Fed: Notenbanker versprühen auch auf mittlere Sicht nur wenig Zuversicht! - Nord LB Kolumne
Auf ihrer Sitzung am gestrigen Mittwoch hat die Federal Reserve erwartungsgemäß keine neuen Maßnahmen im Zuge der Bekämpfung der Coronavirus-Krise beschlossen. Kein Wunder – sie ist ja bereits seit Mitte März im vollen Einsatz! So verblieb die obere Bandbreite des Leitzinses bei 0,25%, alle Instrumente werden weiter „kraftvoll“ genutzt. Wer sich ein wenig Zuversicht von den Notenbankern erhofft hatte wurde enttäuscht. Kein Wunder – sie wissen es ja auch nicht!
Das veröffentlichte Statement der Federal Reserve wurde zwar zu einem großen Teil angepasst, beinhaltet aber zumeist nur Aussagen zu den bekannten Entwicklungen der letzten Wochen: Wie schon im März wurde betont, dass dieses Leitzinsniveau so lange beibehalten werde, bis die Wirtschaft des Landes die Auswirkungen des Coronavirus überstanden habe und den von der Fed angestrebten Pfad maximaler Beschäftigung und der Einhaltung der Preisziele zurückgekehrt sei. Hinzugefügt wurde die Passage, dass die Krise kurzfristig massiv auf die wirtschaftliche Leistung, Beschäftigung und Inflation wirken werde und auch „mittelfristig beträchtliche Risiken für den Ausblick“ berge. Insofern dürfte der Leitzins für längere Zeit auf diesem Niveau verharren.
Genau auf diese Perspektiven ab dem 2. Halbjahr fokussierte Fed-Präsident Jerome Powell in seiner anschließenden Telefonkonferenz: Selbst eine Erholung ab dem III. Quartal werde seiner Meinung nach nachhaltige Spuren in der US-Wirtschaft „im nächsten Jahr oder so“ hinterlassen. Dabei mag er im Blick gehabt haben, dass es erstens eine zweite Welle der Ansteckung geben könnte, zweitens aber auch die Fiskalpolitik nochmals aufzurufen, den Schaden zu begrenzen. Einen zu befürchtenden Kahlschlag bei den Beschäftigtenzahlen könnte schließlich Vertrauen, Konsum und damit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes unterminieren. Powells düstere Worte, „wir werden nicht dahin zurückkehren, wo wir einmal waren“, klingen als Warnung nach!
Die derzeitige Unsicherheit über die Perspektiven ist enorm hoch, da Erkenntnisse aus der Vergangenheit können kaum als Richtlinie zum Handeln herangezogen werden. Halbwegs gesicherte Hinweise liegen seit gestern über das Ausmaß der BIP-Beeinträchtungen für das I. Quartal vor: Mit dem gemeldeten Einbruch von -4,8% Q/Q (ann.) steht aber nun das noch weitaus schlimmer zu befürchtende II. Quartal bevor, in dem ein Kahlschlag von -30% Q/Q (ann.) wahrscheinlich ist.
Zunächst lautet also für Geld- und Fiskalpolitik die Devise, alles Erdenkliche zur Bekämpfung dieser Krise zu tun. Dies gilt solange, bis die Infektionszahlen in Nordamerika und Europa wieder nachhaltig zurückgehen und Gefahr von zweiten Wellen gering erscheinen. Meldungen aus dem Gesundheitsbereich zu statistischen Tests bezüglich der Wirksamkeit eines Medikamentes sind zudem zu beachten, da sie ja eine wesentliche Quelle der Hoffnung zu einer Besserung darstellen.
Die Märkte reagierten kaum: Der Dax startete heute Morgen bei knapp über 11.000 Punkten, die Rendite US-Treasuries liegt wenig verändert bei 0,60%. Der Euro notiert knapp unter 1,09 USD.
Fazit: Die US-Notenbank hat auf ihrem gestrigen turnusmäßen Treffen keine neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise verkündet. Damit war zu rechnen gewesen. Es wurde aber auch keine richtige Zuversicht versprüht – im Gegenteil: Die wirtschaftliche Leistung, Beschäftigung und Inflation werden massiv beeinträchtigt und auch „mittelfristig gebe es beträchtliche Risiken für den Ausblick“. Powell betonte, dass selbst eine Erholung ab dem III. Quartal nachhaltige Spuren in der US-Wirtschaft „im nächsten Jahr oder so“ hinterlassen werde. Dabei klingt auch seine düstere Botschaft nach, „wir werden nicht dahin zurückkehren, wo wir einmal waren“. Offenbar fordern die Notenbanker damit die Politiker in Washington dazu tun, ihrerseits alles Erdenkliche für die Abwehr der wirtschaftlichen Gefahren – auch auf mittlere Sicht – zu tun. Motto: Prasst jetzt bevor es zu spät ist!