Geldmenge M3 steigt weiter kräftig - Commerzbank Kolumne
Die Geldmenge stieg im Oktober mit 10,5% J/J kräftiger als erwartet. Weiterhin pumpt die EZB sehr viel Liquidität in den Wirtschaftskreislauf. Wegen der Coronakrise fand eine kräftige Geldvermehrung statt. Die Staatskredite werden größtenteils von der EZB aufgekauft. Dies macht sich aber noch nicht im Verbraucherpreisanstieg bemerkbar. Ein Grund dafür ist vor allem, dass die Liquidität nicht ausgabewirksam wird. Die Privathaushalte horten aus Angst vor sinkenden Einkommen und Arbeitsplatzverlust das Geld. Dies zeigt sich an der stark gestiegenen Sparquote in Deutschland. Das kann sich aber nächstes Jahr ändern, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Eine stark anziehende Inflation erwarten wir jedoch nicht.
Anleihen
Frankreich: Verbraucherpreise (Nov), 08:45 Uhr
Frankreich: Bruttoinlandsprodukt (Q3), 08:45 Uhr
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen, ESI (Nov), 11:00 Uhr
In China sind die Industriegewinne um knapp 30% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das dürfte heute die Risikofreude der Anleger unterstützen. Obwohl diese wenig Unterstützung braucht: So war gestern die Rendite 10-jähriger portugiesischer Staatsanleihen erstmals negativ. Das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank deutet auf geldpolitische Änderungen hin. Mit einem großen Wurf ist eher nicht zu rechnen. So wurde z.B. eine Zinssenkung gar nicht diskutiert. Diskutiert wurde dagegen die schwierige Lage der Banken, die sich mit immer geringeren Zinsmargen begnügen müssen. Zwar sei man auch im aktuellen Basisszenario von wieder ansteigenden Infektionszahlen in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen, aktuell würden aber die Abwärtsrisiken für die Konjunktur überwiegen. Das sagte Frau Lagarde bereits auf der Presskonferenz. Insgesamt bestätigt das Protokoll unsere Einschätzung, dass die EZB am 10. Dezember neue Langfristtender verkünden wird. Zudem dürfte das Anleihekaufprogramm (PEPP) aufgestockt und bis mindestens Ende 2021 verlängert werden. Eine Verlängerung um sechs Monate und eine Aufstockung um 600 Mrd. auf 1.950 Mrd. erscheint plausibel. Die Geldmengenentwicklung dürfte dem geldpolitischen Rat dabei nicht im Weg stehen. Zwar stieg die Geldmenge auch im Oktober weiter an und liegt 10,4% höher als im Vorjahr, aber die Akteure horten die Liquidität. Nur ein geringer Teil wird ausgabenwirksam, andernfalls wäre mit der Geldmenge auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage deutlich stärker gestiegen. Inflationsrisiken zeichnen sich deshalb auch nicht ab. Die Kreditvergabe ist sogar im Oktober im Vergleich zum Vormonat etwas zurückgegangen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich, wobei sich die Indexveränderungen zumeist in engen Grenzen hielten. Nach den zum Teil deutlichen Kurszuwächsen insbesondere bei zyklischen Werten in den vergangenen Wochen scheint nun erst einmal eine Atempause bei den Investoren einzusetzen. Schließlich sind die Infektionszahlen in einigen Ländern nach wie vor relativ hoch und es gibt unverändert viele Beschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Miteinanders. All dies dürfte nicht spurlos an der Konjunktur vorbeigehen. Manche Ökonomen halten jetzt schon eine technische Rezession im Winterhalbjahr für möglich, also zwei Quartale in Folge, in denen das BIP gegenüber der Vergleichsperiode schrumpft. Zudem kostet der (Teil-)Lockdown sehr viel Geld, sodass die Verschuldung in vielen Ländern zunächst weiter steigen dürfte. Gemessen an den zum Teil hohen Bewertungen erleben wir weiterhin einen recht heißen Ritt an den Aktienmärkten. In diesem recht fragilen Umfeld notierte der Dax gestern nahezu unverändert. Tagesgewinner im deutschen Leitindex waren die Aktien von Merck und der Deutschen Börse mit einem Aufschlag von 1,7%. Bei Zyklikern wie bspw. Automobilaktien (BMW: -1,7%; VW: -2,5%; Daimler: -2,3%) kam es nach den ansehnlichen Gewinnen der letzten Wochen zu (leichten) Gewinnmitnahmen. Auf europäischer Sektorenebene verzeichneten Pharma- und IT-Werte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,7% die größten Gewinne. Automobilaktien hielten dagegen mit durchschnittlichen Verlusten von 1,5% die rote Laterne. Die US-Börsen hatten feiertagsbedingt („Thanksgiving“) geschlossen. Heute gibt es einen verkürzten Handel bis 19 Uhr MEZ. Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss überwiegend freundlich. A-Aktien in China gewannen kurz vor Handelsschluss im Schnitt mehr als 1%. Ein kräftiger Anstieg der Industriegewinne beflügelte.