Einkaufsmanagerindizes erholen sich stärker als erwartet - Commerzbank Kolumne
Die Einkaufsmanagerindizes des Euroraums haben sich im Juni noch kräftiger erholt als erwartet. So stieg der Index für das verarbeitende Gewerbe von 39,4 auf 46,7 Punkte und der für Dienstleistungen von 30,5 auf bzw. 47,3 Punkte. Damit haben sie den Einbruch vom März und April so gut wie aufgeholt. Wir gehen trotzdem nicht von einer V-förmigen Erholung aus, denn trotz der Lockerungen gibt es noch gravierende Beschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Die Unsicherheit bezüglich der bestehenden Einschränkungen bleibt groß. Außerdem dürfte die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigen und die globale Nachfrage gebremst bleiben.
Anleihen
Frankreich: Geschäftsklima, Insee (Juni), 08:45 Uhr
Deutschland: Ifo-Geschäftsklima (Juni), 10:00 Uhr
Mit dem schrittweisen Ende des Lockdowns hat sich im Euroraum auch die Stimmung der Unternehmen im Juni deutlich aufgehellt. Der von Markit-Institut erhobene Einkaufsmanagerindex sprang von 31,9 auf 47,5 Punkte. Dabei fällt auf, dass der Dienstleistungsindex viel stärker als der Index für das Verarbeitende Gewerbe zulegte. Zum Beispiel kletterte der Dienstleistungsindex in Deutschland auf 45,8 Punkte nach 32,6 Punkten im Mai (vgl. auch „Im Blickpunkt“). Der Anstieg der Einkaufsmanagerindizes wurde von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen. So ging z. B. die erwartete Volatilität – gemessen am VDAX – zurück. Dies lässt sich auch als Rückgang der Risikoaversion auslegen. Die Interpretation der Einkaufsmanagerindizes ist aktuell aber schwieriger als gewöhnlich. Die Indizes notieren weiter unter 50 Punkten, damit hätte die konjunkturelle Erholung im Euroraum eigentlich noch nicht begonnen. Dies stellt auch Markit in seiner Pressemitteilung gestern fest: „Produktion und Nachfrage gingen zwar weiter zurück, kollabierten aber nicht mehr.“ Zeitnah verfügbare, produktionsnahe Daten zeigen aber sehr wohl deutliche Schritte in Richtung einer Normalisierung: Der LKW-Verkehr war in Deutschland Ende März über 40% eingebrochen, aktuell liegt der Rückstand nur bei etwa 6%. Im Juni fanden wieder ähnlich viele Restaurantbesuche wie im Vorjahr statt. Beim Stromverbrauch liegt die Nachfragelücke zum durchschnittlichen Verbrauch der letzten Jahre allerdings unverändert bei etwa 10%. Fazit: Die Einkaufsmanagerindizes alleine zeichnen kein vollständiges Konjunkturbild – nach unserer Ansicht hat die Erholung begonnen, eine rasche Rückkehr zu Vorkrisenproduktionsniveaus ist aber Wunschdenken. Dieses Bild dürften heute auch die Daten vom IfoInstitut bestätigen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Am Dienstag schlossen sich die europäischen Börsen den positiven Vorgaben aus Übersee an. Zudem haben überraschend starke Stimmungsdaten – Einkaufsmanagerindizes im Euroraum und in Deutschland im Monat Juni – für Zuversicht gesorgt. Letztendlich schloss der Dax 30 (Intraday nahe an 12.600 Punkten) um 2,1% höher bei gut 12.500 Punkten und war damit Spitzenreiter im Euroraum. Italien folgte mit +1,9%. Den letzten Rang belegte die Schweizer Börse mit +0,6%. Im Dax 30 bewegte sich erstmals Wirecard nach rasanter Talfahrt wieder aufwärts, die Aktie schloss bei gut 17 EUR (+19%; am 18.06. morgens lag die Notiz bei ca. 100 EUR). In Singapur wird mittels Ausnahmegenehmigung das Geschäft aufrechterhalten. Davon abgesehen stach Bayer mit +5,8% im Dax hervor und das Schlusslicht bildet MTU Aero Engines (-1%). Auch der MDax legte um 0,8% zu. ProSiebenSat.1-Media gewann rd. 6%, während die Deutsche Lufthansa im Vorfeld der a.o. HV am Donnerstag 4,6% verlor und den letzten Platz belegte. Der EuroStoxx50 gewann 1,8%. Im marktbreiten Stoxx Europe 600-Index (+1,3%) gab es ausschließlich Gewinner: Energiewerte und zyklischer Konsum legten jeweils 1,6% zu, nicht-zyklische Konsumtitel (+0,5%) lagen hinten. Einen freundlichen Verlauf zeigte auch die Wall Street. Der technologiestarke Nasdaq 100 markierte ein neues Alltimehigh bei über 10.300 Punkten, schloss leicht tiefer bei 10.209,81 (+0,8%). V.a. Apple (+2,1), Microsoft (+0,7%) und Amazon (+1,9%) mit neuen Bestmarken sorgten für Rückenwind. Der Dow Jones stieg um 0,5%, der S&P500 0,4%, Gesundheit on Top (+0,4%), Versorger zum Schluss (-0,9%). Die asiatischen Börsen verliefen uneinheitlich. Während der Nikkei 225 auf der Stelle trat (-0,07%), legen Chinas Festlandaktien (CSI 300-Index) um 0,5% zu. Nach gestrigem Gewinn wird der Dax 30 heute leichter erwartet.