Aves One: Mit gut gefüllter Pipeline auf Wachstumskurs
Investoren können in diesen Tagen eine von Aves One aufgestockte Anleihe zeichnen. Das Papier hat ein Maximalvolumen von 50 Millionen Euro. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren liegt die jährliche Verzinsung bei 5,25 Prozent.
Im Interview mit unserer Redaktion erläutert Jürgen Bauer, Vorstand von Aves One, wie das frische Geld genutzt werden soll. Die Prognose ist ebenso ein Thema im Gespräch mit Bauer wie die Investitionspläne für 2021. Bauer macht deutlich, dass er verstärkt auf den Bereich Rail setzt, dabei spielen auch Lokomotiven eine Rolle. In einem anderen Bereich hat man eine wichtige strategische Entscheidung getroffen.
www.4investors.de: Sie stocken ihre aktuelle Anleihe von 30 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro auf. In diesen schwierigen Tagen ist das schon eine klare Aussage, oder?
Bauer: Im aktuellen Zinsumfeld bietet die Anleihe mit einem Kupon von 5,25 Prozent eine attraktive Anlagemöglichkeit. Da die Nachfrage weiterhin vorhanden ist, haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.
www.4investors.de: Wie wollen sie das frische Geld nutzen?
Bauer: Die Emissionserlöse dienen einerseits der Finanzierung von Akquisitionen und andererseits der Refinanzierung bestehender Assets. Insofern setzen wir unseren Wachstumskurs mit einer gut gefüllten Akquisitionspipeline im Segment Rail fort.
www.4investors.de: Wie läuft es im vierten Quartal 2020?
Bauer: Sie wissen ja, dass wir an der Börse gewissen Regeln unterworfen sind und ich deshalb nichts über das laufende Geschäft sagen darf. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Ihre Frage darauf abzielt, ob unsere Logistik-Assets weiterhin gut vermietet sind. Hier kann ich Ihnen sagen, dass unsere Auslastungsquoten sowohl im Rail- als auch im Containersegment weiterhin auf einem hohen Niveau sind.
www.4investors.de: Zuletzt rechneten sie für 2020 mit einem Umsatz von mehr als 117 Millionen Euro und mit einem EBITDA von über 85 Millionen Euro. Bleibt es bei dieser Prognose?
Bauer: Wir haben trotz der Corona-Pandemie unsere Aussage nicht geändert. Die abgegebene Prognose steht somit.
www.4investors.de: Ihre Eigenkapitalquote liegt um die 4 Prozent. Im letzten Geschäftsbericht hieß es, diese steigern zu wollen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Was ist seitdem geschehen, wo soll die Quote hingehen?
Bauer: Das Ziel, unsere Eigenkapitalquote zu verbessern, ist ein Ziel, das wir mittelfristig betrachten. Viele Investoren denken dabei immer nur an eine Kapitalerhöhung durch den Verkauf neuer Aktien. Wir prüfen aber mehrere Möglichkeiten. Wir haben uns noch für keine konkrete Maßnahme entschieden.
www.4investors.de: Wo sehen sie das Finanzierungsvolumen in 2021?
Bauer: Für das kommende Jahr haben wir noch keine Prognose veröffentlicht. Gehen Sie aber davon aus, dass wir - wie schon in diesem Jahr - auch 2021 weiter stark in Rail-Assets investieren werden.
www.4investors.de: Welche groben Ziele verfolgen sie für 2021?
Bauer: Wie schon gesagt, wir haben noch keine Ziele veröffentlicht. Ich kann aber sagen, dass wir weiterhin nach Rail-Assets suchen. Gleichzeitig gilt es, die Auslastung auf dem hohen Niveau zu halten und die Finanzierungsstruktur weiter zu optimieren.
www.4investors.de: Den Container-Bereich wollen sie mehr und mehr verlassen. Dazu sind aber vernünftige Preise für Gebrauchtcontainer notwendig. Wie ist die aktuelle Lage am Markt?
