Details zum Bruttoinlandsprodukt zeigen scharfen Konsumeinbruch im Lockdown - Commerzbank Kolumne
Dass der Lockdown im zweiten Quartal den stärksten je in der Bundesrepublik gemessenen Produktionseinbruch verursacht hat – das war bereits klar, auch wenn dieser mit - 9,7% etwas weniger heftig war als zunächst gemeldet. Die Details zeigen, dass vor allem der negative Wachstumsbeitrag vom privaten Verbrauch (-5,7%-Punkte) die Wirtschaft ausgebremst hat. Der Außenhandel bremste ebenfalls, da die Exporte stärker einbrachen als die Importe. Für das dritte Quartal ist mit einer Erholung zu rechnen. Etwa 6% Wachstum sind drin. Doch im vierten Quartal dürfte das Tempo bereits deutlich nachlassen und das BIP-Niveau von vor der Krise erst 2022 erreicht werden.
Anleihen
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Juli), 14:30 Uhr
Am Rentenmarkt kam es gestern zu Kursverlusten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich von minus 0,49% auf zwischenzeitlich minus 0,42%. Ein wichtiger Grund für den Renditeanstieg war das besser als erwartete Ifo-Geschäftsklima. Dieses erhöhte sich im August von 90,4 auf 92,6 Punkte gegenüber dem Vormonat und damit schon das vierte Mal in Folge. Die aufgehellte Stimmung beruhte vor allen Dingen auf der Verbesserung der Lagebeurteilung (von 84,5 auf 87,9 Punkte); die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich dagegen wenig verbessert (von 96,7 auf 97,5 Punkte). Das Geschäftsklima als Ganzes hat sich mit Ausnahme des Handels in allen Branchen merklich aufgehellt. Dies dürfte sich in im dritten Quartal in einem kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von ca. 6% gegenüber dem zweiten Quartal niederschlagen. Trotz der deutlichen Erholung vor allem in der Industrie ist Euphorie nicht angebracht, denn von Herbst an sollte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft verlangsamen. Das liegt vor allem an Hotels, dem Luftverkehr, Reisbüros, Messeveranstaltern und anderen Dienstleistungen, wo normalerweise viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. In diesen Sektoren, die immerhin 8% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ausmachen, liegen die Umsätze noch weit unter den Vorkrisenniveaus. Solange die Bedrohung durch das Corona-Virus nicht durch Impfungen gebannt ist, dürften sich diese Dienstleistungssparten kaum verbessern. Für Zuversicht an den Finanzmärkten und damit für die Abkehr von den vermeintlich „sicheren Hafen“ Staatsanleihen sorgte neuer Optimismus im Handelsstreit zwischen den USA und China. Beide Seiten wollen weiter an der Umsetzung des Abkommens festhalten. Selbst ein deutlich verschlechtertes US-Verbrauchervertrauen laut Conference Board im August konnte den Renditeanstieg nur etwas ausbremsen.
Aktien
Europa: Aroundtown S.A., Zwischenbericht Q2
Die Hoffnung auf konstruktive Schritte im US-chinesischen Handelsstreit und auf medizinische Fortschritte in der CovidBekämpfung verliehen den europäischen Märkten gestern zunächst einen positiven Grundtenor. Dax und EuroStoxx 50 gaben die Gewinne im Verlauf jedoch weitgehend ab und schlossen letztlich marginal niedriger. Schwächster Sektor in Europa waren Energiewerte (-1,4%) noch hinter Grundstoffen und Versorgern (je -0,8%). Der Technologiebereich (+0,8%) konnte sich ganz nach vorne schieben. Bei den Einzelwerten stachen klassische CoronaBetroffene positiv heraus. Im DAX setzten sich MTU (+2,9%) an die Spitze, im MDAX war es Eventveranstalter CTS Eventim (+4,8%). Die rote Laterne im DAX hatte Covestro (-1,3%) inne. Vor den Zahlen gab Aroundtown (-5,4%) spürbar nach. In den USA drückte in einer konstruktiven Grundstimmung das schwächer als erwartet ausgefallene Verbrauchervertrauen auf Gemüter und Indizes. Der Dow-Jones gab 0,2% nach. Der breite S&P 500 stieg +0,4%, die Nasdaq 0,8% jeweils auf ein neues Rekordhoch. Neben den Branchenentwicklungen – an der Spitze Telekommunikation (+1%) und Gesundheit (+0,7%), Energie -1,4% am Ende – lieferte eine Indexentscheidung den Grund für die Auseinanderentwicklung. Im gleichermaßen ehrwürdigen wie skurill berechneten Dow Jones Industrial gibt es zum Monatsende mit dem Split von Apple auch einen Austausch. Die 3 Absteiger ExxonMobil (-3,1%), Raytheon (-1,5%) und Pfizer (-1,1%) schlossen allesamt im Minus. Die Aufsteiger Salesforce.com (+3,6%), Amgen (+5,4%) und Honeywell (+3,2%) zogen dagegen an. Bester Wert im Dow Jones war Microsoft (+1,3%). Aus Asien melden die meisten Börsen heute wenig Veränderung. Nur China und Singapur liegen um bis zu 1% im Minus. Für Europa sind die Indikationen leicht höher.