Die Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe brechen drastisch ein - Commerzbank Kolumne
Die Wirtschaft im Euroraum wird von den Pandemie-Maßnahmen hart getroffen. Dies gilt sowohl für die privaten Dienstleistungen als auch für die Industrie. Viele Unternehmen haben die Produktion zum Schutz der Belegschaft oder wegen fehlender Vorprodukte vorübergehend eingestellt. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im Euroraum um knapp 11 Punkte auf 33,6 Punkte. Bei den Dienstleistern wurde mit 11,7 Punkten ein neues Allzeittief erreicht (Finanzmarktkrise: 39,2 Punkte). Sollte es gelingen, die Pandemie bis zur Jahresmitte einzudämmen, dürfte die Produktion in der zweiten Jahreshälfte wieder kräftig steigen.
Anleihen
Großbritannien: Einzelhandel (Mrz), 08:00 Uhr
Deutschland: Ifo-Geschäftsklima (Apr), 10:00 Uhr
USA: Aufträge langlebiger Güter (Mrz), 14:30 Uhr
Gestern haben uns die schwachen Konjunkturdaten aus dem Euroraum und den USA wieder vor Augen gehalten, wie stark die weltweite Wirtschaft wegen der Coronapandemie heruntergefahren wurde. Die Einkaufsmanagerindizes fielen nach dem starken Rückgang im April erneut. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe erreichten mehr oder weniger die Tiefstände der Finanzkrise 2008/2009, die Dienstleistungsumfragen stürzten dagegen wegen der Shutdowns, die vor allem viele Privatdienstleister getroffen haben, auf neue Rekordtiefstände ab. Der Composite-Index für den Euroraum fiel von 26,4 auf 11,7 Punkte (siehe dazu auch „Im Blickpunkt“). Auch aus Schweden und Norwegen wurde ein kräftiger Rückgang der wirtschaftlichen Stimmung gemeldet. In den USA ging die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosigkeit leicht von 5,2 auf 4,4 Mio. zurück. Trotzdem haben sich in den letzten fünf Wochen in den USA insgesamt mehr als 26 Mio. Beschäftigte arbeitslos gemeldet. Am gestrigen Abend tagten die Staats- und Regierungschef der Europäischen Union. Sie stimmten dem von der Eurogruppe beschlossenen Hilfspaket in Höhe von 540 Mrd. Euro zu. Zudem wurde die Einführung eines Recovery-Funds bewilligt, dessen Höhe und Details allerdings noch unklar und umstritten sind. Diskutiert wird ein Volumen von 1 bis 2 Bio. Euro. Bis Mitte Mai soll ein Vorschlag ausgearbeitet werden. Der Fonds soll zum 1. Juni bereitgestellt werden. Die von Italien, Spanien und Frankreich bevorzugten Coronabonds wurden unter anderem von Deutschland und den Niederlanden abgelehnt. Die Bundrenditen gingen im Tagesverlauf nach einem Anstieg von -0,38% auf -0,42% zurück. Der Euro schwächte sich auf 1,076 US-Dollar weiter ab.
Aktien
Air Liquide, Nestlé, Umsatz 1. Quartal
Eni, Sanofi, 1. Quartal
American Express, Verizon, 1. Quartal
An den europäischen Aktienmärkten haben die unerwartet starken Stimmungseintrübungen in der europäischen Wirtschaft die jüngste Erholung ins Wanken gebracht. Danach half den Märken etwas die weitere Stabilisierung am Ölmarkt. Per Saldo erzielten die Aktienmärkte leichte Zugewinne. Der DAX notierte 1% besser und schloss bei gut 10.500 Punkten. Auch im übrigen Europa standen die Zeichen auf Stabilisierung. Vorne lag die Börse in Italien mit +1,5%, während die Schweizer Börse sich knapp behauptete (-0,1%). Im DAX tat sich als Spitzenreiter Wirecard mit Kursen von gut 140 EUR (+11,4%) hervor, die baldigen Ergebnisse zur Sonderprüfung dürften keinerlei Beanstandung bringen. Das Schlusslicht bildete Vonovia (-2,5%). Im MDax (+1,2%) waren Software und Siemens Healthineers mit je +5,2% die besten Werte. Der Großküchenhersteller Rational lag hinten mit -4,5%. Der marktbreite Stoxx Europe 600-Index konnte sich behaupten (+1,1%). Dank der jüngsten Ölpreiserholung auf über 20 USD/b. (Brent) legten Energiewerte (+2,9%) zu, während Nicht-zyklische Konsumwerte sich nur knapp behaupteten ( -0,6%). Nachdem sich die Hoffnungen auf ein mögliches erstes Mittel gegen Covit-19 (Gilead Sciences) zerschlagen haben, traten die US-Börsen nach anfänglicher Erholung zum Schluss auf der Stelle: Dow Jones +0,17%, Nasdaq -0,27% und S%P 500 -0,05%. Die Energiewerte lagen mit +2,9% vorn, das Schlusslicht bildeten die Versorger mit -1,6%. Auch die asiatischen Börsen haben nachgegeben, der Nikkei 225 um knapp 1%. Der HangSeng-Index bewegt sich leicht im Minus, ebenso wie der CSI 300 (Festlandaktien China). Heute dürfte der Dax aufgrund der vorerst zerschlagenen Heilmittel-Hoffnungen leichter eröffnen.