PMIs bestätigen Chinas „Pole-Position“ bei der Überwindung von Covid-19 - Nord LB Kolumne
Während Europa und Nordamerika unter den Folgen der Ausbreitung der Pandemie weiter zunehmend leiden, lässt ein Blick auf die über Nacht vorgelegten aktuellen Stimmungsumfragen aus China für den Berichtsmonat November erkennen, wie eine konsequente erfolgreiche Eindämmung des Coronavirus die wirtschaftliche Krise beendet. China gilt diesbezüglich als „Vorreiter“ der Entwicklungen (wenngleich sicher keineswegs in allen Bezügen als Vorbild!).
Die heutigen Bekanntgaben bestätigten, dass das Reich der Mitte schon längst wieder auf der Überholspur ist: Die Umfragewerte notieren seit mittlerweile neun Monaten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Weiterhin wird der Erholungsprozess stärker vom Dienstleistungssektor als vom verarbeitenden Sektor getrieben – im Gegensatz zu den Umfrageergebnissen in Europa.
In Details zog der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor unerwartet deutlich von 51,4 Punkte auf 52,1 Punkte an und notiert damit auf einem 3-Jahreshoch. Insbesondere der Anstieg der Orderkomponente trug dazu bei. Ebenfalls nochmals verbesserte Ergebnisse kamen vom CFLP PMI für den Dienstleistungssektor: Der Index sprang mit 56,4 Punkten auf den höchsten Stand seit Juni 2012. Der Service-Sektor weist insofern eine noch stärkere Dynamik als der Produktionsbereich auf. Dabei überschritt der Bauindex sogar wieder die Marke von 60 Punkten. Zusammengenommen kann also von einer anhaltenden Beschleunigung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität gesprochen werden.
China ist längst schon wieder auf einen Erholungs-Pfad zurückgekehrt. Das Land ist mittlerweile dabei, das Niveau von vor der Corona-Krise zu überschreiten. Das belegen auch die vorgelegten BIP-Wachstumszahlen für das III. Quartal, in dem das Reich der Mitte einen Zuwachs von 2,7% Q/Q (nach 11,7% Q/Q in Q2) erreichte und in der Jahresrate sogar mit 4,9% beträchtlich angestiegen ist. Die vorliegenden „harten“ Indikatoren aus dem Monat Oktober bestätigen zudem, dass sich diese Tendenz auch beim Start in das IV. Quartal fortgesetzt hat: Die Industrieproduktion legte um 6,9% Y/Y zu, die Einzelhandelsumsätze zogen um 4,3% Y/Y an. China kommt neun Monate nach dem Höhepunkt der dortigen Katastrophe halbwegs sicher aus dem wirtschaftlichen Tief!
Voraussetzung ist und bleibt, die Infektionszahlen konstant niedrig zu halten, um die Unsicherheit von Konsumenten und Investoren so weit wie möglich zu minimieren. Dem zentral regierten China gelingt dies. Um nicht zu sehr vom Export durch eine Nachfrageschwäche des Westens abhängig zu sein, will sich China auf den Binnenkonsum konzentrieren. Eine aufgehellte Stimmung unter den Verbrauchern und eine gestiegene Sparquote stützen den Konsum und damit auch den Dienstleistungssektor. Die expansive Fiskalpolitik und eine in den kommenden Monaten wieder anziehende ausländische Nachfrage sollten dagegen den Industriesektor im kommenden Jahr beleben.
Fazit: Die Stimmung unter chinesischen Unternehmen bleibt positiv – und sie hellt sich sogar weiter auf: Die Unternehmensumfragen von CFLP legten zu und notieren mittlerweile den neunten Monat in Folge im Expansionsbereich von über 50 Punkten. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie zog dabei auf 52,1 Punkte, der des Dienstleistungsbereichs auf 56,4 Punkte an. China lässt also die Coronakrise wirtschaftlich hinter sich und taucht als erstes großes Land robust aus der Krise auf. Die langfristigen Folgen sind bedeutsam: Während die Volkswirtschaften beiderseits des Atlantiks noch auf Jahre hinaus die aktuellen Staatsausgaben mit Hilfe von Steuern und Einsparmaßnahmen gegenfinanzieren müssen, was dortige Unternehmen und private Haushalten belasten wird, kann sich China voll und ganz auf „seine“ Strategie 2035 konzentrieren und mächtig aufholen. Um strategisch keinen zu großen Abstand zu Chinas derzeitiger „Pole-Position“ zuzulassen, heißt es also Disziplin, Abstand und Maske, um hierzulande schnell aus dem Schlamassel rauszukommen!