China: Unternehmensumfragen zeigen eine Fortsetzung der Erholung an! - Nord LB Kolumne
In den letzten Stunden wurden wichtige Stimmungsumfragen aus China für den Monat September vorgelegt. Die Einschätzungen der chinesischen Unternehmen bleiben von hohem Interesse, um zu erahnen, wie lange die wirtschaftliche Krise im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus anhalten kann. China gilt diesbezüglich als „Vorreiter“ der Entwicklungen auch in Europa und Nordamerika.
Die heutigen Bekanntgaben bestätigten, dass die Umfragewerte erstens nun seit mittlerweile sieben Monaten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten notieren. Zweitens wird der Erholungsprozess stärker vom Dienstleistungssektor als vom verarbeitenden Sektor getrieben.
In konkreten Zahlen zog der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor mit 51,5 Punkten auf ein 2-Jahreshoch an. Die Caixin PMI-Umfrage, die verstärkt kleinere Unternehmen als Teilnehmer heranzieht, lieferte mit soliden 53,0 Punkten einen nur marginalen Rückgang. Die Komponenten Auftragseingänge, neue Exportaufträge und Beschäftigung legten in beiden Umfragen jeweils zu. Nochmals verbesserte Ergebnisse kamen vom CFLP Pendant für den Dienstleistungssektor: Der Index stieg mit 55,9 Punkten auf ein neues 8-Jahreshoch an. Der Service-Sektor weist insofern eine noch stärkere Dynamik als der Produktionsbereich auf. Der Umfragewert für den Bausektor signalisierte mit konstanten 60,2 Punkten, dass insbesondere die staatlichen Infrastrukturausgaben offenbar Wirkung zeigen.
Das Reich der Mitte ist auf den Pfad einer signifikanten Erholung eingeschwenkt. China dürfte damit mittlerweile nahe dem Niveau von vor der Corona-Krise angelangt sein. Das belegen die vorgelegten BIP-Wachstumszahlen für das II. Quartal, in dem das Reich der Mitte einen Zuwachs von 11,5% Q/Q vorlegen konnte und in der Jahresrate sogar mit 3,2% bereits wieder in den Positivbereich gelangte. Die vorliegenden Indikatoren bereits aus dem Monat August lassen für das BIP-Wachstum auch im fast ablaufenden III. Quartal ein erneutes deutliches Plus erwarten: Die Industrieproduktion legte um 5,6% Y/Y zu, die Einzelhandelsumsätze liegen mit 0,5% Y/Y erstmals seit Dezember letzten Jahres wieder im Positivbereich. Steigende Exporte bei rückläufigen Importen lassen den Außenhandelsüberschuss weiter ansteigen. Wir rechnen entsprechend mit einem erneut starken BIP-Wachstum im III. Quartal um 7% Q/Q – Bekanntgabe ist bereits am 19.10.
Diese Tendenz in den chinesischen Umfragen hält die Zuversicht auch für die Entwicklungen in Europa und Nordamerika aufrecht: Eine Aufhellung nach der Krise kann erfolgen. China scheint nunmehr sieben Monate nach dem Höhepunkt der dortigen Katastrophe langsam, aber halbwegs sicher, aus dem wirtschaftlichen Tief zu kommen! Voraussetzung ist und bleibt, die Infektionszahlen konstant niedrig zu halten, um die Unsicherheit von Konsumenten und Investoren so minimal wie möglich zu halten. Zudem würde des dem weltweiten Exporteur entgegenkommen, wenn auch in den anderen Ländern die Infektionszahlen und damit die Verunsicherungen zurückgehen. In jedem Fall dürfte sich China verstärkt auf eine Stabilisierung der Binnenwirtschaft konzentrieren wollen.
Fazit: Die Stimmung unter chinesischen Unternehmen hellt sich nach dem Einbruch im Februar weiter auf. Die CFLP Unternehmensumfragen für den verarbeitenden Sektor bei 51,5 Punkten und für den Dienstleitungssektor bei 55,9 Punkten notieren mittlerweile den siebten Monat in Folge im Expansionsbereich von über 50 Punkten. Die Zahlen machen Hoffnung, dass die Coronakrise wirtschaftlich überwunden werden kann. Fiskalpolitische Maßnahmen und eine erhöhte Auslandsnachfrage wird Chinas Wirtschaft weiter stützen. Ein halbes Jahr nach dem Höhepunkt der Katastrophe in China dürfte das Land das Vorkrisenniveau fast schon wieder erreicht haben. Im III. Quartal rechnen wir mit einem BIP-Wachstum von immerhin erneut 7% Q/Q. China taucht damit als erstes großes Land aus der Krise auf!