Bauer: Wir werden nicht weiter in Seecontainer investieren. Diese strategische Entscheidung haben wir bereits vor einigen Monaten getroffen. Für Wechselbrücken, also für Spezial-Container, die im Pakettransport für den Online-Handel sehr nachgefragt werden, gilt das nicht. Hier investieren wir weiter, wenn sich Möglichkeiten ergeben. Was mit dem Seecontainer in unserem Portfolio geschehen wird, muss man sehen. Aktuell ziehen die Preise für gebrauchte Seecontainer wieder an.
www.4investors.de: Bis wann ist ein Komplettausstieg aus dem Bereich Container möglich?
Bauer: Ich kann Ihnen nicht sagen, ob wir komplett aussteigen. Wir haben gesagt, dass wir keine weiteren Seecontainer mehr kaufen. Somit wird dieser Bereich gegenüber dem Rail-Segment künftig an Bedeutung verlieren.
www.4investors.de: Lokomotiven sollen das Portfolio von Aves One künftig bereichern. Wie sind dort die Aussichten?
Bauer: Auch hier kann ich Ihnen keinen Zeitpunkt nennen. Grundsätzlich haben wir uns dazu entschieden, unser Portfolio um diese Assetklasse zu erweitern. Angebot und Preis müssen stimmen. Das lässt sich leider nicht im Voraus planen.
www.4investors.de: Sie sprechen von einer „gut gefüllten Akquisitionspipeline im Bereich Rail“. Können Sie dies näher erläutern!?
Bauer: Wir haben eine sehr gut gefüllte Pipeline im dreistelligen Millionenbetrag, mit zum Teil bereits fixierten Kontrakten und sich teilweise in vertraglichen Verhandlungen befindlichen Transaktionen.
www.4investors.de: Im ersten Halbjahr haben sie 65 Millionen Euro für neue Kessel- und Güterwagen ausgegeben. Wie hoch werden diese Investitionen bis zum Jahresende sein?
Bauer: Auch im ersten Halbjahr hatte die COVID-19-Pandemie bereits Einfluss auf die Auslieferungen von neuen Güterwaggons. Fast alle Hersteller hatten ihre Produktion für einige Wochen eingestellt. Aus heutiger Sicht ist es nicht absehbar, wie hier die nächsten Wochen verlaufen werden. Eine Aussage, ob Auslieferungen, die für dieses Jahr geplant waren, ins nächste Jahr verschoben werden müssen, ist somit sehr schwer zu treffen.
www.4investors.de: Die Kapazitäten im Waggon-Bereich waren im letzten Jahr gut ausgelastet und sind im ersten Halbjahr 2020 leicht zurückgegangen. 2021 dürfte einen Aufschwung bringen. Können sie daher im Güterwagenbereich an der Preisschraube drehen oder ist das ein eher sensibler Markt?
Bauer: Der Markt geht davon aus, dass sowohl die Preise als auch die Auslastung im zweiten Halbjahr 2021 wieder anziehen werden.
www.4investors.de: Der Online-Handel boomt. Das müsste doch auch für ihr Geschäft mit Wechselbrücken vorteilhaft sein?
Bauer: Das ist ein Geschäftsbereich, den wir langfristig als ausbaufähig ansehen. Zuletzt waren beschränkte Herstellerkapazitäten für weiteres Wachstum limitierend. Es bleibt auch hier abzuwarten, wie sich dieser Markt im nächsten Jahr entwickeln wird.
www.4investors.de: Sie haben sich im Jahresverlauf von ihren letzten Immobilienaktivitäten verabschiedet. Ist das Kapitel damit beendet oder könnte es dort künftig noch einmal ein Engagement geben?
Bauer: Aus heutiger Sicht wollen wir uns weiter auf mobile Logistik-Assets mit dem Schwerpunkt auf Rail konzentrieren. Wir sehen hier ein höheres Renditepotential als bei den Logistikimmobilien. Sollte der Markt bzw. die Preise für Logistikimmobilien wider erwartend attraktiver werden, würden wir das Segment erneut analysieren.