COVID-19-Fälle nehmen in Europa deutlich zu - potenzielle Auswirkungen auf den Autosektor - Commerzbank Kolumne
Die Anzahl der COVID-19-Fälle hat in den letzten Wochen in mehreren wichtigen europäischen Automobilmärkten, darunter England, Frankreich und Deutschland, deutlich zugenommen. Die Regierungen diskutieren über zusätzliche Maßnahmen, um zu verhindern, dass sich das Virus noch schneller ausbreitet. Welche Auswirkungen könnte dies auf den Automobilsektor haben? Eine so genannte zweite COVID-19-Welle hat das Potenzial, Angebot und Nachfrage negativ zu beeinflussen. Es scheint politisch einvernehmlich, dass der Großteil Europas eine zweite Runde strikter Mobilitätseinschränkungen zur Minimierung der wirtschaftlichen Auswirkungen vermeidet, bei denen die Produktion gestoppt werden müsste. Stattdessen scheinen die Regierungen (insbesondere regional) gezielter zu handeln, um die Zusammenkünfte von Menschen so gering wie nötig zu halten. Obwohl wir der Ansicht sind, dass die Unsicherheiten für die Lieferketten geringer sind, als bei der ersten Welle im Frühjahr, sehen wir ein erhebliches Risiko, dass die Nachfrage erneut negativ beeinflusst wird. Die Verbrauchermeinung würde unter neuen Pandemie-Einschränkungen leiden und Sorgen um die finanziellen Perspektiven führen zu einer Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen wie einem Autokauf. Der jüngste Absatztrend bei Autos in Europa war positiv: Der Autoabsatz seit Juni war aufgrund relativ geringer Händlerbestände, den flankierenden staatlichen Subventionen für Hybridfahrzeuge (Plug-in-Hybride) sowie Nachholeffekten aus dem Frühjahr relativ solide. Zudem unterstützt die starke Nachfrage in China vor allem die deutschen Autobauer. Insofern rechnen wir für die hiesige Automobilindustrie mit einer weiteren Normalisierung nach dem coronabedingt schwachen ersten Halbjahr. Allerdings dürfte die zunehmenden Nachfrageunsicherheiten die Stimmung bei den Autoaktien tendenziell wieder belasten.
Anleihen
Euroraum: Geldmenge M3 (Sep.), 10:00 Uhr
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Sep.), 13:30 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Okt.), 15:00 Uhr
Die konjunkturelle Erholung in Deutschland verliert an Schwung – dies zeigte gestern auch der Geschäftsklimaindikator vom Ifo-Institut. Steigende Infektionszahlen und freiwillige bzw. behördlich angeordnete Maßnahmen, um COVID19 einzudämmen, sind zweifellos die Gründe für den Schwungverlust. Insgesamt fiel der Index auf 92,7 Punkte im Oktober – nach 93,2 im September. Die aktuelle Lage wurde von den Befragten Unternehmen zwar positiver bewertet (90,3 nach 89,2 Punkten), doch die Erwartungen gingen angesichts der sich aufbauenden zweiten Infektionswelle deutlich zurück (95,0 nach 97,4 Punkten). Am deutlichsten war der Stimmungseinbruch bei den Dienstleistern (3,9 nach 6,9). Im Handel trübte sich die Stimmung nur leicht ein (-0,1 nach 0,3), während im verarbeitenden Gewerbe die Bewertung positiver als im Vormonat ausfiel (1,6 nach -0,5). In anderen Ländern des Euroraums steigen die Infektionszahlen zum Teil noch rasanter. Da sich der Ausblick insgesamt eingetrübt hat, dürfte die europäische Zentralbank die Geldpolitik erneut lockern. Derzeit ist eine steigende Zahl von Analysten der Ansicht, dass die EZB im Rahmen ihrer Sitzung am Donnerstag ihre Politik zwar unverändert lässt, aber weitere Maßnahmen im Dezember vorbereiten wird. Vermutlich wird sie die Anleihekäufe aufstocken. Apropos Geldpolitik, man kann schon mit etwas Sorge auf die rasant wachsende Geldmenge blicken. Die Daten, die heute Morgen veröffentlicht werden, dürften einen Zuwachs von knapp 10% zum Vorjahr zeigen. Allerdings haben sich bislang bei der Produktion kaum Engpässe ergeben, bzw. Engpässe, die in der ersten Jahreshälfte anstanden waren, haben sich wieder aufgelöst, sodass der Preisdruck derzeit niedrig ist – und das Geldmengenwachstum die Inflation nicht antreibt.
Aktien
Banco Santander, Novartis, Ergebnis Q3
BP, HSBC, Ergebnis Q3
Covestro, detailliertes Ergebnis Q3
3M, Caterpillar, Pfizer, Ergebnis Q3
Microsoft, Ergebnis Q1
Raytheon Technologies, Ergebnis Q3
Der Stimmungsverlust an den europäischen Aktienmärkten setzt sich auch in der dritten Woche in Folge weiter fort. Die weltweit steigenden Covid-19-Neuinfektionen lassen die Angst vor einem erneuten Lockdown weiter ansteigen. Dabei geraten politische Themen wie die näher rückenden USWahlen oder die stockenden Brexit-Verhandlungen in den Hintergrund. Auch der schwächer als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex dürfte keine wesentliche Rolle gespielt haben. Im deutschen Leitindex sorgte eine Gewinnwarnung von SAP (-21,9%) für zusätzlichen Kursdruck. Der Softwarekonzern erwartet ein sich abschwächendes Lizenzgeschäft und hohe Investitionen für den Ausbau des CloudSegments. Dagegen wurde die Milliardenübernahme (Asclepios BioPharmaceutical) von Bayer (+0,3%) positiv ausgenommen. Unter den Branchen im Euroraum gab es unter der Führung der Informationstechnologie (-7,6%) nur Verlierer. Lediglich im Gesundheitssektor (-0,7%) sowie bei den ebenfalls defensiven Bereichen Telekommunikation und Versorger (jeweils -0,8%) hielten sich die Kursabschläge noch in Grenzen. Auch die Wall Street eröffnete angesichts der gesunkenen Hoffnungen auf ein baldiges Corona-Hilfspaket mit Verlusten. Im Leitindex Dow konnte sich lediglich die Aktie von Apple gehalten präsentieren. Dagegen verloren die Titel des Flugzeugbauers und Rüstungsunternehmens Boeing (-3,9%) deutlich und standen so am Indexende. Auch an den asiatischen Börsen herrschten die Molltöne vor, allerdings hielten sich hier die Kursabschläge in Grenzen. Die europäischen Märkte dürften sich wieder etwas stabilisieren.