US-Arbeitsmarkt: Nur die erste Welle des Kahlschlags – es wird noch schlimmer! - Nord LB Kolumne
Soeben sind in den USA neue Daten zum Arbeitsmarkt gemeldet worden. Mit Spannung wurde erwartet, wie stark die Beschäftigung von den Auswirkungen des Coronavirus bereits beeinträchtigt worden ist. Ganz trivial war die Einschätzung vorab nicht: Traditionell finden die Umfragen zum Arbeitsmarktbericht in der Woche statt, in der der 12. des Monats liegt. Damit wurden diesmal Ergebnisse bis zum 13. März gesammelt – alle Entwicklungen danach sollte die Umfrage nicht mehr erfassen! Die beiden zuletzt katastrophal ausgefallenen wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe mit den massiven Anstiegen (plus 3,3 Mio. und plus 6,6 Mio. Anträge) galten erst für den Berichtszeitraum ab dem 16. März. Insofern war nicht ganz überraschend, dass für den heutigen Arbeitsmarktbericht nur eine leichte Eintrübung prognostiziert worden ist – der richtige schmerzhafte Beschäftigungseinbruch wurde eigentlich erst in den Daten für den April erwartet.
Letztlich kam es weitaus schlimmer: Im Berichtsmonat März sind 700.000 Jobs weggefallen. Es ist der erste Rückgang nach 113 (!) Monaten mit Zuwächsen in Folge. Dieser ganz wichtige Indikator ist diesmal schon deutlich böser als befürchtet ausgefallen. Das Wetter trug zu nur 200.000 Streichungen bei. Die ADP-Beschäftigung für den März fiel am Mittwoch (noch) halbwegs solide aus, was erneut bestätigt, dass beide Zeitreihen wenig miteinander korrelieren. Die neugeschaffenen Stellen sind dramatisch schlecht ausgefallen – leider aber ist es nur eine Momentaufnahme zu Beginn des ganzen Corona-Chaos-Monats. Es wird im April noch weitaus schlimmer kommen!
Die Arbeitslosenquote sprang vom 50-Jahretief bei 3,5% auf 4,4% an. Dieser Wert kling noch fast passabel. Doch auch hier muss angesichts der in den letzten beiden Wochen gemeldeten 10 Millionen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfen perspektivisch mit einem Sprung der Arbeitslosenquote in Richtung 10% gerechnet werden. Kurzzeitig könnte es auch darüber hinaus gehen – je nach Dauer der Krise. In den USA kann für Personen ohne Job auch die Krankenversicherung wegfallen.
Im März fiel der Lohnanstieg mit 0,4% M/M unerwartet hoch aus. Dies mag vor allem an dem frühzeitigen Wegfall niedrig bezahlter Kurzfristjobs gelegen haben und ist kein gutes Signal. Zudem gingen die Wochenstunden auf 34,2 zurück. Mit dem absehbaren noch dramatischeren Stellenabbau in den kommenden (nur beiden?) Monaten wird der Konsum der privaten Haushalte einbrechen. Damit löst sich kurzfristig auch der Konsum als wichtigste Pfeiler der US-Wirtschaft auf.
Nun kann es nur darum gehen, mit rigorosen Maßnahmen die Ausbreitung zu verlangsamen und dann zu stoppen. Vermutlich wird erst ein genehmigtes wirksames Medikament für alle die Angst vor Kontakten beenden und zu einer Normalisierung führen können. Bis dahin herrscht Chaos!
Die Marktreaktionen auf diese Zahlen sind zunächst kaum wahrnehmbar – mit eine sehr unerfreulichen Tendenz auf dem US-Arbeitsmarkt musste früher oder später ohnehin gerechnet werden!
Fazit: Der US-Arbeitsmarktbericht lieferte überraschenderweise bereits im März katastrophal schlechte Zahlen: Der Beschäftigungsrückgang fiel mit über 700.000 Personen drastischer als befürchtet aus. Die Arbeitslosenquote zog auf 4,4% an. Da diese Daten aber bereits in der zweiten März-Woche erhoben wurden, beinhalten sie noch nicht einmal die dramatischen Veränderungen in den USA der vergangenen drei Wochen. Die Zahlen spiegeln insofern „nur“ ein erstes Chaos auf dem Arbeitsmarkt wider – das ganz Ausmaß des Horrorbilds eines Beschäftigungskahlschlags wird angesichts der wöchentlich verfügbaren Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit gemeldeten knapp 10 Millionen Personen verstärkt erst im nächsten Arbeitsmarktbericht zu sehen sein. Mit einem Sprung in Richtung der 10%-Marke (und darüber) für die Arbeitslosenquote wird zu rechnen sein. Diese Zahlen zeigen nur den Anfang vom Chaos – es wird aber noch schlimmer kommen (bevor es wieder besser wird)!