maßnahmen verunsichert. DAX -0,55%, MDAX +0,35%, TecDAX +0,26%. Delivery Hero war den zweiten Tag in Folge der Spitzenwert im DAX (+5,53%), im MDAX zog HelloFresh um 5,88% an. Beide Werte gehören zu den Gewinnern der Lockdown-Verlängerung.
Die US-Börsen haben u.a. vom ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie profitiert, der im Dezember auf den höchsten Stand seit August 2018 stieg. Anleger hielten sich dennoch bedeckt, da sie den Ausgang der Stichwahl in Georgia abwarten wollen. Dow Jones +0,55%, S&P-500 +0,71%, Nasdaq-Comp. +0,95%. Der Nikkei 225 tendierte mit 27.056 Punkten erneut leichter.
Unternehmen
Die Corona-Pandemie hat das Neugeschäft der Leasing-Sparte von Grenke 2020 um 29% auf 2,03 Mrd. EUR einbrechen lassen. In Q4 hat sich dabei der erneute Lockdown stark negativ bemerkbar gemacht. Das Volumen der neu abgeschlossenen Leasingverträge fiel in diesem Zeitraum um rund 44% auf 427 Mio. EUR, teilte das Unternehmen mit. Dennoch stieg der Deckungsbeitrag auf 19,5% (Q4 2019: 17,8%). „Die beginnenden COVID-19-Impfungen geben uns die Zuversicht auf ein baldiges Ende der Restriktionen", sagte Firmenchefin Leminsky.
Die Aktionäre der TUI haben auf einer a.o. HV mehrheitlich eine Kapitalerhöhung um mehr als 500 Mio. EUR gebilligt. Auch dem Umtauschrecht stiller Einlagen, die der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) leisten wird, wurde zugestimmt.
Devisen
Nur wenig Bewegung gab es am Berichtstag beim Euro.
Öl / Gold
Die Hoffnung auf eine die Ölpreise nicht belastende Einigung auf dem Treffen der Opec+ zur Fördermenge für Februar hat am Ölmarkt für steigende Notierungen gesorgt. Gold konnte an die Kursgewinne des Vortages anknüpfen.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: TUI.