Wirecard Aktie: Das raten die Experten nun nach dem KPMG-Desaster
Wirecard hat in den letzten Tagen an der Börse mal wieder Kredit verspielt, der Umgang mit den Ergebnissen des KPMG-Audits (wir berichteten) war bemerkenswert neben der Realität, die in dem Dokument der Prüfer zu lesen war. Dass die Bilanzvorlage für 2019 vonseiten des DAX-Konzerns noch einmal verschoben wurde, setzte dem die Krone auf. An der Börse ging die Tahlfahrt der Wirecard Aktie weiter, erst am Mittwoch beruhigte sich die Lage am Verlaufstief bei 84,08 Euro - nur wenige Euro über dem bei 79,68 Euro notierten Corona-Crashtief. Ins lange Wochenende ging der Titel am Donnerstag letztlich bei 90,40 Euro.
Eine ganze Reihe von Aktienanalysten hat sich nach den letzten Wirecard-News zu Wort gemeldet - eine Übersicht der neuesten Stimmen aus den letzten Tagen.
Goldman Sachs sieht in der aktuellen Situation deutliches Kurserholungspotenzial bei der Wirecard Aktie mit einem Kursziel von 130 Euro - die Einstufung liegt bei „Neutral”. Die letzten Tage haben nach Ansicht der Experten allerdings neue Unsicherheiten geschaffen und man rechnet mit einem volatilen Aktienkursverlauf. Erst wenn mehr Klarheit geschaffen wird, dürfte sich diese Phase beruhigen.
Warburg erwartet bei der Wirecard Aktie weit mehr als eine Kursverdoppelung vom aktuellen Niveau aus. Bis auf 230 Euro soll der DAX-Wert steigen, prognostizieren die Experten. Die Kaufempfehlung wird bestätigt - und das, obwohl die Aktienexperten zusätzliche Aufklärung für notwendig halten nach dem KPMG-Report zu den Bilanzmanipulationsvorwürfen, die gegen Wirecard seit 2019 das Bild prägen.
Von JP Morgan kommt hingegen das Votum „neutral“ für die Wirecard-Aktien. Das Kursziel sehen die Amerikaner wie bisher bei 150,00 Euro. Kritisiert wird von den Experten, dass Wirecard nicht immer mit KPMG kooperiert hat. Viele Dokumenten standen nicht zur Verfügung. Dies hatte KPMG im Bericht angemerkt. Auch sehen die Experten weiter eine Reihe von Unbekannten.
Kritisch setzt man sich bei der UBS mit den Ergebnissen der Sonderprüfung auseinander. Es seien viele Fragen offen und Wirecard habe weiter Nachholbedarf bei internen Prozesse und Kontrollmechanismen. Die Analysten der Schweizer Bank sprechen dennoch weiter das Rating „neutral“ für die Aktien von Wirecard aus. Das Kursziel steht unverändert bei 129,00 Euro.
Independent Research sieht Wirecard nach den Ergebnissen der Sonderprüfung weiter als angreifbar an und kritisieren die für einen DAX-KOnzern beispiellose Situation. Sehr negativ kommt es bei den Analysten an, dass KPMG aufgrund der unvollständigen Datenlage keine Beurteilung zum Drittpartnergeschäft abgeben kann. Unerfreulich ist für sie zudem, dass Wirecard die Untersuchung offenbar verzögert hat.
Weitere Analystenstimmen sind ähnlich, die Experten kommen aber zu extrem unterschiedlichen Reaktionen. So bestätigt die Baader Bank das Kursziel für Wirecards Aktie mit 240 Euro, während die DZ Bank ihre Zielmarke deutlich auf 105 Euro senkt. Die Nord LB sieht die Zielmarke weiter bei 102 Euro.