Am Morgen: DAX, Dow Jones Rekord, Novartis und KWS Saat im Fokus - Nord LB Kolumne
Die deutsche Wirtschaft hat sich im Sommerquartal sehr viel deutlicher vom Corona-Absturz erholt als bislang angenommen. Das BIP kletterte in Q3 um 8,5% zum Vorquartal und hat damit sogar eine erste Schnellschätzung von Ende Oktober (+8,2%) übertroffen. Im laufenden Quartal droht wegen der zweiten Corona-Welle mit ihrem Teil-Lockdown ein neuer Rückschlag, der die Wirtschaft erneut schrumpfen lassen könnte.
Die Stimmung in der dt. Wirtschaft hat sich im November deutlich eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex sank auf 90,7 Punkte. Deutlich abwärts ging es für die in die Zukunft gerichteten Geschäftserwartungen (der Teilindex sank von 94,7 auf 91,5 Punkte). Hierin spiegeln sich die wachsenden Sorgen angesichts der grassierenden zweiten Infektionswelle wider. Vor allem auf Hotels, das Gastgewerbe und den stationären Einzelhandel wirken sich die staatlichen Eindämmungsmaßnahmen negativ aus. Die EZB wird im Dezember ihren Beitrag zur Stabilisierung der europäischen Wirtschaft mit einem neuen Maßnahmenbündel leisten. Aber auch die Fiskalpolitik wird weiter gefordert sein, die Wirtschaft vor dauerhaften Schäden durch die Pandemie abzuschirmen und Menschen und Unternehmen eine Brücke in die Post-Coronazeit zu bauen.
Rentenmarkt
Die wieder gute Stimmung an den Aktienmärkten hat die Kurse der deutschen Staatsanleihen am Dienstag belastet. Allerdings konnten größere Abschläge zu Handelsbeginn teilweise aufgeholt werden. US-Staatsanleihen litten wiederholt unter der Hoffnung auf bald verfügbare Corona-Impfstoffe. Durchwachsene US-Konjunkturdaten schafften es nicht, einen Gegenimpuls zu setzen.
Aktienmarkt
Die guten Konjunkturdaten zur deutschen Wirtschaft ließen sich Anleger nicht zweimal sagen. Ihre zunehmende Risikoneigung war deutlich auf den Kurszetteln abzulesen. Bisherige CoronaVerlierer wie MTU, Lufthansa, Fraport, Airbus und TUI setzten ihre Erholungsrallys fort. DAX +1,26%, MDAX +0,11%.
Rekord! Anleger sahen das erste Mal in der Geschichte der Wall Street das Barometer über der 30.000-Marke notieren. Das Einlenken von Noch-US-Präsident Trump im Streit über die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Joe Biden und Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus verhalfen gestern maßgeblich zum Sprung über die psychologisch wichtige Marke. Dow Jones +1,5%, S&P 500 +1,6%, Nasdaq-Comp. +1,3%. Nikkei-225 fester bei 26.296,86 Punkten.
Unternehmen
Ab September 2021 wird der DAX fetter. Die Deutsche Börse hat angekündigt, den Leitindex von 30 auf 40 Werte wachsen zu lassen. Im Gegenzug wird der MDAX von 60 wieder auf 50 Werte verkleinert. Als Konsequenz des Wirecard-Bilanzskandals gibt es künftig strengere Regeln für die Index-Mitgliedschaft. So werden z.B. Unternehmen verbannt, wenn sie ihre Zahlenwerke nicht fristgerecht vorlegen. Außerdem sollen künftig nur noch nachweislich profitable Firmen in den DAX aufsteigen können.
Der Saatguthersteller KWS Saat hat in Q1 des GJ 2020/2021 aufgrund negativer Währungseinflüsse einen Rückgang der Erlöse um 3,6% auf 184,1 Mio. EUR hinnehmen müssen. Klammert man diese aus, so wäre der Umsatz um 6,8% gestiegen. Höhere Kosten und eine gesunkene Nachfrage ließen den Betriebsverlust (EBIT) auf -50,5 (-42,3) Mio. EUR ansteigen. KWS bestätigte den Jahresausblick und erwartet einen Umsatz auf Vorjahresniveau und eine EBIT-Marge zwischen 11 u. 13%.
Novartis will bis in die erste Hälfte 2021 Aktienrückkäufe im Wert von bis zu 2,5 Mrd. US-$ tätigen. Der Aktienrückkauf sei Ausdruck der eigenen Zuversicht in die Entwicklungspipeline, hieß es beim Pharmakonzern. Novartis hat gegenwärtig 49 Wirkstoffe in der letzten Phase der klinischen Entwicklung oder in der ZulassungsPhase.
Devisen
Der Euro hat einen Teil der am Vortag wegen starker USKonjunkturdaten erlittenen Verluste wieder aufholen können.
Öl / Gold
Öl blieb auch am Dienstag gefragt. Die Hoffnung, dass mit ersten Corona-Impfungen auch die Wirtschaft und damit die Ölnachfrage belebt wird, hielt weiter an. Nachdem der Goldpreis gestern seine charttechnische Unterstützung bei 1.860 US-$ je Feinunze gerissen hatte, kam es bei der „Antikrisenwährung“ zu weiteren Abschlägen.