Am Morgen: Hellofresh, Thyssenkrupp und Volkswagen im Fokus - Nord LB Kolumne
In den USA wurden aktuelle Angaben zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Diese Zahlen sind aufgrund der hohen Bedeutung des privaten Verbrauchs für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten immer von großer Relevanz für die Finanzmärkte. Im Berichtsmonat September zeigte sich den gemeldeten noch vorläufigen Daten folgend ein Anstieg um extrem erfreuliche 1,9% M/M. Somit notiert die Jahresrate auf Basis der saisonal unbereinigten Zeitreihe mittlerweile bei sehr starken +7,1%.
Der Konsument bleibt offenkundig eine tragende Säule des Aufschwungs in den Vereinigten Staaten. Daran muss sich auch perspektivisch nichts ändern. Unserer Auffassung nach fokussiert die Diskussion an den Märkten aktuell vielleicht sogar schon etwas zu stark auf neue staatliche Hilfen für die Verbraucher. Mit Blick auf den Konsum ist in den USA jedoch bereits ein V-Verlauf bei der Erholung zu diagnostizieren. Angesichts der Entwicklungen bei der Jahresrate wären kontinuierlich oberhalb von +0,3% M/M notierende Veränderungsraten der Einzelhandelsumsätze inzwischen gar nicht mehr wünschenswert. Die bessere Beschäftigungssituation scheint den Verbrauch aktuell bereits hinreichend zu befeuern, was aber erforderlich macht, dass die Zahl der Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus in den USA perspektivisch nicht völlig aus dem Ruder läuft.
Auch wenn momentan eher der Wahlkampf weitere stützende Maßnahmen verhindert zu haben scheint, mag es letztlich sogar hilfreich sein, wenn die US-Wirtschaftspolitiker zumindest zunächst noch etwas Pulver für mögliche neue Notfälle trockenhalten.
Rentenmarkt
Bei den deutschen Staatsanleihen wiederholte sich das Bild des Vortages. Eine weiterhin hohe Unsicherheit bezüglich Corona und die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über ein Handelsabkommen schickten die Kurse erneut auf einen Tauchgang. Überwiegend gute amerikanische Konjunkturdaten brachten die Kurse der US-Anleihen unter Druck. So waren die Einzelhandelsumsätze im September mehr als doppelt so stark gestiegen wie erwartet und das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen im Oktober hellte sich überraschend auf.
Aktienmarkt
Der DAX konnte zum Wochenausklang die Virus- und KonjunkturSorgen abschütteln. Erste Schnäppchenjäger kehrten auf das Parkett zurück, sodass deutsche Aktien zulegten. DAX +1,62%, MDAX +1,10%, TecDAX +0,62%. Unter den Einzeltiteln stach der MDAX-Wert Thyssenkrupp hervor. Eine Übernahmeofferte von Liberty Steel sorgte für ein Kursplus von 10,78%.
Die Wall Street wurde zwar von der Hoffnung auf einen CoronaImpfstoff und guten Konjunkturdaten zum Wochenausklang gestützt, dennoch gingen nicht alle Indices mit positiven Vorzeichen aus dem Handel. Dow Jones +0,39%, S&P 500 +0,01%, Nasdaq-Comp. -0,36%. Gefragt war u.a. Boeing (+1,9). Die europ. Flugaufsicht stellte einem Medienbericht zufolge eine Flugerlaubnis für die Unglücksmaschine 737 MAX noch vor dem Jahresende in Aussicht. Nikkei-225 freundlicher, bei aktuell 23.676,18 Punkten.
Unternehmen
Volkswagen ist beim Absatz im September auf Erholungskurs gegangen. Die Auslieferungen stiegen weltweit um 3,3% auf knapp 934.000 Fahrzeuge. Damit beläuft sich der Absatzeinbruch infolge der Corona-Krise im bisherigen Jahresverlauf mit 6,5 Millionen Autos und Lastwagen auf 18,7%.
Hellofresh hat im abgelaufenen Quartal deutlich mehr als erwartet umgesetzt und hebt seine Prognose für das Gesamtjahr an. Aufgrund des weiter starken Kundenwachstums werde in Q3 mit einem Umsatz zwischen 968 und 971 Mio. EUR gerechnet, nach rund 440 Mio. vor Jahresfrist. Analysten hätten aktuell im Schnitt 836 Mio. EUR erwartet. Auch Q4 habe stark begonnen. Daher werde die Prognose für das Umsatzwachstum des Gesamtjahres auf 95 bis 105% erhöht nach bislang 75 bis 95 %.
Devisen
Der Euro kehrte am Ende der Woche zur 1,17 USD-Marke zurück. Unterstützung kam von einer besseren Stimmung an den Finanzmärkten und von einem schwächeren USD, der unter den überwiegend positiven amerikanischen Konjunkturdaten litt.
Öl / Gold
Die Ölpreise waren weiterhin auf dem Weg gen Süden. Das Corona-Virus sorgte auch am Freitag für sinkende Notierungen. Der Goldpreis notierte am letzten Handelstag der Woche fester.