Chinesische A-Aktien legen in den ersten sieben Monaten 2020 kräftig zu - Commerzbank Kolumne
Einige Anleger reiben sich nach sieben aufregenden Börsenmonaten bestimmt verwundert die Augen. Der Leitindex (CSI 300) des Landes, in dem das Coronavirus im Dezember 2019 vermutlich seinen Ursprung hatte und sich sehr schnell weltweit verbreitete, legte in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres (per 30. Juli) um satte 13,7% zu. Neben dem US-Technologieindex Nasdaq Composite (+17,5% seit Anfang 2020) gehören chinesische A-Aktien, die wir am 3. Januar 2020 von Neutral auf Übergewichten gestuft hatten, somit zu den besten Performancebringern in diesem Jahr. Selbst der sehr breit gefächerte Schanghai A-Index, der 1.448 Titel umfasst, gewann seither rd. 7%. Vor allem in der ersten Julihälfte legten festlandchinesische Aktien kräftig zu, bevor es in der zweiten Monatshälfte zeitweise zu deutlicheren Gewinnmitnahmen kam. Eine wieder dynamischer wachsende Volkswirtschaft, steigende Gewinne in der Industrie, eine lockere Geld- und Fiskalpolitik sowie ein Mangel an Anlagealternativen waren offenbar gute Gründe für viele Kleininvestoren, an den Aktienmarkt zurückzukehren. Nach dem kräftigen Kursanstieg haben sich die Bewertungsrelationen für chinesische Aktien erhöht. Für den MSCI China-Index rechnet der Konsensus für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Firmengewinne von 14,1% (J/J), woraus sich ein KGV von 18,6 ergibt. Für 2021 rechnet der Konsensus mit einem Wachstum der Unternehmensgewinne von 18,6% gegenüber dem Vorjahr; das zugrundeliegende KGV beläuft sich dadurch auf 15,8. Das ist vor dem Hintergrund der vielfältigen Probleme, die nicht nur infolge des Coronavirus weltweit existieren, zwar nicht mehr als günstig zu bezeichnen. Aufgrund einer sich aller Voraussicht nach fortsetzenden Erholung der chinesischen Wirtschaft im Jahr 2021 bestätigen wir aber zunächst noch unsere Übergewichten-Empfehlung für die Aktienmärkte in China (A-Aktien) und in Hongkong (H-Aktien).
Anleihen
China: Einkaufsmanagerindex (Jul), 3:00 Uhr
Euroraum: Bruttoinlandsprodukt (Q2), 11:00 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Jul), 11:00 Uhr
USA: Verbraucherstimmung, Michigan (Jul), 16:00 Uhr
Eine lange Reihe – aus deutscher Sicht – wichtiger Konjunkturdaten wurde gestern veröffentlicht. Die Daten deckten sich weitgehend mit den Erwartungen: In Deutschland – aber auch in anderen Ländern – hat der Produktionseinbruch schon im April seinen Tiefpunkt erreicht. Seither kehrt die wirtschaftliche Aktivität Schritt für Schritt zurück, bleibt aber deutlich unter dem Vorkrisenniveau zurück. Konkret ist in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal massiv um 10,1% zum Vorquartal eingebrochen. Mit dem Rückgang im ersten Quartal lag die Wirtschaftsleistung um 11,7% unter dem Vorjahresniveau. Angesichts der Nachfragelücke und der Mehrwertsteuersenkung ist die Inflationsrate vorübergehend sogar ins Negative gedreht – von 0,9% auf -0,1% im Juli. Dass die Erholung aber im vollen Gange ist, lässt sich aber z.B. an den Arbeitsmarktdaten erkennen. Im Juli ging die Zahl der Arbeitslosen sogar – entgegen der Erwartungen der Analysten – leicht zurück. Die Arbeitslosenquote fiel von 6,5% auf 6,4%. Zudem befinden sich etwa 8% aller Beschäftigten in Kurzarbeit. Außerhalb Deutschlands wiederholt sich das beschriebene Muster. So zeigen die EU-Stimmungsindikatoren steigendes Vertrauen in die Konjunktur. Der „Economic Sentiment Indicator“ erholte sich von 75,8 Punkte im Juni auf 82,3 Punkte im Juli. Vor der Krise, d.h. im Februar, erzielte der Index Werte von 103,4 Punkte. Eine dynamischere Erholung wäre mithin wünschenswert. Das gilt auch für die USA – denn jenseits des Atlantiks sorgen steigende Infektionszahlen für regionale Schwächen. Die US-Wirtschaft brach im zweiten Quartal um 9,5% zum Vorquartal ein. Rückgänge gab es in allen Nachfragebereichen außer beim staatlichen Konsum.
Aktien
ProSiebenSat.1 Media, Ergebnis Q2
Nokia, Ergebnis Q2
BAT, Swiss Re, Halbjahreszahlen
BNP Paribas, Engie, Halbjahreszahlen
EssilorLuxottica, Vinci, Halbjahreszahlen
Caterpillar, Chevron, Exxon, Ergebnis Q2
Die Bestätigung eines historischen Konjunktureinbruchs im zweiten Quartal sowie enttäuschende Unternehmensdaten schickten die Kurse an den europäischen Aktienbörsen am Donnerstag in den Keller. Insbesondere der Dax 30 verzeichnete in diesem Umfeld deutliche Verluste. Keine der im deutschen Leitindex notierten Aktien konnte sich dem Kursdruck entziehen. Den besten Eindruck hinterließen noch defensive Titel wie die Anteilscheine von Vonovia (-1,5%) und des Versorgers E.ON (-1,9%). Sehr schwach präsentierten sich hingegen nach der Vorlage ihrer Quartalszahlen FMC (-5,8%), Fresenius (-5,6%) und VW (-6,1%). Im EUROSTOXX 50 profitierten hingegen die Aktien von Safran (+3,9%) und der Airbus Group (+1,9%) von besser als erwartet ausgefallenen Quartalsvorlagen. Bei AB InBev (+1,4%) honorierten die Anleger die anziehenden Absatzzahlen im Juni. Auf Branchenebene konnten immerhin Reise u. Freizeit zulegen (+1,5%). Die meisten anderen Sektoren erlitten markante Verluste, am schlimmsten traf es Banken (-4,5%) und Versicherer (-4,1%). An der Wall Street hielten sich die Verluste bereits zum Handelsauftakt in Grenzen. Hier stemmten sich Titel mit guten Quartalsvorlagen wie Apache (+17,3%), UPS (+14,4%) und Qualcomm (+15,2%) gegen den Abwärtstrend. Der Nasdaq 100 drehte letztendlich sogar ins Plus. Nachbörslich legten Apple, Alphabet, Facebook und Amazon Zahlen vor, die die Erwartungen teils deutlich übertrafen. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen uneinheitlich.