Im Blickpunkt: Luxus & Corona-Krise - Commerzbank Kolumne
Wenn man sich Gedanken über den Stellenwert von Luxusgütern macht, stellt sich zwangsweise die Frage: Wer braucht eigentlich Luxusgüter? Antwort: Niemand! Das ist vergleichsweise einfach zu erklären, denn der tatsächliche (zusätzliche) Nutzwert ist im Vergleich zum einfacheren Substitutionsprodukt ohne Flair sehr gering. Der langfristige Erfolg der Branche lässt sich also v.a. darüber erklären, dass ein Luxusartikel eine Aura des Besonderen transportiert, die der Mensch zumindest zu seinen sekundären Grundbedürfnissen zählt. Selbst der wachsende Second-Hand-Markt, von dem man eigentlich annehmen würde, dass er möglicherweise die Luxusmarke beschädigen könnte, wird inzwischen eher positiv bewertet. Denn er eröffnet Umfragen zufolge neue Käuferschichten, die sich den Einstieg in die Welt des Luxus zunächst günstiger erkaufen und er dokumentiert die Werthaltigkeit der Produkte. Warum ist trotz der positiven Langfristaussichten aktuell dennoch Zurückhaltung angebracht? Für das zweite Quartal erwarten Analysten bei Luxusgütern einen Umsatzrückgang von etwa 40%, da zahlreiche Geschäfte über einen langen Zeitraum geschlossen waren (und teilweise auch noch sind). Dabei haben die Hersteller teilweise sogar die Preise erhöht (Preissenkungen sind in der Branche tabu, das zerstört den Markenwert). Das Quartal könnte den Tiefpunkt gesetzt haben. Das suggerieren zumindest die Aktienbewertungen der Luxusgüterhersteller, die eine schnelle Rückkehr zur Normalität unterstellen. Aber selbst für diesen Fall sehen wir nur wenig Bewertungsspielraum. Ebensowenig ist die Gefahr einer zweiten Corona-Welle berücksichtigt. Der Reiseverkehr (ein sehr wichtiger Treiber) wird auf absehbare Zeit eingeschränkt bleiben, eine Rückkehr zur Normalität wird dauern. Der prosperierende Online-Handel hilft, allerdings kann er das wichtige Shopping-Erlebnis nicht ersetzen.
Anleihen
Euroraum: Arbeitslosenquote (Mai), 11:00 Uhr
USA: Handelsbilanz (Juni), 14:30 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Juni), 14:30 Uhr
USA: Auftragseingang (Juni), 16:00 Uhr
In den USA hat sich die Stimmung in der Industrie deutlich aufgehellt. Der ISM-Index sprang unerwartet über die 50-Punkte-Linie von 43,1 auf 52,6 Zähler und signalisiert damit eine Expansion im Juni. Vor allem die Produktionsindex und der Index für die Bestellungen legten deutlich zu. Der überraschende Anstieg des ISM-Index sorgte bei den Marktteilnehmern für mehr konjunkturelle Zuversicht. Der zuvor veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht zeigte dagegen zwar für die USA einen enormen Zuwachs von 2,4 Mio. Stellen, das lag aber unterhalb der Erwartungen. Gemessen an der hohen Zahl von knapp 20 Mio. Arbeitslosen ist der Weg zurück zur Normalität noch weit. Allerdings wurden die Mai-Daten massiv revidiert: Aus einem Verlust von 2,8 Mio. Stellen wurde ein Stellenzuwachs von 3,1 Mio. Auch die Juni-Daten dürften nach oben revidiert werden. Der amtliche Bericht wird wegen des vorgezogenen Feiertags schon heute veröffentlicht und könnte einen Stellenzuwachs von 3 Mio. ausweisen. In Deutschland liegt die Arbeitslosigkeit mit 6,4% zwar deutlich unter dem Niveau in den USA, doch hierzulande erreicht die Kurzarbeit Höchststände. Ifo-Institut hat errechnet, dass im Mai mehr als 7,2 Mio. bzw. 20% aller Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit waren. Am stärksten von Kurzarbeit waren der Handel und das verarbeitende Gewerbe betroffen. Der Handel konnte allerdings für Mai – nach kräftigen Rückgängen in den zwei Vormonaten – eine deutliche Erholung melden: Die Umsätze im Einzelhandel legten um 13,9% zum Vormonat zu. Somit haben die Verbraucher einen Teil ihrer während des Lockdowns nichtgetätigten Käufe schon im Mai nachgeholten.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nachdem ein Softwareproblem der Deutschen Börse dafür gesorgt hatte, dass der der Xetra-Handel erst gegen Mittag aufgenommen werden konnte, geriet der deutsche Leitindex zum Start ins zweite Halbjahr vorerst unter Druck, konnte sich aber im weiteren Verlauf wieder erholen. Letztendlich blieb dennoch ein kleines Minus. Dagegen sorgten im Index für mittelgroße Werte MDax die satten Kursgewinne von Delivery Hero (+6,4%) und Hellofresh (+5,6%) für einen positiven Auftakt. Auch im EUROSTOXX 50 fiel der Start in die zweite Jahreshälfte trotz überraschend starker Konjunkturdaten verhalten aus. Auf Branchenebene tendierten im Euroraum insbesondere Automobile (-1,5%) und Banken (-1,0%) schwächer, während sich Gesundheit (+0,8%) und Öl & Gas (+0,6%) positiv abheben konnten. Bei den Einzeltiteln standen die Aktien der Airbus Group (+1,1%) im Fokus. Der Flugzeugproduzent hatte gemeldet, dass er wegen der durch Covid-19 ausgelösten Luftfahrt-Krise weltweit 15.000 Stellen streichen wird. Dabei machten die Titel die anfänglich deutlichen Verluste wett und schlossen in positivem Terrain. Erfreuliche Wirtschaftsdaten und positive Ergebnisse für einen möglichen Impfstoff gegen Covid-19 sorgten in den USA für eine gute Grundstimmung. Im marktbreiten S&P 500 führten die Aktien von FedEx (+11,7%, überraschend gute Quartalsdaten) und Amgen (+8,2%, gewonnener Patentstreit gegen Novartis) klar die Performanceliste an. Unter den Branchen stachen Versorger (+2,3%) und Immobilien (+2,6%) hervor. Der technologielastige Nasdaq 100 erreichte ein neues Rekordhoch. Die asiatischen Börsen verzeichnen heute Morgen in der Breite Gewinne. Mit diesen Vorgaben werden auch die´europäischen Aktienmärkte fester erwartet.