China will Klimaneutralität bis 2060 erreichen - Commerzbank Kolumne
Im Rahmen seines 14ten 5-Jahresplans (2021-2025, Kurzfassung, voller Plan im März 2021) hat China mit Blick auf den Energiesektor auch längerfristige Ziele benannt. Bisher schon wurde der Energiesicherheit (inländische Ressourcen bevorzugt, Ziel der Unabhängigkeit von Importen) sowie dem Umweltschutz eine hohe Priorität eingeräumt. Neu war die Ankündigung, dass das Land bis 2060 klimaneutral werden will, das Hoch der Kohlendioxidemissionen soll 2030 erreicht sein. Nach Angaben der Tsinghua Universität (berät die chinesische Regierung) wird der Energieverbrauch des Landes in den nächsten 15 Jahren steigen und sein Hoch im Jahr 2035 erreichen. Auch der Verbrauch fossiler Energieträger (Kohle, Öl & Gas) wird in der kommenden Dekade weiter zunehmen. Allein die Ölnachfrage dürfte in diesem Jahr von rd. 13,5 Mio. Barrel Öläquivalent Tag (boed) auf rd. 15,3 Mio. boed im Jahr 2035 steigen, in den nächsten 15 Jahren aber nur um 1,8 Mio. boed. Die entscheidende Stellschraube zur Erreichung des Klimaziels ist, dass sich der Energie-Mix zu Gunsten nicht-fossiler Energien deutlich verändern wird. So entfällt auf Erneuerbare Energien derzeit ein Anteil von 16%, 2030 sollen es dann 25% sein. Auf dem Weg dorthin wird der Ausbau der Stromerzeugung durch Solar- und Windenergie sowie der Atomstromkapazitäten forciert, auch die Wasserstofftechnologie (u.a. Stahl-, Zement- und Petrochemie-Industrie) kommt zum Einsatz. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Elektrifizierungs-Strategie, die hauptsächlich den Autosektor betrifft. Bis 2025 wird eine Erhöhung des Anteils der Elektrofahrzeuge (mit Batterie bzw. Plug-in-Hybrid) auf 20%, bis 2035 dann auf 50% angestrebt. Sollte China die hohe Dynamik beim Umbau des Energie-Mix beibehalten, könnte die Klimaneutralität tatsächlich schon vor 2060 erreicht sein.
Anleihen
Japan: Maschinenbauaufträge (Oktober), 00:50 Uhr
China: Verbraucherpreise (November), 2:30 Uhr
Deutschland: Exporte (Oktober), 8:00 Uhr
Kanada: Zinsankündigung der Zentralbank, 16:00 Uhr
Die Risikoaversion an den Märkten ist zurück. Vor allen steigende Neuinfektionszahlen in den USA und Europa drücken auf die Stimmung. So wurde in weiten Teilen Kaliforniens das geschäftliche und private Leben eingeschränkt, nachdem große Regionen kritische Schwellen bei der Belastung des Gesundheitswesens überschritten hatten. In der EU ist der Rückgang der Neuinfektionen weitgehend zum Stillstand gekommen. In Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zeigt die Infektionskurve seit ein paar Tagen sogar wieder nach oben. Unterdessen mehren sich aus der deutschen Politik Stimmen, die noch drastischere Verschärfungen der Corona-Beschränkungen fordern. Anleger treibt diese Entwicklung weiter in den sicheren Hafen von Bundesanleihen, deren Kurse erneut anstiegen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank kurzfristig unter die Schwelle von minus 0,61%. Wie kritisch die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland gesehen wird, zeigte der gestern veröffentlichte ZEW-Index. Die Umfrage unter den deutschen Finanzexperten ergab einen Rückgang für Dezember von -64,3 auf -66,5 Punkte. Immerhin treibt die Hoffnung auf bald verfügbare CoronaImpfstoffe die Konjunkturerwartungen an. Diese stiegen unerwartet kräftig von 39,0 auf 55,0 Punkte. Die gestrige Meldung, die britische Regierung ziehe mehrere umstrittene Klauseln aus ihrem geplanten Binnenmarktgesetz zurück, führte zu einer vorübergehenden Erholung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro. Die Verhandlungen gehen heute weiter. Heute früh überraschten die deutschen Exporte negativ. Sie stiegen im Oktober nur um 0,8% M/M an (erwartet 1,3% M/M).
Aktien
Aurubis, Geschäftsjahr 2020
Adobe, Quartalszahlen
Nur wenig Bewegung zeigten gestern die europäischen Aktienmärkte. Der DAX gelangte mit einem müden Schlussspurt noch 0,1% ins Plus, der Euro Stoxx 50 endete 0,1% im Minus. Besser lief es bei den Nebenwerten: der MDAX stieg um 0,6% auf ein neues Allzeithoch, der SDAX kam um 0,5% voran. Beste Werte im DAX waren Siemens (+1,8%) und BASF (+1,9%). Am Ende standen Delivery Hero (-1,6%) und Linde (-1,4%). Deutlicher die Ausschläge in der zweiten Reihe: Autozulieferer Hella (+8,3%) hob die Prognose an, dagegen kam der Ausblick von Compugroup (-10,3%) gar nicht gut an. Zäh gestaltete sich auch der Handel an den US-Börsen. Am Ende standen mit den neuen Meldungen zu Fortschritten bei den Zulassungsverfahren der Corona-Impfstoffe neue Rekordstände bei Dow Jones (+0,4%), S&P 500 (+0,3%) und Nasdaq 100 (+0,3%). Die US-Arzneimittelbehörde FDA äußerte sich vorab positiv zum Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer, größere Sicherheitsbedenken gebe es keine, hieß es. Damit wird die baldige US-Zulassung wahrscheinlich. Pfizer kam um 3% voran. Johnson & Johnson (+1,7%) meldete die Veröffentlichung der Phase III-Daten seines Impfstoffs für Januar. Bei diesem Präparat soll nur eine Impfung ausreichend sein, was die überall schwierige Impf-Kapazitätsfrage entspannen könnte. Bei Tesla (+1,3%) schluckten die Anleger die Ankündigung einer 5-Milliarden-Kapitalerhöhung erstaunlich gut. In Asien geht es heute teils deutlich aufwärts. Japan und Korea melden Zugewinne um gut 1%, nur in China ist die Marktstimmung verhaltener. Für Europa sind die Indikationen ebenfalls positiv. Hoffnung setzten die Märkte auf die heutige Brexit-Entscheidungsrunde auf Top-Ebene und Fortschritte beim US-Fiskalpaket, was das gute US- Börsenklima stützt.