Bank of Japan: Trotz Yen-Stärke weiterhin mit ruhiger Hand - Nord LB Kolumne
Erwartungsgemäß hat die Bank of Japan heute keine Anpassungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung verkündet. Damit bleiben die Leitzinsen weiterhin unverändert. Auch bei den Wertpapierkaufprogrammen der Notenbank hat es keine Bewegung gegeben. Die Entscheidung der Zentralbank in Tokio ist abermals nicht einstimmig gefallen. Auch diese Nachricht dürfte keine Überraschung für die Finanzmärkte sein. Goushi Kataoka macht sich am aktuellen Rand offensichtlich größere Sorgen um neue Belastungen der japanischen Wirtschaft durch die Coronavirus-Krise. Daher sieht er den Bedarf für eine stärkere Verzahnung der Geld- und Fiskalpolitik im Land der aufgehenden Sonne. In diesem Kontext ist es schon interessant, dass die Zentralbank in Tokio mittlerweile wieder etwas pessimistisch in die Zukunft blickt. Diese Meldung sollte aber wohl auch nicht überinterpretiert werden. Die absolute Mehrheit der hochrangigen japanischen Notenbanker will ohne neue exogene Schocks wohl auch weiterhin keine die Wirtschaft stützenden geldpolitischen Maßnahmen implementieren.
Anlässlich der Pressekonferenz nach der Notenbanksitzung gab der Zentralbankchef Haruhiko Kuroda zu bedenken, dass das Wirtschaftswachstum in Japan begonnen habe, wieder moderat anzuziehen. Die Coronavirus-Krise scheint seiner Auffassung nach aber den Preisauftrieb zu dämpfen. Dennoch werde die Bank of Japan an ihrem Inflationsziel festhalten. Zudem betonte er, dass die Notenbank bei Bedarf weitere stützende Maßnahmen ergreifen könnte. Man erwarte aktuell aber keine nachhaltige Verschlimmerung der Coronavirus-Krise in Japan. Weiterhin gab er zu Protokoll, dass sich die Erholung der US-Ökonomie immer klarer abzeichnen würde. Seiner Auffassung nach sei an den Finanzmärkten derzeit eine größere Nervosität zu beobachten. Dabei habe sich der Devisenmarkt relativ zum Aktienmarkt aktuell als stabiler erwiesen. Es wäre seiner Auffassung nach jedoch eine problematische Vereinfachung, zu sagen, dass bei den Dividendenpapieren bereits eine spekulative Preisblase beobachtet werden könne.
Der Devisenmarkt bleibt aber wohl dennoch von Bedeutung für die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik in Tokio. Sorgen bezüglich möglicher Turbulenzen bei der US-Wahl haben internationale Investoren zuletzt zu Käufen der Low-Beta-Währung Yen bewegt. Entsprechend ist aktuell eine ausgeprägte Stärke der Währung Japans zu beobachten. Dem neuen Premierminister Yoshihide Suga ist diese Tatsache offenkundig ein Dorn im Auge. Er wünscht sich einen schwächeren Yen um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Unternehmen zu verbessern. Zur Erreichung dieses Ziels scheint er auch bereit zu sein, die japanischen Geldpolitik noch expansiver ausrichten zu lassen. Die Notenbank wird diesen Weg zumindest zunächst nicht einschlagen wollen. Somit gibt es an dieser Stelle ein beträchtliche Konfliktpotential. Die japanische Kultur und die Gepflogenheiten im internationalen Zentralbankwesen dürften aber verhindern, dass es zu einem öffentlichen Streit zwischen der Notenbank und der Regierung in Tokio kommen wird. Zudem mag eine US-Präsidentschaftswahl ohne große Turbulenzen schon bald wieder zu einem weniger starken Yen führen.
Fazit: Die Bank of Japan hat abermals keine Veränderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung beschlossen. Trotz Yen-Stärke agieren die Notenbanker in Tokio also auch weiterhin mit ruhiger Hand. Die Regierung scheint sich angesichts der Lage am Devisenmarkt allerdings mehr Aktivität bei der Zentralbank zu wünschen. Der Notenbankchef Haruhiko Kuroda wird nun wohl auf eine US-Wahl ohne größere Turbulenzen hoffen, was das Problem mit der aktuellen Stärke des Yen auch ohne neue geldpolitische Maßnahmen in Tokio heilen könnte.