Die Coronapandemie lässt die deutschen Exporte im April massiv einbrechen - Commerzbank Kolumne
Wie die Auftragseingänge und Industrieproduktion sind auch die Exporte und Importe von Waren im April mit einem Minus gegenüber dem Vorjahresmonat um 31,1% bzw. 21,6% massiv eingebrochen. Exportseitig war dies der größte Rückgang eines Monats im Vergleich zum Vorjahresmonat seit Beginn der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950. Der Rückgang bei den Lieferungen in die anderen Länder des Euroraums fiel noch einmal deutlich größer als bei den Exporten in Länder außerhalb des Euroraums aus. Für Mai rechnen wir zwar mit einem merklichen Anstieg; aber es dürfte lange dauern, bis die Vorkrisenniveaus wieder erreicht werden
Anleihen
Japan: Maschinenbauaufträge (April), 01:50 Uhr
China: Verbraucherpreise (Mai), 03:30 Uhr
USA: Verbraucherpreise (Mai), 14:30 Uhr
USA: Zinsentscheidung, 20:00 Uhr
Laut der endgültigen Schätzung von Eurostat ist das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum im ersten Quartal um 3,6% zum Vorquartal gesunken – statt um bislang gemeldet 3,8%. Viel interessanter sind jedoch die Detailergebnisse. So zeigen alle Nachfragekomponenten einen Rückgang. Vor allem die private Nachfrage litt unter den Quarantänemaßnahmen: Der private Konsum ging um 4,7% zurück und die privaten Investitionen um 4,3%. Noch deutlich negativere Daten werden zum zweiten Quartal gemeldet werden. Je nach Schärfe der Maßnahmen könnte das Minus in einzelnen Ländern bei weiteren 20% liegen. Erst die Daten für das dritte Quartal werden die jetzt einsetzende Erholung reflektieren. Unser Chefvolkswirt erwartet keine V-förmige Erholung, sondern eine √-förmige – wobei die Erholung unterhalb des ursprünglichen Wachstumspfads endet. Für diese These spricht einiges: Insbesondere die fiskalischen Maßnahmen dürften die Belebung – die ohnehin kommen würde – zusätzlich anschieben. Während in Europa langsam Normalität einkehrt, steigen in Ländern wie Indien und Brasilien die Infektionszahlen weiter. Der Welthandel wird über Monate Friktionen unterliegen. Zudem wird nicht jedes Unternehmen die Krise überstehen. Diese Produktionskapazitäten werden fehlen und erst nach und nach durch neue ersetzt werden. Auch die EZB sieht zwar eine Erholung für 2021 und 2022, aber noch keine Rückkehr auf das Niveau von Ende 2019. Gedämpft durch die zögerliche Nachfrage der Verbraucher hat sich die Inflation in China gemessen an den Verbraucherpreisen weiter abgeschwächt. Betrug der Preisauftrieb im April noch 3,3%, so waren es im Mai nur noch 2,4% J/J. Dies zeigt die Schwierigkeiten, die bei dem Neustart entstehen.
Aktien
Inditex, Ergebnis Q1
Die seit Mitte März 2020 laufende Hausse an den internationalen Aktienmärkten dürften die allermeisten Analysten und Anleger so nicht „auf dem Schirm gehabt haben“. Viele reiben sich erstaunt die Augen. So legte der Nasdaq CompositeIndex in den USA seit dem Jahrestief am 23. März 2020 (6.631 Punkte) bis Dienstag um 50,8% (!) zu und erzielte mit 10.002 Punkten sogar ein neues Allzeithoch (+10,9% seit Anfang 2020). Auch der S&P 500-Index machte am Montag dieser Woche alle Verluste seit Jahresbeginn wett. Dem Dax, der seit dem Jahrestief am 16. März 2020 (8.255 Punkte) bis zum Montag sogar um 56,4% zulegte und in Europa zusammen mit dem Aktienmarkt in der Schweiz ein klarer Outperformer ist, fehlten nur noch 2% bis zur Egalisierung aller Verluste seit Jahresbeginn. Demgegenüber steht die jüngste Prognose der Weltbank, die für das laufende Jahr einen Rückgang des globalen BIP um 5,2% vorhersagt (BIP Industrieländer: -7%; BIP Eurozone: -9,1%, jeweils gegenüber dem Vorjahr). Für 2021 prognostiziert die Weltbank einen Anstieg des Welt-BIP um 4,2% (J/J), sofern die Covid-19-Pandemie in der zweiten Jahreshälfte 2020 weitgehend unter Kontrolle gebracht werden kann. Diese positive Vorhersage dürften die globalen Aktienmärkte mittlerweile eingepreist haben. Gestern setzten daher erste Gewinnmitnahmen ein. So büßte der Dax rd. 1,6% ein. Tagesverlierer war die Aktie von MTU Aero Engines (-5,8%). Die Aktie von Beiersdorf legte als Tagesgewinner um 1% zu. Auf Sektorenebene waren vor allem Pharmatitel (+0,7%) gesucht. Bankaktien, die jüngst stark gelaufen waren, büßten als Tagesverlierer im Schnitt rd. 3,6% ein. Die Börsen in den USA tendierten vor der heutigen Notenbanksitzung etwas schwächer. Eine Ausnahme bildeten ITWerte, die im Schnitt um 0,5% stiegen (Energie: -3,6%). Auch an den Börsen in Asien herrschte weitgehend Zurückhaltung. Der Nikkei 225-Index gewann 0,2% und der KOSPI 0,3%.