EU-Coronahilfen geben dem Euro Auftrieb - Commerzbank Kolumne
Wegen der Coronakrise hat die Fed ihren Leitzins um 150 Bp. auf 0% gesenkt, während die EZB keinen Zinssenkungsspielrum mehr hatte. Die Folge war, dass der US-Zins- und Renditevorteil deutlich abgenommen hat. Zuletzt hatte aber vor allem die Einigung der EU auf einen Wiederaufbaufonds den Euro gestärkt. Er stieg gestern auf 1,1600 US-Dollar, den höchsten Stand seit Herbst 2018. Das Zustandekommen des EU-Wiederaufbaufonds, der durch seine langfristige und gemeinschaftliche Verschuldung das Vertrauen in den Euro stärkt, dürfte mehr Mittelzuflüsse für den Euroraum bringen. Viele Anleger hatten aber bereits im Vorfeld des EU-Sondergipfels auf eine Einigung gesetzt. Wir rechnen deshalb erst einmal mit einer Pause bei der Euro-Aufwertung.
Anleihen
Frankreich: Geschäftsklimaindex Insee (Juli), 8:45 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Die Spannungen zwischen China und den USA um Hongkong drücke gestern auf die Börsenstimmung. Die Einigung der EU-Regierungschefs am Dienstag gemeinsam einen Corona-Aufbaufonds aus der Taufe zu heben, schlug sich aber auch in den Kursen an den Finanzmärkten nieder. Der Kurs des Euro zum US-Dollar stieg auf 1,16 Dollar je Euro (siehe „Im Blickpunkt“). Sowohl die Kurse von Bundesanleihen wie auch von Anleihen der sogenannten Euro-Peripherieländer legten weiter zu. Von den meisten Marktteilnehmern wird die Einigung mithin positiv bewertet, denn Sie ist ein Zeichen von Solidarität zwischen den Mitgliedsländern. Ein solches Zeichen war aber auch nötig, um Austritten aus dem Währungsraum entgegenzuwirken. Man bedenke, die Fiskalpolitik in den USA ist auch im Krisenfall handlungsfähig, da die Anleger wissen, dass die US-Notenbank im Notfall einen Staatsbankrott durch den Kauf von US-Staatsanleihen verhindern würde. Die hohen Staatsschulden der USA bremsen daher die Nachfrage nach US-Staatsanleihen kaum. Seit dem Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen im März 2012 ist im Euroraum dagegen nicht mehr klar, welche Länder Unterstützung durch die EZB erhalten würden. Deutschland: sicher. Frankreich: auch. Aber was gilt für Portugal und Italien? Ohne die Solidarität der anderen Euroländer bräuchte Italien wohl eine eigene Notenbank, um die aktuelle Wirtschaftskrise zu bewältigen. Dass die Geldgeber im Gegenzug Reformen einfordern ist verständlich. Bislang war es im Euroraum nicht üblich, strukturelle Reformen mit einer expansiven Nachfragepolitik zu verbinden. Möglicherweise ist die Marktreaktion genau deshalb so positiv, weil künftig lehrbuchhaft geld- und fiskalpolitische Maßnahmen Seite an Seite wirken und dies – so ist zu hoffen – durch strukturelle Reformen unterstützt wird.
Aktien
AT&T, Twitter, Ergebnis Q2
Covestro, Daimler, Ergebnis Q2
Dow, Intel, Ergebnis Q2
Repsol, Halbjahreszahlen
Roche, Halbjahreszahlen
Unilever, Halbjahreszahlen
Die Einigung der EU-Staatschefs auf den Wiederaufbaufonds hatte den europäischen Aktienbörsen zu Beginn der Woche noch einmal neue Impulse verliehen. Am Mittwoch hingegen führten die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China zu Gewinnmitnahmen, insbesondere bei eher zyklischen Titeln. Im deutschen Leitindex Dax 30 stemmten sich vor allem die Titel von BASF (+1,1%) und Fresenius (+1,0%) gegen den vorherrschenden Abwärtstrend. Im MDax standen die Aktien der Software AG (+5,7%, überraschende starke Quartalsdaten) und Evotec (+5,3%, Auftrag der US-Regierung zur Entwicklung von Antikörpern gegen Covid-19) im Fokus. Unter den Branchen im Euroraum gab es in diesem Umfeld fast nur Verlierer. Lediglich Finanzdienstleister (+0,6%) und Immobilienaktien (+0,1%) verzeichneten leichte Gewinne. Besonders stark unter Druck gerieten Energiewerte (-2,2%) und Medien (-2,1%). Die Indizes an der Wall Street hingegen konnten mit der Unterstützung starker Quartalsdaten erneut etwas zulegen. Stärkste Einzeltitel im Dow Jones Industrial waren mit Abstand die Aktien von Pfizer (+5,1%). Der Pharmakonzern hatte zusammen mit seinem Partner Biontech bekanntgegeben, eine Vereinbarung mit der US-Regierung zur Lieferung von hunderten Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen Covid-19 abgeschlossen zu haben. Im beschriebenen Umfeld gab es bis auf Öl & Gas (-1,3%) fast nur Gewinner. Die asiatischen Indizes tendieren heute Morgen uneinheitlich, Japan handelt nicht.