Blue Cap: Ein Dilemma, eine Unterbewertung und viel Potenzial
Bei Blue Cap gibt es ein Dilemma. Großaktionär PartnerFonds will sich von allen Anteilen trennen, da die Gesellschaft abgewickelt wird. Es ist aber derzeit unklar, wie der Abverkauf der Blue Cap-Anteile erfolgen soll. Wird es einen Blocktrade geben oder werden die Papiere Stück für Stück mittels Privatplatzierung oder Börsenabverkauf auf den Markt kommen?
Tobias Hoffmann-Becking, Investment-Vorstand von Blue Cap, kann diese Frage auf einer virtuellen Investorenkonferenz nicht beantworten. Die Entscheidung liege bei PartnerFonds. Für die Zukunft der Gesellschaft dürfte sie jedoch nicht ganz unwichtig sein, hält PartnerFonds aktuell doch 46 Prozent aller Aktien.
Henning von Kottwitz, Vorstand von PartnerFonds, äußerte sich auf einer Investoren-Telefonkonferenz Mitte November so zu diesem Thema: „Die Kursentwicklung der Blue Cap Aktie entspricht nicht unseren Erwartungen. Wir glauben, dass Blue Cap heute deutlich unterbewertet ist und großes Potential hat. Wir als PartnerFonds AG werden auch weiterhin den Vorstand der Blue Cap AG bei seinen Maßnahmen zur Wertsteigerung unterstützen und uns nicht in das operative Geschäft der Blue Cap AG einmischen. In diesem Sinne beobachten wir die Entwicklung, um den richtigen Zeitpunkt und die richtige Struktur für den Verkauf unserer Anteile zu finden. Das alles bedeutet auch, dass wir kurzfristig keine Verkäufe planen, und insbesondere keinerlei Aktivitäten über den Markt.“ Seit dieser Aussage hat sich am Kurs wenig verändert.
In gewisser Weise beantworten kann der Investment-Vorstand eine Dividendenfrage. Zuletzt schüttete die Gesellschaft 0,75 Euro je Aktie aus. Dieses Niveau will man bei der kommenden Ausschüttung mindestens halten. Das entspricht einer Rendite von rund 4 Prozent. Somit gibt es zumindest bei dieser Frage eine gewisse Sicherheit.
Bei der Prognose für 2020 geht die süddeutsche Gesellschaft davon aus, dass der konsolidierte Umsatz auf Höhe der Zahlen von 2019 liegt. Damals kam man auf 225,7 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA dürfte sinken, es stand 2019 bei 14,3 Millionen Euro. Trotz der neuen Corona-Beschränkungen dürften diese Ziele machbar sein. Nach drei Quartalen erwirtschaftet Blue Cap einen Umsatz von 173,6 Millionen Euro und schafft ein bereinigte EBITDA von 11,6 Millionen Euro.
Engagiert zeigt sich Blue Cap bei der Suche nach neuen Beteiligungsmöglichkeiten. Hier ist man demnach sehr aktiv. Die Erwartung, einen neuen Vollzug melden zu können, ist hoch. Hoffmann-Becking macht klar, dass es bald einen neuen Zukauf geben könnte.
Akquisitionen will Blue Cap in absehbarer Zeit nur im deutschsprachigen Raum tätigen. Hier gebe es noch genügend Möglichkeiten, spannende Unternehmen zu finden. Wenn man weiter wächst, könnte aber auch das benachbarte Ausland interessant für die Aktivitäten von Blue Cap werden. In zwei oder drei Jahren könnte dieses Thema auf der Tagesordnung stehen.