USA: Service-Sektor im Auge des Sturms im freien Fall! - Nord LB Kolumne
In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zur Entwicklung des ISM PMI Non-Manufacturing veröffentlicht worden. Aufgrund der Verwerfungen durch die Coronavirus-Krise war bereits im März mit einer deutlichen Stimmungseintrübung gerechnet worden – die aber bei einem damaligen Index-Wert von 52,5 Punkten noch ziemlich glimpflich verlief. Umso mehr galt nun die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer dem Wert für den Berichtsmonat April, um besser abzuschätzen, wie sich der in den USA höchst bedeutsame Service-Sektor im Auge des Sturms verhalten hat.
Der Indikator präsentiert sich für den vergangenen Monat tatsächlich äußerst schwach. Er fiel auf 41,8 Punkte. Dies kann aber auf den ersten Blick vielleicht noch als leicht positive Überraschung gewertet werden, da die Befürchtungen auf einen noch deutlicheren Absturz überwogen.
Dies ist aber nur die Einschätzung auf den ersten Blick. Bei genauerer Analyse der Daten muss angemerkt werden, dass die Katastrophe wieder einmal in den Details liegt: Die nun sogar auf 78,3 Punkte hochspringende Komponente der „Lieferungen“ hat allein numerisch zu einem recht hohen Stand des Headline-Indexes beigetragen. Diese Entwicklung ist aber natürlich vor allem eine Konsequenz der gestörten Lieferketten und sollte folglich ökonomisch nicht positiv interpretiert werden. Exklusive der „Lieferungen“ wäre der Index noch deutlich weiter in die Tiefe gerauscht. Insofern muss man hier von einer „Inflation mal ganz anderer Art“ sprechen!
Unserer Auffassung nach sollte aus diesem Grund und generell verstärkt auf die Unterkomponente „Unternehmensaktivität“ geachtet werden. Diese ist im April von 48,0 auf 26,0 Punkte gefallen. Damit wird also eine massive Verringerung der vom Dienstleistungssegment der US-Wirtschaft tatsächlich realisierten ökonomischen Aktivität angezeigt (ohne die Verzerrungen über die Komponente der „Lieferungen“). Dieser Wert steht auch im Einklang zum Markit PMI mit 26,7 Punkten.
Die tendenziell leicht in die Zukunft blickende Unterkomponente „Auftragseingänge“ ging am aktuellen Rand ebenfalls deutlich zurück und notiert nach 52,9 nun im April bei 32,9 Punkten. Damit wird bei dieser Zeitreihe mechanistisch gesprochen eine extreme Kontraktion angezeigt.
Die Komponente „Beschäftigung“ ist im Berichtsmonat April von 47,0 auf glatt 30,0 Punkte gefallen. Somit bauen die befragten Firmen am aktuellen Rand massiv Arbeitsplätze ab, was schon mal die düsteren Prognosen für den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht bestätigt.
Der Sub-Index „gezahlte Preise“ legte auf 55,1 Punkte zu. Die Einkaufspreise bei den an der Befragung partizipierenden Unternehmen steigen damit. Der Verfall des Ölpreises spielt für das Service-Segment der US-Wirtschaft sicherlich eine kleinere Rolle als in der Industrie.
Zusammen mit dem am letzten Freitag veröffentlichten ISM PMI für die Industrie ergibt sich das Bild einer zu einem großen Teil am Boden liegenden Wirtschaft, was bei einem derartigen Lockdown wenig überraschen sollte. Letztlich zeigen aber die Tendenzen bei den Infektionszahlen, dass das Tief im April und Mai gefunden sein könnte. Erste Lockerungen vom Lockdown dürften zu gewissen Stabilisierungen auch in den Makro-Daten führen können – allerdings nur sehr langsam!
Fazit: Der ISM PMI Non-Manufacturing brach ausgehend von einem Wert oberhalb von 50 Punkten nun im April auf 41,8 Punkte ein. Die Zahlen sollten nur mit großer Vorsicht interpretiert werden, da insbesondere die Unterkomponente der „Lieferungen“ ein verzerrtes Bild im Gesamtindex wiedergibt. Die aus diesem Grund zu präferierende Komponente „Unternehmensaktivität“ spiegelt mit dem Einbruch von 48,0 auf 26,0 Punkte die katastrophale Situation im massiv vom Lockdown betroffenen Service-Sektor der USA besser wider. Massiv eingebrochen sind auch die Komponenten der „Auftragseingänge“ und der „Beschäftigung“. Letzteres bestätigt die düsteren Erwartungen für den US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag. Die ISM-Zahlen beschreiben das Bild einer zum großen Teil am Boden liegenden Wirtschaft, was bei einem derartigen Lockdown wenig überrascht.