USA: Nur marginaler – nicht blitzsauberer – Rebound der Industrieproduktion!
Soeben sind von der Federal Reserve aktuelle Daten zur Industrieproduktion der USA veröffentlicht worden. Die Zahlen für den Monat Mai standen erneut im Fokus der Marktteilnehmer, da es nach dem Einbruch der Industrieproduktion im April zu beobachten galt, wie stark die Erholung im Mai ausgefallen ist. Die Prognosen der monatlichen Veränderungsrate gingen jedenfalls nach zwei Monaten in Folge im negativen Bereich nun für Mai wieder von einem (leichten) Zuwachs aus.
So kam es dann auch: Im Monat Mai verzeichnete die Industrieproduktion einen Anstieg um 1,4% M/M. Das ist erfreulich, aber dennoch leicht enttäuschend: Dem größten Einbruch seit dem Jahr 1919 (im April) und dem stärksten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg (im März) folgte nun ein vergleichsweise nur sehr moderates Plus! Zudem wurde auch noch der April-Wert leicht nach unten revidiert. Das ist nicht überzeugend – letztlich immerhin aber eine Art von Bodenbildung!
Einen etwas deutlicheren Anstieg um 3,8% M/M wies die Produktion exklusive der volatileren Komponenten Bergbau und Kraftwerke auf, die um 2,3% M/M bzw. 6,8% M/M fielen. Die Kapazitätsauslastung stieg entsprechend auf 64,8%. Allein der Fahrzeugbau sprang mit 120,8% M/M (nach
-72% M/M und -30% M/M) wieder massiv wieder in die Höhe, wohingegen Maschinenbau (-1,2% M/M) und Elektronik (-0,3% M/M) nachgaben. Ernüchternd bleibt die Jahresrate mit -15%.
Besonders im Blick stehen auch die Ausrüstungsinvestitionen, die zwar nur knapp 1/10 der gesamten Produktion ausmachen, aber oftmals als guter Indikator für den entsprechenden Wachstumsbeitrag in der BIP-Berechnung herangezogen werden. Mit dem Anstieg um nur 5,8% M/M (nach
-23% und -7,8%) bleiben starke Einbußen der Ausrüstungen für das BIP im II. Quartal einzuplanen.
Die Produktionsdaten deuten – im Gegensatz zu den zuvor veröffentlichten blitzsauberen Einzelhandelsumsätzen – noch nicht ganz so eindeutig ein Ende der katastrophalen Situation an. Heil ist die Welt noch nicht! Bei der Produktion ist nur eine Bodenbildung feststellbar, die aber, vergleichen mit düsteren Prognosen im April und Mai, sicherlich früher eingetreten ist als von einigen Marktteilnehmern befürchtet. Immerhin könnte jedoch mit einer nochmaligen leichten Verbesserung im Juni das II. Quartal bereits ein Stückchen weniger dramatisch ausgefallen sein – als bisher befürchtet.
Erst langsam wird ein Wiederhochfahren der Produktion erfolgen können, will man nicht eine zweite Ausbreitungswelle riskieren. Auch innerhalb der Betriebe bleibt eine Verunsicherung bestehen. Der Tiefpunkt dürfte aber Im April bereits erreicht worden sein: Die gestern veröffentlichen Juni-Daten zum New Yorker Empire State Survey lassen mit einem „Rebound“ von April bis Juni um über 75 Punkten (-78,2 auf -0,3 Punkte) erkennen, dass die Stabilisierung bereits erfolgt ist. Mehr aber auch noch nicht! Es dürfte ein mühsames „hochkrabbeln“ aus den Tiefen der Rezession werden.
Fazit: Im Mai verzeichnete die US-Industrieproduktion einen marginalen – aber keinen blitzsauberen – „Rebound“ um 1,4% M/M (nach Rückgängen von zuvor -12,5% und -4,6%). Nach dem stärksten Monatseinbruch seit 100 Jahren sieht es damit zunächst nur nach einem Tropfen auf dem heißen Stein aus. Immerhin ist aber eine Bodenbildung erfolgt – und das bereits im Mai. Das ist besser als einige Pessimisten zwischenzeitlich erwartet hatten. Doch der Weg aus dem Tal der Tränen wird nun langsam erfolgen können: Die globalen Lieferketten scheinen fragil, die Angst vor einer zweiten Welle bleibt, solange dürften auch Konsumenten gewisse Freuden genommen werden. Erst ein Medikament könnte Perspektiven für eine richtige Besserung schaffen. Dennoch mehren sich mittlerweile die Silberstreifen am Horizont: Sowohl eine äußerst expansive Geld- als auch Fiskalpolitik dürften zudem im 2. Halbjahr für signifikanten Rückenwind sorgen, welche – wenn es nicht zu einer erneuten Ausbreitungswelle des Virus kommt – zu einer ordentlichen Erholung führen könnte.