MS Industrie: Corona verhagelt die Pläne
Die Corona-Krise hat MS Industrie voll erwischt. Mitte Februar notierte die Aktie noch um die 2 Euro, am 19. März lag der Kurs bei 0,85 Euro. Inzwischen hat eine Erholungstendenz eingesetzt, das Papier steht aktuell bei 1,30 Euro.
Gegenüber Marktbeobachtern gibt Vorstand Andreas Aufschnaiter am Morgen in einer Videokonferenz Auskunft über die aktuelle Lage bei den Münchenern. Er macht deutlich, dass Corona einige Standorte massiv getroffen hat. Im US-Werk Webberville ist die Produktion derzeit vollkommen eingestellt. Das Aus soll bis zum 30. April andauern. In Trossingen und Zittau liegt die Auslastung bei 5 Prozent. Das Werk in Spaichingen ist zu 60 Prozent ausgelastet. Das bulgarische Gabrovo meldet 70 Prozent, die Werke in China, Brasilien und Graunhain kommen auf 100 Prozent.
Aufschnaiter macht in dem Call deutlich, dass man durch diese Krise selbstverständlich durchkommen werde. Es gebe genügend Reserven und freie Kreditlinien. Diese freien, nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien liegen bei 15 Millionen Euro. Allerdings werde die Situation in der GuV 2020 tiefe Spuren hinterlassen, so der Vorstand.
Im Bereich Powertrain dürfte Corona die Zahlen mit 15 Millionen Euro beim Umsatz belasten. Ohne die Krise hätte diese Sparte 2020 vermutlich einen Umsatz von 105 Millionen Euro bis 110 Millionen Euro erwirtschaftet. Nach aktuellem Stand erscheinen 90 Millionen Euro bis 95 Millionen Euro realistischer. Der Bereich Elektromotoren soll auf einen Umsatz von 20 Millionen Euro kommen, zuvor waren 22 Millionen Euro anvisiert worden. Dabei lief es dort zum Jahresbeginn besonders gut. Der Auftragseingang im ersten Quartal lag bei 9,2 Millionen Euro, das waren fast 50 Prozent des Vorjahresumsatzes. Doch auch hier verhagelt Corona die Pläne.
Akquisitionen möglich: Kaufpreise wieder auf einem vernünftigen Niveau
Ähnlich ist die Situation im Ultraschallbereich. Die alten Erwartungen sind nicht mehr haltbar. Eine genaue Einschätzung der Situation ist mit zu vielen Unsicherheiten belastet. Dennoch will sich MS Industrie dort weiter nach Zukaufsmöglichkeiten umschauen. Einige Due Diligences laufen derzeit. Dank der Krise sind die möglichen Kaufpreise wieder auf einem vernünftigen Niveau angekommen, davor waren sie teils absurd hoch. Bezahlt werden könnte eine solche Übernahme auch mit neuen Aktien. MS Industrie verfügt aktuell über 6 Millionen Aktien an genehmigtem Kapital.
Im Juni soll laut Finanzkalender die nächste Hauptversammlung von MS Industrie stattfinden. Aufschnaiter vermutet, dass diese als virtuelles Treffen über die Bühne gehen wird. Zur Dividende gibt es noch keine konkreten Aussagen. Doch vieles deutet darauf hin, dass diese für 2019 ausfallen wird. Man will in der aktuellen Situation die Liquidität schonen. Damit würde MS Industrie dem Beispiel vieler anderen Gesellschaften folgen. Vorstand Aufschnaiter neigt auf jeden Fall dazu, die Dividende ausnahmsweise auszusetzen.