China: Mit Disziplin aus der Krise: Stimmung bereits auf Mehrjahreshoch! - Nord LB Kolumne
An Tagen wie diesen, wenn sich in Europa die Erde wieder langsamer zu drehen beginnt, lässt ein Blick auf die am Wochenende vorgelegten aktuellen Stimmungsumfragen aus China erahnen, wie im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus die wirtschaftliche Krise gemeistert werden kann. China gilt diesbezüglich als „Vorreiter“ der Entwicklungen (wenngleich sicher nicht immer als Vorbild!).
Die heutigen Bekanntgaben bestätigten, dass das Reich der Mitte schon wieder auf der Überholspur ist: Die Umfragewerte notieren seit mittlerweile acht Monaten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Weiterhin wird der Erholungsprozess stärker vom Dienstleistungssektor als vom verarbeitenden Sektor getrieben – im Gegensatz zu den Umfrageergebnissen in Europa.
In konkreten Zahlen verblieb im Oktober der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor mit 51,4 Punkten wenig verändert nahe des 2-Jahreshochs. Die Caixin PMI-Umfrage, die verstärkt kleinere Unternehmen als Teilnehmer heranzieht, zog mit 53,6 Punkten sogar auf ein 9-Jahreshoch an. Zusammengenommen kann also von einer anhaltenden Beschleunigung der Aktivität gesprochen werden.
Nochmals verbesserte Ergebnisse kamen auch vom CFLP Pendant für den Dienstleistungssektor: Der Index sprang mit 56,2 Punkten auf ein 8-Jahreshoch. Der Service-Sektor weist insofern eine noch stärkere Dynamik als der Produktionsbereich auf. Der Bauindex verblieb mit einem Wert nahe der Marke von 60 Punkten sogar sehr hoch – staatliche Infrastrukturausgaben trugen dazu bei.
China ist auf den Pfad einer signifikanten Erholung eingeschwenkt. Das Land ist damit mittlerweile wieder auf gutem Wege das Niveau von vor der Corona-Krise zu überschreiten. Das belegen die vorgelegten BIP-Wachstumszahlen für das III. Quartal, in dem das Reich der Mitte einen Zuwachs von 2,7% Q/Q (nach 11,7% Q/Q in Q2) erreichte und in der Jahresrate sogar mit 4,9% bereits wieder beträchtlich angestiegen ist. Die bereits vorliegenden Indikatoren aus dem Monat September sind durchaus beeindruckend: Die Industrieproduktion legte um 6,9% Y/Y zu, die Einzelhandelsumsätze zogen um 3,3% Y/Y an. China kommt acht Monate nach dem Höhepunkt der dortigen Katastrophe halbwegs sicher aus dem wirtschaftlichen Tief!
Voraussetzung ist und bleibt, die Infektionszahlen konstant niedrig zu halten, um die Unsicherheit von Konsumenten und Investoren so weit wie möglich zu minimieren. Das gelingt dem zentral regierten China. Dem weltweiten Exporteur würde es entgegenkommen, wenn auch in den anderen Ländern die Infektionszahlen und damit die Verunsicherungen zurückgehen. In jedem Fall wird sich China auf eine Verstärkung des Binnenkonsums konzentrieren wollen, um den Wohlstand der Bevölkerung auf das Niveau anderer bereits entwickelter Volkwirtschaften zu heben. Genau dieses Ziel wurde im 14. Fünfjahresplan der KP in der vergangenen Woche ausgerufen. Zudem ist eine gewisse Autarkie insbesondere bei neuen Technologien und Innovationen anzustreben.
Fazit: Die Stimmung unter chinesischen Unternehmen hellt weiter auf: Die Unternehmensumfragen von CFLP und Caixin überzeugten erneut und notieren mittlerweile den achten Monat in Folge im Expansionsbereich von über 50 Punkten. Die Zahlen dokumentieren, dass die Coronakrise wirtschaftlich überwunden werden kann. Das Vorkrisenniveau ist wieder erreicht. China taucht als erstes großes Land aus der Krise auf. An dieser Stelle eine ernste Frage: Was machen China, Taiwan und Südkorea bei der Ausbreitung des Virus eigentlich anders als der „Westen“? Antwort: Disziplin und Kontaktminimierung sowie Maske und Abstand! Nur so geht es! Vorausschauend wurden im neuesten 14. Fünfjahresplan der KP die Ziele Stärkung des Binnenkonsums und eine zunehmende Eigenproduktion wichtiger Produkte (Autarkie) festgezurrt – auch hier schreitet China mit Riesenschritten voran!