Wirecard: Die Gerüchteküche kocht… - Aktie weiter tief im Minus
Wirecards Aktienkurs kann sich im heutigen Handel nur kurz von seinem neuen Crash-Tief bei 12,995 Euro (XETRA-Handel) erholen. Nach einem zwischenzeitlichen Kursanstieg am Vormittag auf 18,70 Euro liegt die Wirecard Aktie aktuell nur noch bei 14,73 Euro und verliert damit fast 43 Prozent zum XETRA-Schlusskurs vom Freitag. Zur Erinnerung: Am Donnerstag war das Papier vorbörslich in der Hoffnung auf gute Bilanznews noch auf 109 Euro geklettert - bevor sich das komplette Wirecard-Desaster eröffnete und seitdem weiter verschärft hat.
Vieles hängt nun daran, wie sich die Banken verhalten. Dazu brodelt auch die Gerüchteküche: Bisher unbestätigten Gerüchten zufolge soll sich die Bank of China aus dem Kreditengagement bei Wirecard verabschieden wollen. Die chinesische Bank ist Teil eines größeren Bankenkonsortiums, das Wirecard in Summe fast 1,8 Milliarden Euro an Kreditlinien zur Verfügung gestellt hat, die zum großen Teil ausgeschöpft sein sollen. Die Bank of China ist mit bis zu 80 Millionen Euro an der Gesamtsumme engagiert. Laut einem Bloomberg-Bericht soll diese nun erwägen, das Geld abzuschreiben und das Kreditengagement nicht zu verlängern sowie rechtliche Schritte zur Verringerung ihrer Verluste zu prüfen.
Da Wirecard die Bilanz für das Jahr 2019 weiterhin nicht vorlegen kann, hat die Gesellschaft gegen Kreditbedingungen verstoßen, womit für die Banken ein Kündigungsrecht entstanden ist. Bisher hat das Konsortium dies nicht ausgenutzt. Endgültige Entscheidungen wurden noch nicht getroffen, die Verhandlungen dauern an. Vom Ergebnis wird für Wirecard viel abhängen - werden die Kredite von den Banken fällig gestellt, droht dem DAX-notierten Unternehmen die Insolvenz. Größte Kredit-Positionen in dem Konsortialkredit an Wirecard halten unter anderem die Commerzbank und ABN Amro, mit geringeren Beträgen ist die Deutsche Bank engagiert.
Auch Kunden scheinen zunehmend nervös zu werden. Einem Bericht der Nachrichtenagentur dts zufolge befinde sich Wirecard-Großkunde Aldi Süd in Gesprächen mit dem Aschheimer Payment-Dienstleister. „Aktuell stehen wir mit dem Unternehmen in Verbindung, um den Sachverhalt zu klären”, zitiert die Nachrichtenagentur. Wirecard wickelt sowohl für Aldi Süd als auch Aldi Nord Zahlungen per Kredit- und Debitkarten ab. Von Aldi Nord gibt es keinen konkreteren Kommentar zu der Zusammenarbeit.