Am Morgen: Amazon, Apple, Fresenius und VW im Fokus - Nord LB Kolumne
Die in den USA gemeldeten Wachstumszahlen haben für das III. Quartal 2020 einen massiven Zuwachs des BIP von 33,1% (ann.) geliefert, was nahe der Erwartungen liegt. Insbesondere der Private Konsum kochte dabei nahezu über. Dem Kahlschlag der wirtschaftlichen Leistung noch im II. Quartal folgte also eine wundersame Wiederbelebung im III. Quartal. Die „Once-in-a-Lifetime-Recession“ war zugleich auch die „Shortest-in-a-Lifetime“! Die anhaltend hohen – und zuletzt nochmals gestiegenen – Infektionszahlen und die Real-Time-Tracker deuten nun aber darauf hin, dass dieser Aufhellungsprozess im IV. Quartal wohl etwas ins Stocken geraten dürfte und so ein (nur) kurzes (aber starkes) Strohfeuer gewesen sein könnte. Wir erwarten einen Zuwachs von dann nur noch 4% Q/Q (ann.).
Die EZB hat auf ihrer Sitzung wie erwartet (noch) keine geldpolitischen Änderungen beschlossen. Zugleich bereiteten die Währungshüter aber die Märkte auf ein ganzes Maßnahmenbündel im Dezember vor. EZB-Präsidentin Lagarde verwies darauf, dass es an einem zusätzlichen monetären Stimulus so gut wie keinen Zweifel gebe. Die Risiken für den kurzfristigen Wirtschaftsausblick bezeichnete sie mehrfach als eindeutig abwärtsgerichtet. Die TeilLockdowns in einigen Mitgliedsstaaten kommen einem abrupten Bremsmanöver im konjunkturellen Aufholprozess gleich. Vor allem die Anleihekäufe dürften hinsichtlich Volumen und (Mindest- )Laufzeit nochmals deutlich ausgeweitet werden. Aber der gesamte Instrumentenkasten steht zur Überprüfung an. Der Fokus sollte hierbei auf einer Verbesserung der Finanzierungsbedingungen liegen. Die EZB stemmt sich weiterhin gegen die Krise.
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben nach den geldpolitischen Entscheidungen der EZB angezogen. US-Staatsanleihen gaben wie am Vortag nach. Der Grund: Investoren zeigten sich nach den jüngsten Aktienkursrückgängen
risikofreudiger.
Aktienmarkt
Der dt. Aktienmarkt erlebte gestern einen wechselhaften Tag, schloss aber letztlich überwiegend mit positiven Vorzeichen. Die auschlaggebenden Impulse kamen von der EZB-Sitzung. DAX +0,32%, MDAX –0,32%, TecDAX +0,20%.
Ein überraschend starkes US-Wirtschaftswachstum sorgte an der Wall Street für Rückenwind. Unterstützung kam auch von den Kursgewinnen bei Index-Schwergewichten wie Amazon und Apple. Dow +0,5%, S&P 500 +1,2%, Nasdaq-Comp. +1,6%. Nikkei-225 schwach bei 22.977,13 Punkten.
Unternehmen
VW hat dank der Erholung der Pkw-Nachfrage und eines robusten Geschäfts in China die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Nach dem Krisenquartal mit weitgehend stillstehender Produktion im Frühjahr erzielte VW in Q3 ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von 3,2 Mrd. EUR. Der Umsatz schrumpfte um 3,4% auf 59,4 Mrd. EUR. Der Ausblick für das laufende Jahr wurde bekräftigt.
Fresenius profitiert von einem starken Dialysegeschäft und einer Erholung bei seiner Klinikkette Helios. In Q3 fiel das Konzernergebnis zwar um 4% auf 427 Mio. EUR. Währungsbereinigt stand allerdings ein Plus von 1% zu Buche. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 5% auf 8,9 Mrd. EUR. Fresenius bekräftigte seine im Juli wegen der Corona-Krise gesenkte Prognose.
Apple hat trotz rückläufiger iPhone-Verkäufe einen Umsatzrekord aufgestellt. Dank boomender Absatzzahlen bei Mac-Computern und AirPods-Kopfhörern in der Coronavirus-Pandemie legten die Erlöse im abgelaufenen Quartal um 1,1% auf 64,7 Mrd. USD zu. Während die Erlöse mit iPhones um mehr als ein Fünftel auf 26,4 Mrd. USD nachgaben, wuchs jede andere Produktkategorie im zweistelligen Prozentbereich. Trotzdem fiel der Gewinn um rund 7% auf 12,67 Mrd. USD.
Die Coronavirus-Pandemie treibt die Kunden zum Onlinehändler Amazon. In Q3 habe sich der Gewinn auf 6,3 Mrd. USD verdreifacht. Auch für das Schlussquartal (mit dem Weihnachtsgeschäft) rechnet Amazon mit einer Bestellflut.
Devisen
Der EUR zeigte sich zunächst stabil, rutschte später aber unter 1,17 USD.
Öl / Gold
Die jüngsten Konjunkturmeldungen verpufften am Ölmarkt. Die aktuell Corona bedingten Sorgen um die Wirtschaft schickten die Ölpreise erneut auf Talfahrt. Gold notierte ebenfalls schwächer.