Aktienmärkte: Hoffen auf einen neuen Rekordstand des Dax - Börse München Kolumne
Kurzer Anflug von Panik: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen, verkürzten Handelswoche mehrheitlich ein leichtes Minus ausgewiesen. Verantwortlich dafür war ein Kurseinbruch zu Wochenbeginn, der wiederum auf Sorgen wegen einer neuen, aggressiveren Corona-Variante zurückzuführen war. An den beiden übrigen Handelstagen zeigten sich die Anleger dann zwar klar in Kauflaune, was mit den Aussichten auf den baldigen Beginn der Corona-Impfungen sowie Hoffnungen auf ein Handelsabkommen mit Großbritannien in letzter Minute begründet wurde. Allerdings reichten die Gewinne nicht aus, um den Kurssturz von Montag auszugleichen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) gab im Vergleich zu seinem Vorwochenendstand 0,3 Prozent auf 13.587,23 Punkte ab. Gegen den Trend zog der Kurs des Indexwerts Continental an, der Automobilzulieferer profitierte unter anderem von Spekulationen über einen Börsengang der Antriebssparte Powertrain. Auch die Titel von HeidelbergCement verbesserten sich, hier trieb ein Bericht über eine möglicherweise beim Verkauf des Kalifornien-Geschäfts zu erzielende Milliarden-Dollar-Summe. Der MDax verbesserte sich gegenüber seinem Stand am Freitag der Vorwoche minimal auf 30.413,79 Zähler. Der TecDax sank um 0,4 Prozent auf 3.183,97 Punkte. Der m:access All-Share büßte 0,6 Prozent auf 2.807,19 Zähler ein.
Die deutschen Anleihemärkte haben in der vergangenen Woche keine klare Richtung gefunden. Während die neue Mutation des Corona-Virus und die Befürchtungen vor umfangreicheren Einschränkungen als Gegenmaßnahme den Bundespapieren zeitweise Auftrieb verliehen, belasten die Spekulationen über ein Zustandekommen eines Handelsabkommens zwischen der EU und Großbritannien. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe legte von -0,58 am Freitag der Vorwoche auf -0,55 Prozent zu Handelsschluss am vergangenen Mittwoch zu. Die Umlaufrendite ging dagegen von -0,56 auf -0,60 Prozent zurück.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche ein deutliches Minus am Montag im weiteren Verlauf weitgehend ausgeglichen, wobei in den USA auch am Donnerstag ein verkürzter Handel stattfand. Der Dow-Jones-Index kam gegenüber dem Freitag der Vorwoche um 0,1 Prozent voran auf 30.199,87 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 3.703,06 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 gab um ebenfalls 0,2 Prozent auf 12.711,01 Punkte nach.
Ausblick
In der vergangenen Handelswoche verdarb ein kurzer Schwächeanfall die Bilanz der deutschen Aktienbörsen, nun hoffen einige Marktteilnehmer auf einen neuen Rekordstand des Dax in den verbleibenden drei Handelstagen des Jahres. Einerseits hat US-Präsident Donald Trump seine Blockade des US-Konjunkturpakets beendet, wodurch die Hilfen in Kraft treten können. Vor allem aber könnten zwei andere Themen die schon zuletzt gute Anlegerstimmung weiter beflügeln: der Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland sowie die an Heilig Abend verkündete Einigung der EU mit Großbritannien auf ein Post-Brexit-Handelsabkommen. Ob letzteres tatsächlich einen großen, anhaltenden Effekt auf die Märkte haben wird, muss sich erst zeigen. Zwar dürften die Anleger erleichtert sein, dass es nun doch nicht zu einem harten Brexit kommen wird, wie das zuletzt immer stärker befürchtet wurde. Allerdings hatten viele Investoren auch bereits auf eine Einigung gesetzt, so dass diese bereits weitgehend eingepreist sein könnte. Zudem muss die Einigung noch ratifiziert werden, und schließlich sind auch mit einem Abkommen nicht alle Schwierigkeiten gelöst. Dennoch, das Potenzial für einen Kursschub ist gegeben.
Dagegen könnten die zunehmenden Sorgen einiger Mediziner in Bezug auf die kürzlich entdeckte Corona-Mutation die zuletzt gesehene Impfstoff-Euphorie vieler Anleger zumindest vorrübergehend trüben. Insofern bleibt es beim Thema Pandemie wieder einmal spannend, ob sich eine optimistische oder pessimistische Sichtweise durchsetzen wird, womit die letzte, verkürzte Handelswoche beispielhaft für viele Wochen des zu Ende gehenden Jahres ist.
Hinsichtlich der Konjunkturdaten stehen nur noch wenige, potenziell marktbewegende Veröffentlichungen auf dem Kalender, sodass die Impulse von dieser Seite überschaubar sein dürften. Die Handelsumsätze dürften weiter zurückgehen, da viele große Investoren ihre Bücher bereits geschlossen haben und sich viele Anleger, egal welcher Größe, in den Ferien befinden. Dadurch könnten allerdings auch Order kleineren Umfangs zu deutlicheren Kursbewegungen führen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag. 28.12.: Dallas Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 29.12.: S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA)
Mittwoch, 30.12.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Schwebende Hausverkäufe in den USA; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA); Warenhandelsbilanz der USA
Donnerstag, 31.12. (Silvester): Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe in China
Freitag, 01.01. (Neujahr)
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG