USA: Inflation rutscht auf 0,1% Y/Y, letzter Impuls vor heutiger FOMC-Sitzung - Nord LB Kolumne
Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Daten zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Nach dem spektakulären Rückgang des Preisniveaus auf Verbraucherpreisebene um -0,8% M/M im Monat April fiel das Minus nun im Berichtsmonat Mai mit -0,1% M/M marginal aus. Die Inflationsrate, die zu vor von 1,5% auf 0,3% gefallen war, rutschte ebenfalls leicht auf nun nur noch 0,1%. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten ebenfalls kaum Veränderungen. Die Jahresrate ging von 1,4% auf 1,2% zurück. Insgesamt fielen diese Zahlen nur marginal niedriger als erwartet aus.
Dem rasanten Sturzflug der Jahresrate im Vormonat folgte eine gewisse Beruhigung. Der innerhalb der letzten drei Monate nunmehr zu verzeichnende deutliche Rückgang des Preisniveaus ist natürlich der Coronakrise geschuldet: Die Nachfrage der Konsumenten ist im Zuge der Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen eingebrochen, was die (verbliebenen) Anbieter zu Preisnachlässen treibt. Sicherlich gab es auch einige preistreibende Effekte – insbesondere die Nachfrage in Supermärkten ist sprunghaft angestiegen und hat bei Nahrungsmitteln zu Preisanstiegen geführt.
Rückläufige Preise waren in den Bereichen Energiepreise (-1,8% nach -10% M/M), insbesondere Benzin (-3,5% nach -20% M/M) aber auch bei Kleidung (-2,3% nach -4,7% M/M) zu verzeichnen. Anziehende Preise waren dagegen bei ärztlichen Behandlungen, Nahrungsmitteln und Wohnungskosten auszumachen. Es fiel auf, dass die jeweiligen Tendenzen aus dem April nun im Mai erneut fortgesetzt wurde – in den erwähnten Bereichen allerdings jeweils in nur abgeschwächter Form.
Wie sind die Perspektiven für die Preisentwicklung? Für die nächsten Monate ist auf der gesamten Verbraucherpreisebene zwischenzeitlich eine negative Jahresrate durchaus im Bereich des Möglichen. Ein erneuter Rückgang im Juni würde die Jahresrate schon unter die Nulllinie drücken. Die bereits erfolgten Lockerungsmaßnahmen beim Lockdown dürften allerdings eher wieder zu Preisanstiegen führen – in aber sehr moderatem Maße. Die Gefahr einer „zweiten Welle“ der Ansteckungen oder die Möglichkeit eines wirksamen und breit zu Verfügung gestellten Medikaments können die Perspektiven in kurzer Zeit in beide Richtungen ändern. Auch perspektivisch dürften sich aber trotz expansivster Geld- und Fiskalpolitik zunächst keine Inflationsgefahren ergeben.
Der Blick ist nun auf das Statement, die Projektionen und die Aussagen Jerome Powells nach der heutigen FOMC-Sitzung ab 20:00 Uhr MESZ gerichtet: Vermutlich bleiben die Leitzinsen unangetastet und der Tonfall im Statement ähnlich (um den Druck auf die Fiskalpolitik nicht zu verringern), wohingegen die erstmals seit Dezember wieder veröffentlichten Projektionen das Bild der kranken neuen Welt wiederspiegeln werden. Powell dürfte zwar von Bodenbildungen in einigen Wirtschaftsbereichen sprechen, aber auf die anhaltenden Gefahren für die Konjunktur hinweisen.
Fazit: Die US-Konsumentenpreise gingen im Mai den dritten Monat in Folge zurück – allerdings um nur -0,1% M/M. Entsprechend fiel die Inflationsrate von 0,3% auf 0,1% Y/Y. Dem rasanten Sturzflug der Jahresrate im Vormonat auf einen Wert nahe Null folgte nun eine gewisse Beruhigung. Auch die Kerninflationsrate verblieb bei 1,2% kaum verändert. Anziehende Nahrungsmittelpreise wie auch die Wohnausgaben stabilisierten. Die Nachfrage der Konsumenten ist im Zuge der Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen eingebrochen, was die Anbieter zu moderateren Preisgestaltungen zwingt. Für die kommenden Monate ist eine Jahresrate bei Null oder knapp darüber zu erwarten. Eine gewisse Art von Deflation kann kurzfristig nicht ganz ausgeschlossen werden. Nun richtet sich der Blick auf das Statement, die Projektionen und die Aussagen Jerome Powells nach der heutigen FOMC-Sitzung.