Bank of Japan: Worte statt Taten und Hoffnung auf bessere Zeiten - Nord LB Kolumne
Erwartungsgemäß hat die Bank of Japan auch am aktuellen Rand keine Veränderungen an ihrer Zinspolitik vornehmen wollen. Somit bleiben der „traditionelle“ Leitzins und die Zielrendite für japanische Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahre auf dem inzwischen „bewährten“ Niveau. Auch bei den Kaufprogrammen hat es keine Anpassungen gegeben. Die Entscheidung der Zentralbank in Tokio ist nicht einstimmig gefallen. Goushi Kataoka sprach sich angesichts des schwierigen ökonomischen Umfeldes für sinkende Zinsen am kurzen und langen Ende aus. Auch diese Nachricht ist aber wohl kaum als größere Überraschung zu werten.
In jedem Fall bleibt die Notenbank in Tokio angesichts der Coronavirus-Krise sehr vorsichtig. Zentralbankchef Haruhiko Kuroda gab zu Protokoll, dass sich die japanische Wirtschaft in einer problematischen Situation befinden würde. Er betonte allerdings auch, dass nach dem Einbruch der ökonomischen Aktivität zum Start des Jahres 2020 mit Besserungstendenzen im 2. Halbjahr zu rechnen sei. Hierfür gebe es auch bereits erste Anzeichen. So sei der Boden bei der Nachfrage nach Gütern nach Auffassung von Kuroda inzwischen erreicht.
Interessant ist, dass Kuroda in diesem angespannten Umfeld zwar dämpfende Effekte auf das makroökonomische Preisniveau sieht, die Gefahr des Abrutschens Japans in eine Deflation aber dennoch für eher gering zu halten scheint. Entsprechend behält die Bank of Japan ihr ambitioniertes Inflationsziel von 2% auch weiterhin bei. Diese Nachricht würde wir aber jedoch nicht überbewerten wollen. In der Tat sollte das durchaus umstrittenen Inflationsziel der Notenbank in Tokio wohl eher als eine Art indikative Interessenbekundung der Wirtschaftspolitiker angesehen werden, welche allenfalls sehr langfristig auch von wirklicher Relevanz für die japanische Geldpolitik sein dürfte.
Kuroda betonte auch, dass die Notenbank im Bedarfsfall ohne größere Verzögerungen weitere dann notwendige stützende geldpolitische Maßnahmen ergreifen werde. In diesem Kontext thematisierte der Zentralbankchef mögliche Leitzinssenkungen, sah optional aber auch Spielraum für Anpassungen bei den Kaufprogrammen der Bank of Japan. Kuroda gab zudem zu Protokoll, dass die japanische Zentralbank die Zinsen auf niedrigem Niveau verankern will. Die durch die Bank of Japan ergriffenen Maßnahmen haben nach seiner Einschätzung bereits eindeutig geholfen, die Ökonomie des Inselstaates zu stabilisieren. In diesem Zusammenhang verwies er vor allem auf den Arbeitsmarkt des Landes.
Fazit: Auch am aktuellen Rand hat die Bank of Japan keine Veränderungen an ihrer Zinspolitik vorgenommen. Dieses Faktum stellt wohl kaum eine Überraschung dar. Das Motto der Zentralbank dürfte derzeit somit „Worte statt Taten“ sein. Zudem hofft man offenkundig auf eine wirtschaftliche Erholung nach dem Ende der Coronavirus-Krise. Der Notenbank in Tokio scheint es aber auch weiterhin sehr wichtig zu sein, den Finanzmärkte im Bedarfsfall ihre Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen klar zu zeigen. Zudem wird von den Zentralbankern auch immer wieder signalisiert, dass es in der praktischen Umsetzung wirklich noch neue Möglichkeiten zur Stützung der japanischen Wirtschaft durch die Bank of Japan geben kann. Dies zeigt ohne jeden Zweifel die bei den Notenbankern weiterhin vorhandenen Sorgen bezüglich der konjunkturellen Entwicklung im Land der aufgehenden Sonne an.