Lufthansa: An der Börse ist man über die Zahlen nicht geschockt
Die Lufthansa hat am Mittwoch mit Spannung erwartete Zahlen für das erste Quartal 2020 vorgelegt, das vom weltweiten Ausbruch der Corona-Krise geprägt war. Der Umsatz des DAX-notierten Konzerns fiel aufgrund der Reisebeschränkungen, die den Flugverkehr stark betrafen, von 7,84 Milliarden Euro auf 6,44 Milliarden Euro. „Kostensenkungen konnten den Umsatzrückgang im Quartal nur teilweise ausgleichen”, meldet das Unternehmen. Vor Zinsen und Steuern hat sich der Quartalsverlust der Lufthansa von 0,34 Milliarden Euro auf 1,62 Milliarden Euro vervielfacht. Je Lufthansa Aktie wird ein Quartalsverlust von 4,44 Euro ausgewiesen, 0,72 Euro waren es im Vorjahresquartal - saisonal ist der Jahresauftakt üblicherweise ohnehin eher schwach, diesmal belasteten neben den operativen Folgen der Corona-Pandemie auch Abschreibungen, die zusätzlich aufgrund der Entwicklungen notwendig waren.
„Der weltweite Luftverkehr ist in den vergangenen Monaten fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das hat unser Quartalsergebnis in einer bisher noch nie dagewesenen Dimension belastet. Angesichts der absehbar nur sehr langsam verlaufenden Erholung der Nachfrage müssen wir nun mit tiefgreifenden Restrukturierungen gegensteuern“, sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Wie dramatisch die Lage für den Konzern tatsächlich ist, verdeutlicht eine weitere Aussage aus dem Management am Mittwoch: „Es ist uns gelungen, die Fixkosten innerhalb kurzer Zeit um ein Drittel zu senken. Dennoch verbrauchen wir im operativen Geschäft derzeit rund 800 Millionen Euro unserer Liquiditätsreserve pro Monat. Darüber hinaus werden vor allem Erstattungen von stornierten Flugtickets und die Rückzahlung von fälligen Finanzverbindlichkeiten unsere Liquiditätsentwicklung absehbar belasten“, sagt Thorsten Dirks, Vorstand Digital und Finanzwesen der Deutschen Lufthansa AG.
Ein bis zuletzt umstrittenes milliardenschweres staatliches Rettungspaket für die Lufthansa soll die Folgen der Corona-Pandemie überwinden helfen, wird zukünftig aber die Cashflows belasten. Kredite müssen zurückgezahlt werden. Man werde daher den jährlichen Free Cashflow gegenüber dem Vorkrisenniveau deutlich steigern müssen, so Dirks, „und das, obwohl die weltweite Nachfrage nach Flügen noch über Jahre unter dem Vorkrisenniveau liegen wird”. Weitere Kostensenkungen und Restrukturierungen werden nötig sein - das könnte neuen Streit mit den bei der Lufthansa involvierten und teils streikfreudigen Gewerkschaften bedeuten. Verringerte Investitionen und auch der Verkauf von Konzernbereichen sind ebenfalls im Gespräch.
Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr legt die Lufthansa angesichts der weiter kaum zu prognostizierenden Entwicklung für dieses Jahr nicht vor. Dass man angesichts der Situation mit einem signifikanten Rückgang des bereinigten EBIT rechnet, kommt nicht überraschend - daran ändert nichts, dass der Tourismus langsam wieder anlaufen soll.
An der Börse reagiert man auf die Zahlen nicht gerade geschockt - im Gegenteil: Aktuell gewinnt die Lufthansa Aktie fast 3 Prozent auf 9,734 Euro. Allerdings war der Aktienkurs des DAX-Konzerns in der Corona-Börsenkrise stark gefallen, der übergeordnet weiter intakte Abwärtstrend besteht sogar bereits seit Anfang 2018. Immerhin konnte sich das Papier zuletzt Chancen auf eine charttechnische Bodenbildung erarbeiten.