SAP Aktie stürzt ab: „Aufgrund der Corona-Krise befinden sich unsere Kunden an einem Wendepunkt”
Kurssturz bei der SAP Aktie: Eine Gewinnwarnung des Software-Konzerns aus Walldorf schickt den Aktienkurs heute in die Tiefe. Aktuell notiert der DAX-Wert bei 102,80 Euro mit 17,7 Prozent im Minus, das Tagestief ist bei 98,88 Euro noch ein Stück darunter notiert. Eine charttechnische Unterstützung rund um die Marke bei 99/100 Euro hat den Absturz erst einmal abbremsen können. Ob dies von Dauer ist, ist fraglich - besonders stark ist diese Unterstützungsmarke eigentlich nicht.
Vor allem der gesenkte Ausblick hat den Markt schockiert. SAP erwartet für 2020 auf Konzernbasis nur noch einen Umsatz zwischen 27,2 Milliarden Euro und 27,8 Milliarden Euro, bisher waren es 27,8 Milliarden Euro bis 28,5 Milliarden Euro. Vor allem in der Cloud-Sparte muss man die Erwartungen korrigieren: Prognostizierte SAP bisher bis zu 8,7 Milliarden Euro Umsatz in dem Bereich, sind es nun nur noch bis zu 8,2 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis erwarten die Walldorfer in 2020 nun zwischen 8,1 Milliarden Euro und 8,5 Milliarden Euro statt wie bisher zwischen 8,1 Milliarden Euro und 8,7 Milliarden Euro. Dagegen soll der operative Cashflow mit 6 Milliarden Euro um eine Milliarde Euro besser als erwartet ausfallen, der Free-Cashflow wird nun mit 4,5 Milliarden Euro nach zuvor 4,0 Milliarden Euro prognostiziert.
Auch die mittelfristigen Aussichten wurden neu formuliert. 2025 will SAP in der Cloudsparte 22 Milliarden Euro umsetzen, konzernweit sollen es 36 Milliarden Euro sein bei einem Betriebsergebnis von 11,5 Milliarden Euro. 2021 und 2022 erwartet man belastungen, unter anderem aus den Folgen der Corona-Pandemie und der Wechselkursentwicklungen. Dazu komme unter anderem ein schnellerer Umstieg von Kunden in die Cloud. „Als Folge des beschleunigten Umstiegs der SAP in die Cloud erwartet die SAP, dass die Softwarelizenzumsätze in den nächsten Jahren gegenüber dem Niveau von 2020 rückläufig sein werden”, so das Unternehmen am Montag. Ab 2023 sollen Umsatz und Betriebsergebnis dann wieder beschleunigt wachsen.
„Aufgrund der Corona-Krise befinden sich unsere Kunden an einem Wendepunkt. Für Unternehmen ist der Umstieg in die Cloud, verbunden mit einer echten Neuausrichtung ihres Geschäfts, unerlässlich geworden. Denn nur so können sie widerstandsfähiger werden und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern werden wir Innovationen entwickeln und Unternehmen neue Möglichkeiten für die Abwicklung von Geschäftsprozessen in einer digitalen Welt bieten. Die SAP wird ihr Wachstum in der Cloud auf über 22 Milliarden Euro im Jahr 2025 steigern und den Anteil der besser planbaren Umsätze auf etwa 85 Prozent ausbauen”, sagt SAP-Chef Christian Klein.
Gewinnanstieg unter dem Strich im dritten Quartal
Das dritte Quartal 2020 schließt SAP mit einem Umsatzrückgang von 6,81 Milliarden Euro auf 6,54 Milliarden Euro ab. Das Betriebsergebnis fällt von 2,09 Milliarden Euro auf 2,07 Milliarden Euro. Unter dem Strich dagegen hat SAP den Quartalsgewinn von 1,56 Milliarden Euro auf knapp 2,1 Milliarden Euro steigern können.
„Im dritten Quartal haben wir unsere operative Marge trotz eines starken Vorjahres und ungeachtet des schwierigen Umfelds weiter verbessert. Das Ergebnis je Aktie und der Cashflow stiegen sogar noch schneller. Deshalb können wir unseren Ausblick für den Free Cashflow 2020 sogar über das im letzten November kommunizierte Ziel anheben. Unser beschleunigter Umstieg in die Cloud wird sicherstellen, dass wir unseren Weg als Cloud-Wachstumsunternehmen fortsetzen, während wir uns gleichzeitig weiterhin auf Kosteneinsparungen konzentrieren. Durch diese Maßnahmen und unser widerstandsfähiges Geschäftsmodell sind wir gut aufgestellt, unsere neuen Zielsetzungen zu erreichen, wenn die Unsicherheit nachlässt”, so Luka Mucic, Finanzvorstand von SAP.