ZEW-Konjunkturerwartungen steigen deutlich an - Commerzbank Kolumne
Die Konjunkturerwartungen der deutschen Finanzexperten haben sich im Juni den dritten Monat in Folge verbessert. So stieg der ZEW-Index von 51,0 auf 63,4 Punkte, deutlich stärker als erwartet. Es ist der höchste Wert seit März 2006. Damit steigt die Zuversicht, dass die Talsohle der Konjunktur durchschritten ist. Die Lagebeurteilung hellte sich ebenfalls von minus 93,5 auf minus 83,1 Punkte leicht auf, aber etwas weniger als erwartet. Im dritten und vierten Quartal dürfte das Wachstum wieder positiv werden. Der ZEW-Index zeigt die Wendepunkte der Industrieproduktion meist an, neigt aber zu deutlichen Übertreibungen. Die Höhe des Index sagt daher wenig über die tatsächliche Stärke der Erholung aus.
Anleihen
Großbritannien: Verbraucherpreise (Mai), 08:00 Uhr
USA: Baubeginne/-genehmigungen (Mai), 14:30 Uhr
Die Renditen erstklassiger Staatsanleihen stiegen gestern wieder an, nachdem sich die Marktstimmung aufgellt hat. Grund dafür war u.a., dass die US-Notenbank am Montag ankündigte, ab Dienstag einzelne Unternehmensanleihen direkt zu kaufen. Außerdem kündigte US-Präsident Donald Trump an, eine weitere Billion US-Dollar für Infrastrukturmaßnahmen bereitzustellen. Es mehren sich zudem die Anzeichen, dass die Konjunktur ihren Tiefpunkt durchschritten hat. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen stieg auf minus 0,41%. Die Anleger fragten vor allem italienische, griechische und spanische Staatsanleihen nach, deren Renditen zurückgingen. In Deutschland haben sich die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten im Juni stärker als erwartet verbessert. Der ZEW-Index stieg von 51,0 auf 63,4 Punkte, den höchsten Wert seit März 2006 (siehe dazu „Im Blickpunkt“). In den USA zeigt sich im Mai eine kräftige Erholung der Einzelhandelsumsätze. Nach einem starken Rückgang im April um 14,7% M/M stiegen sie im Mai um 17,7% M/M stärker als erwartet an. Damit hat der Einzelhandelsumsatz den Rückgang vom April vollständig aufgeholt. Er liegt nur noch 8% unter dem Vorkrisenniveau vom Februar. Dazu beigetragen haben die Sonderzahlung von 1.200 USD pro Bürger und zusätzliche Arbeitslosenhilfe in Höhe von 600 USD. Enttäuscht hatte dagegen die US-Industrieproduktion im Mai, die nach einem Rückgang von 12,5% M/M im April nur um 1,4% M/M zulegen konnte. Damit verläuft der Aufschwung in der Produktion schleppender als erwartet. Fed-Chef Jerome Powell betonte in seiner Rede vor dem US-Senat gestern, dass es erhebliche Unsicherheiten bezüglich des Zeitpunkts und der Stärke er wirtschaftlichen Erholung gäben.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Anleger an den weltweiten Börsen brauchen weiterhin starke Nerven. Nach der zwischenzeitlichen Korrektur von rd. 10 Prozent setzten die Aktienmärkte ihren jüngsten Höhenflug gestern weiter fort. Hatte der Dax am Montag nach einem schwachen Beginn seine kompletten Tagesverluste zwischenzeitlich wettgemacht, zündeten die Börsen gestern eine neue Rakete! Die Vorgaben waren denkbar gut. So legten der Nikkei 225-Index und der Kospi-Index um fast 5 Prozent zu. Der Dax (+3,4%) ließ sich nicht lange bitten und stieg in der Spitze um rd. 4 Prozent und überwand zeitweise sogar schon wieder die Marke von 12.400 Punkten. Verantwortlich für die erneute kräftige Nachfrage nach Aktien zeichnete vor allem die US-Notenbank, die ihr Anleihekaufprogramm auch auf Schuldtitel einzelner Firmen ausdehnen will. Auch die japanische Notenbank erhöhte ihr Kreditpaket für Firmen mit Liquiditätsengpässen von 700 Mrd. auf eine Billion USD. Hinzu kommt die Aussicht auf ein weiteres US-Konjunkturprogramm im Wahljahr. Nicht zuletzt gab es gestern Rückenwind von der Makroseite. So stieg der ZEW-Index das dritte Mal in Folge an. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von HeidelbergCement, die um 6,9% nach oben schoss. Die Aktie von Volkswagen stieg als Tagesverlierer nur um 0,2%; sie litt u.a. unter der Herabstufung des Votums durch einen Broker. Auf europäischer Sektorenebene waren vor allem Werte aus dem Bereich Bau gesucht, die im Schnitt um 4,1% stiegen. „Tagesverlierer“ war der Sektor Reise & Freizeit (+1,7%). Die Börsen in den USA setzten ihren jüngsten Kursaufschwung weiter fort. Der Dow Jones-Index stieg um 2%. Erholungsanzeichen in der US-Industrie und gute US-Einzelhandelsumsätze sorgten für Rückenwind. Auf Sektorenebene waren insbesondere Energieaktien gefragt, die im Schnitt um 2,8% gewannen (Versorger: +0,5%). Die Börsen in Asien tendierten zur Wochenmitte uneinheitlich.