MSCI Türkei-Index weiterhin mit deutlicher Underperformance seit Jahresbeginn - Commerzbank Kolumne
Die türkische Börse zählt weiterhin zu den Underperformern seit Jahresbeginn. Von Januar bis September 2020 verlor der MSCI Türkei-Index 30,7% an Wert, wohingegen der MSCI EM-Index nur um 2,9% nachgab. Im Sep. 2020 gewann der MSCI Türkei-Index 0,5%. Verantwortlich für die massive Underperformance des türkischen Aktienmarktes zeichnet vor allem die schwache türkische Lira, die gegenüber dem US-Dollar seit Jahresanfang um 25% nachgab (per 15. Oktober 2020). Zuletzt mussten fast 8 Lira für einen US-Dollar bezahlt werden, ein Rekordhoch. Die Gründe für die schwache Lira sind vielfältig. Durch die anhaltende Coronakrise ist der Tourismus in der Türkei, der ein wichtiger Wirtschaftsfaktor darstellt, eingebrochen. Dadurch fielen auch die Währungsreserven immer weiter. Aufgrund der zur Neige gehenden Devisenreserven ist eine weitere Stützung der Lira durch die Notenbank kaum möglich. Kernprobleme bleiben vor allem politische Faktoren sowie die ungenügende Reputation der türkischen Notenbank, die weiter für Verkaufsdruck sorgen. Die zuletzt erfolgte Leitzinserhöhung brachte kaum Erleichterung. Hinzu kommen geopolitische Faktoren wie die Spannungen mit Griechenland (Streit um Gasvorkommen) und der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien. Wir bleiben für die türkische Börse trotz günstiger Bewertungsrelationen weiterhin vorsichtig gestimmt (Untergewichten). Die türkische Börse zählt zu den günstigsten Aktienmärkten. Allerdings erwarten wir infolge der globalen Rezession – der Internationale Währungsfonds rechnet für das Jahr 2020 mit einem Schrumpfen des weltweiten BIP in Höhe von 4,9% (J/J) – auch für die Türkei weitere Abwärtsrevisionen für die Gewinne. Das geschätzte Konsens-Gewinnwachstum in Höhe von rund -6% (J/J) dürfte daher weiter nach unten korrigiert werden. Hinzu kommen die aktuelle Lira-Krise sowie die unverändert prekäre Coronalage, was schlecht für den Tourismus ist.
Anleihen
USA: Einzelhandelsumsätze (Sep.), 14:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Sep.), 15:15 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen Michigan (Okt.), 16:00 Uhr
Im Umfeld steigender Risikoaversion haben die erstklassigen Staatsanleihen im Euroraum ihre Kursgewinne gestern ausbauen können. Auch in den USA und Japan verzeichneten die Staatspapiere Kursgewinne, jedoch nicht ganz so ausgeprägt. Im Euroraum wird über eine Ausweitung des Kaufprograms PEPP spekuliert. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erreichte kurzzeitig minus 0,64%, stieg danach aber wieder an. Die Euro-Peripherie erlitten gestern überwiegend Kursverluste. Gewinnmitnahmen beendeten die Spreadeinengung der letzten Wochen. Auch der Euro musste gestern Federn lassen, er fiel unter 1,17 US-Dollar. Die Konjunkturdaten aus den USA fielen gemischt aus. So stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder an. Außerdem ging der Empire Manufacturing Index im Oktober deutlich zurück. Der Philadelphia Fed-Index stieg dagegen von 15,0 auf 32,3 Punkte überraschend kräftig an, erwartet worden war ein Rückgang. Beim dem gestern begonnen EU-Gipfel erklärte die EU, dass es an London wäre, die nötigen Schritte zu tun, um ein Abkommen möglich zu machen. Der britische Unterhändler Frost reagierte enttäuscht und kündigte eine offizielle Erklärung für heute an. EU-Unterhändler Barnier schlug Großbritannien vor, die Verhandlungen in den nächsten zwei bis drei Wochen noch einmal zu intensivieren. Das britische Pfund schwächte sich gestern leicht ab. Neben dem Brexit stehen auch der Aufbaufonds sowie der EU-Haushalt auf dem Programm. Beide Punkte bergen Konfliktpotenzial. So ist weder die Bindung der Auszahlungen an die Rechtstaatlichkeit noch der Umfang des EU-Haushalts geklärt. Dies könnte zu Verzögerungen bei der Implementierung des Wiederaufbaufonds führen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag sehr schwach. Die relevanten Leitindizes fielen um bis zu 2,8% (Italien). Die Börsen bleiben damit weiterhin in einer sehr fragilen Lage, die sich mit den teilweise stark steigenden Covid-19-Neuerkrankungen zuzuspitzen scheint und mancherorts schon in einen zweiten (Teil-) Lockdown gemündet ist. Sollten die Zahlen in den kommenden Tagen weiter stark steigen, könnte es möglicherweise auch in Deutschland zu weiteren einschneidenden Maßnahmen kommen, die die Konjunktur dementsprechend belasten dürften. Die Nervosität an den Börsen ist auf jeden Fall mit Händen zu greifen. Zu der erneut anschwellenden Coronokrise gesellen sich die Unsicherheiten in Bezug auf die US-Wahlen im November 2020, die vertrackten Brexit-Verhandlungen sowie wachsende geopolitische Risiken. Der Dax verlor in diesem Umfeld 2,5%, erholte sich aber etwas von seinem Tagestief bei 12.599 Punkten. Die ganze Breite des Marktes wurde verkauft. Lediglich Immobilienwerte wie Deutsche Wohnen (-1,2%) oder Vonovia (-0,8%) kamen etwas glimpflicher davon. Zyklische Titel standen besonders unter Verkaufsdruck. So büßte die Aktie von BASF rund 3,7% ein. Auch Autowerte gerieten unter Beschuss (BMW und Daimler: -3%, VW: -3,1%). Auf europäischer Sektorenebene hielten Versicherungswerte mit durchschnittlichen Abschlägen von 2,8% die rote Laterne. Immobilienwerte büßten als Tagesgewinner im Schnitt 0,3% ein. Die US-Börsen tendierten mit leichten Abschlägen. Die Hoffnung auf ein rasches CoronaHilfspaket grenzte Verluste aber ein. Der Dow Jones-Index verlor daher nur 0,1%. Auf Sektorenebene waren insbesondere Energiewerte gesucht, die im Schnitt um 1,2% zulegten, während Pharmatitel als Tagesverlierer im Schnitt um 0,7% einbüßten. Die Leitindizes in Asien tendierten zum Wochenschluss uneinheitlich. Schönes Wochenende!