Kohleausstieg und neuer Energiemix: USA und Deutschland werden immer umweltfreundlicher - Commerzbank Kolumne
Die Stromerzeugung basierte viele Jahrzehnte zu einem überwiegenden Anteil auf der Nutzung von Kohle. Noch im Jahr 2000 wurde sowohl in den USA als auch in Deutschland die Hälfte des Stroms aus der Verbrennung von Kohle gewonnen. In den USA fiel die Stromerzeugung mittels Kohle zwischen 2000 und 2019 um 51,5%, der Anteil am Strom-Mix sank damit von mehr als der Hälfte auf weniger als ein Viertel. Verdrängt wurde die Kohle vor allem durch Erdgas, dessen Anteil sich an der US-Stromerzeugung seit 2000 von 14% auf 37% erhöhte. Erneuerbare Energien (Wind, Wasser, Solar, Biomasse, Geothermie) bauten ihren Anteil von 9% auf 17% aus. In Deutschland wurde die Kohle vorwiegend von den regenerativen Energien verdrängt, die ihren Anteil von 6% im Jahr 2000 auf über 39% im letzten Jahr ausbauten. Auch die Stromerzeugung aus Erdgas gewann an Bedeutung, der Anteil kletterte von knapp 9% auf 15%. Im Jahr 2019 hatte Kohle nur noch einen Anteil von 28% an der deutschen Stromerzeugung, damit allerdings noch eine leicht höhere Bedeutung als in den USA. Der jeweilige Rückgang ist in Deutschland und den USA jedoch auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Während hierzulande gesamtstaatliche Zielsetzungen und bewusste Förderprogramme zunächst die wesentlichen Impulse gegeben haben, war das in den USA nicht der Fall (Trump hatte im Wahlkampf noch die Bedeutung der Kohle hervorgehoben). Die reichlich vorhandene Ressource Erdgas wurde dort einfach im Verlaufe der Jahre zunehmend rentabler als Kohle, ebenso profitieren die USA von ihren natürlichen geographischen Bedingungen bei der Nutzung von Wind- und Sonnenkraft. Die progressivsten Bundesstaaten legten dafür teilweise schon frühzeitig die richtungsweisenden regulatorischen Rahmenbedingungen fest, die jeweiligen lokalen Energie-Versorger haben diese dann privatwirtschaftlich zum Ausbau der Erneuerbaren Energien genutzt.
Anleihen
Deutschland: BIP-Wachstum (2. Quartal), 10:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Juni), 11:00 Uhr
USA: BIP-Wachstum (2. Quartal), 14:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Die US-Notenbank Fed hat bei der Sitzung am Dienstag und Mittwoch wie erwartet nichts an der Geldpolitik geändert. Sie wird Wertpapiere in unvermindertem Tempo weiter kaufen (monatlich 80 Mrd. USD an US-Treasuries und 40 Mrd. an hypothekengesicherten Papieren). Sie änderte auch ihre Forward Guidance nicht. In der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Powell, dass alles vom weiteren Verlauf des Virus abhängt. Dieser Satz wurde auch in das Kommuniqué übernommen, welches ansonsten wenig geändert wurde. Es sei noch zu früh, um sich über die wirtschaftlichen Folgen der zuletzt gestiegenen Infektionszahlen sicher zu sein. Powell betonte, dass die Fed im Bedarfsfall mehr tun könne, sagte aber auch, dass es auf die Fiskalpolitik ankomme. Die Fed werde ihre strategische Überprüfung bald abschließen. Dann dürfte unserer Meinung nach auch eine Aktualisierung der Forward Guidance anstehen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen stieg nach dem Rückgang in den letzten Tagen auf minus 0,52% gestern wieder leicht an. Die Aufstockung der 15-jährigen Bundesanleihe um 3,5 Mrd. Euro mit einem Kupon von 0,00% und Laufzeit bis Mai 2035 erfreute sich hoher Nachfrage, trotz der niedrigen Emissionsrendite von minus 0,33%. Der EU-Rat machte gestern den Weg frei für den Start der Verhandlungen mit dem Europaparlament über das Finanzpaket von 1,8 Bio. Euro, bestehend aus 1.074 Mrd. Euro für den 7-jährigen Haushaltsrahmen und 750 Mrd. Euro für den Wiederaufbaufonds. Die Verhandlungen sollen Mitte August beginnen und die Abstimmung im EU-Parlament im September stattfinden. Im späten Handel überwand der Euro die Marke von 1,1800 US-Dollar, jedoch noch nicht nachhaltig.
Aktien
Airbus, Air Liquide, Alphabet, Apple, Ergebnis Q2
BBVA, Credit Suisse, Danone, Eni, Ergebnis Q2
FMC, Fresenius, HeidelbergCement , Ergebnis Q2
Kion, Krones, Linde, L´Oréal, Nestlé, Ergebnis Q2
Orange, Royal Dutch Shell, Pr. & Ga., Ergebnis Q2/Q4
Standard Chartered, Telefónica, Total, Ergebnis Q2
UPS, Vivendi, Volkswagen, W. Chemie, Ergebnis Q2
Die europäischen Börsen tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich. Die relevanten europäischen Leitindizes büßten in der Spitze um bis zu 1% (Österreich) ein. Der französische Leitindex kletterte als stärkster Markt um 0,6%. Der Dax (-0,1%) tendierte in einer relativ engen Handelsspanne. Vor der Sitzung der US-Notenbank herrschte bei den meisten Anlegern eine abwartende Haltung vor. Zudem sorgt die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen in einigen Ländern für Vorsicht unter den Investoren. Tagesverlierer im Dax war die Aktie von BASF, die nach Vorlage von Quartalszahlen um 4,9% nachgab. Das Unternehmen gab immer noch keine Prognose für das Gesamtjahr 2020 ab, was die Zurückhaltung der Börsianer verstärkte. Die Aktie der Deutschen Bank büßte nach starkem Beginn (Grund: besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen) um 2,5% ein. Automobilwerte standen unter Abgabedruck (VW: -2,9%; BMW: -2,5%). Auf europäischer Sektorenebene waren am gestrigen Handelstag vor allem Immobilienwerte gesucht, die im Schnitt um 1,8% zulegten. Am Ende der Performancerangliste notierten Aktien aus dem Bereich Automobile mit durchschnittlichen Verlusten in Höhe von 1,4%. Die US-Börsen tendierten dank hoffnungsvoll stimmender Worte durch die US-Notenbank freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 0,6%. Die Aktie von AMD kletterte v.a. dank einer guten Geschäftsprognose um rd. 12%. Auf Sektorenebene waren v.a. Energieaktien gesucht (+2,1%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der japanische Topix-Index büßte um 0,6% ein.