Tesla & Co - Börsenrelevante Unternehmensaufkäufe und Partnerschaften: Das kommt 2021 auf uns zu - Saxenhammer-Kolumne
Die Corona-Krise hat das weltweite M&A-Geschäft gebremst. Nun laufen die staatlichen Hilfsangebote aus und eine flächendeckende Impfung der Menschen steht kurz bevor. Es ist daher zu erwarten, dass der Markt für Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse wieder Fahrt aufnimmt. Welche börsenrelevanten Vorgänge im Jahr 2021 zu erwarten sind, beleuchtet dieser Artikel.
Internationale Deals sprechen für Comeback des M&A-Geschäfts
Bereits Mitte 2020 zeigte sich, dass das M&A-Geschäft wieder anzieht. Dies beweisen zahlreiche internationale Deals mit hohem Volumen. Ein Beispiel ist der Erwerb des Tankstellengeschäfts von Marathon Petroleum durch die japanische Seven & i Holding. Der Kaufpreis betrug rund 21 Milliarden US-Dollar. Auch in Europa war Bewegung zu beobachten. So kaufte Siemens Healthineers den US-Anbieter Varian Medical Systems für 16,4 Milliarden US-Dollar. Weiterhin erwarben die Investoren Advent und Cinven die Aufzugsparte von Thyssen-Krupp zum Preis von 18,7 Milliarden US-Dollar.
Eine erwähnenswerte Transaktion am deutschen Markt tätigte zudem Tesla. Nach dem Kauf des Produktionsanlagenhersteller Grohmann Engineering aus Prüm im Jahr 2017 erwarb der US-Autobauer nun auch den rheinland-pfälzischen Zulieferer ATW (Assembly & Test Europe). Zuletzt stand ATW wegen seiner Verluste kurz vor der Schließung. Tesla-Chef Elon Musk erkannte offensichtlich das Potenzial des Unternehmens, welches sich erst vor Kurzem auf die Herstellung von Batterien für die Elektromobilität spezialisiert hat. Die Umstellung vom bisherigen Produktionsprogramm sorgte für einen vorübergehenden Gewinneinbruch. Nun deuten die Zahlen jedoch darauf hin, dass ein Großteil der Umstellungskosten gestemmt ist. So stehen Tesla aufgrund des klug gewählten Zeitpunkts möglicherweise schon bald Gewinne ins Haus. Beobachter erwarten, dass Tesla das Geschäft von Grohmann Engineering und ATW zusammenfassen wird. Schließlich beschäftigt man sich auch in Prüm mit der Herstellung von Fertigungsanlagen für Batterien.
2021: China und USA auf Schnäppchenjagd?
Tesla ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Unternehmen mit einer offensiven Vorgehensweise zusätzliches, wertvolles Know-how erkaufen. Für 2021 ist zu erwarten, dass sich dieser Trend weiter verstärkt. Insbesondere Player aus den USA und China werden vorpreschen und (börsenrelevante) Transaktionen tätigen. Hier sind viele Investoren gut aus der Krise herausgekommen. Allgemein gelten Investitionen in deutsche Unternehmen in diesen Kreisen zudem als relativ sichere Deals.
Das Weiteren hat die Corona-Krise einige Unternehmen hierzulande stark geschwächt, was sich selbstverständlich auf den Wert auswirkt. Das Auslaufen staatlicher Hilfen in Kombination mit (noch) zu leeren Auftragsbüchern verschärft die Situation vielerorts zusätzlich. Im Jahr 2021 könnten daher Schnäppchenjäger aus China und den USA das Geschehen bestimmen. Neben besonders günstigen Einkäufen ist es ihr Ziel, sich einen Zugang zum deutschen und europäischen Markt zu schaffen. Der Fokus liegt nicht nur auf innovativen Start-ups oder Technologieführer. Im Automotive-Umfeld befinden sich beispielsweise auch Zulieferer auf der Einkaufsliste, die Teile für Verbrennungsmotoren herstellen. Offensichtlich sehen die Investoren hier noch für viele Jahre Potenzial. Auch das After-Sales-Geschäft ist in diesem Bereich nach wie vor attraktiv.
Fusionswelle erwartet
Neben dem Einstieg ausländischer Investoren ist im Jahr 2021 allgemein eine Konsolidierung in zahlreichen Branchen zu erwarten. Viele Konzerne möchten ihre Strukturen weiterhin verschlanken und suchen nach neuen Umsatzquellen, um die corona-bedingten Einbußen wettzumachen.
Dass diese Marschrichtung aus Sicht vieler Finanzchefs in den nächsten Monaten besonders im Fokus steht, zeigt auch der „CFO-Survey Herbst 2020“ von Deloitte (Quelle). Unter anderem gaben zwei Drittel der Befragten an, ihr Unternehmen verfüge über ausreichende interne Ressourcen für potenzielle Akquisitionen und Fusionen - inklusive der anschließenden Transformation. Hinsichtlich der M&A-Ziele steht die Bildung strategischer Partnerschaften mit Unternehmen aus dem eigenen Marktumfeld mit 62 Prozent an erster Stelle. Danach folgt mit 51 Prozent die Forcierung von Synergiegewinnen.
Fazit: Wieder mehr Bewegung in 2021
Insgesamt werden wir im Jahr 2021 eine deutliche Belebung des M&A-Geschäfts erleben. Dies gilt sowohl für Engagements ausländischer Investoren als auch für Zusammenschlüsse und Partnerschaften im deutschen und europäischen Markt. Besonders begehrt werden digitale Innovationstreiber sein. Sicher ist außerdem schon heute, dass die Pandemie den notwendigen Transformationsprozess vielerorts deutlich angeschoben hat. Es ist daher bedeutsam, dass die Unternehmen auch über das klassische M&A-Geschäft hinausdenken und weitere Komponenten in ihre Wachstumsstrategie integrieren, um diese positive Entwicklung fortzuführen.
Über den Autor:
Christian Saxenhammer (47 Jahre) ist Managing Director der Berliner M&A Boutique Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH. Vor seiner Tätigkeit bei Saxenhammer & Co. arbeitete er bei der Lincoln International AG als Managing Director. Christian Saxenhammer hat mehr als 200 M&A-Transaktionen begleitet. Er hat zudem ein internationales Netzwerk von M&A-Boutiquen mit Partnerfirmen in China, den USA, Brasilien, Großbritannien, Singapur und Indien, gegründet. Vor seiner Zeit bei Lincoln International war er als Senior-Consultant im Roland Berger Restructuring Team Berlin und als Analyst bei der Commerzbank London tätig.